Der Countdown läuft: In wenigen Stunden könnten die USA erneut in einen Shutdown schlittern. Museen, Parks und Behörden müssten schließen, Hunderttausende Beschäftigte blieben ohne Gehalt – ein volkswirtschaftlicher Schaden von Milliarden Dollar pro Woche wäre die Folge. Und doch geht es in Washington längst nicht mehr nur ums Geld, sondern um einen politischen Showdown zwischen Donald Trump und den Demokraten.
Der Kern des Konflikts: Trumps Kürzungen bei Medicaid
Trump will im Haushaltsgesetz massiv bei Medicaid kürzen – jenem Programm, das Millionen US-Bürger mit geringen Einkommen absichert und in Teilen synonym mit „Obamacare“ steht.
Laut Berechnungen des Congressional Budget Office würden in den kommenden zehn Jahren rund 16 Millionen Amerikaner ihre Krankenversicherung verlieren. Besonders betroffen: Republikaner-Hochburgen wie Florida und Texas.
Für die Demokraten ist das ein gefundenes Fressen. Trumps Wahlversprechen, das Gesundheitsprogramm unangetastet zu lassen, konterkariert er selbst – und riskiert eine politische Niederlage.

Demokraten wittern historische Gelegenheit
Die Opposition blockiert die Finanzierungsvorlage im Senat und setzt den Präsidenten unter Druck. „Ein Shutdown lässt die Regierung nicht gerade kompetent aussehen“, analysiert Jeffrey Rathke, Präsident des American-German Institute. Für Trump sei das Gift für die von ihm gepflegte Aura des erfolgreichen Geschäftsmanns.
Doch die Demokraten wirken selbst nicht geschlossen. Während Minderheitenführer Hakeem Jeffries und Chuck Schumer noch um Geschlossenheit ringen, setzen linke Stars wie Alexandria Ocasio-Cortez auf Eskalation und fordern kompromisslos Widerstand. Die innere Zerrissenheit könnte die Partei den möglichen Sieg kosten.

Trump setzt auf Eskalation – mit riskanter Rhetorik
Trump reagiert mit der bekannten Mischung aus Härte und Polemik. Auf seiner Plattform Truth Social wetterte er, die Demokraten wollten „eine Billion Dollar für die Gesundheitsversorgung illegaler Einwanderer“ und behauptete, sie würden Verstorbene auf Versicherungslisten belassen. Gleichzeitig drohte er, im Falle eines Shutdowns nicht nur zu beurlauben, sondern gleich dauerhaft zu entlassen.
Das Kalkül: Stärke demonstrieren, koste es, was es wolle. Doch je länger der Stillstand anhält, desto mehr leidet auch seine eigene Wählerschaft – etwa Rentner, die auf Ämter angewiesen sind, oder Staatsangestellte, die ohne Gehalt ihre Rechnungen nicht zahlen können.
Das Risiko der Demokraten
So klar die Fronten erscheinen: Für die Demokraten birgt der Poker auch Gefahren. Gelingt es nicht, ein sichtbares Ergebnis zu erreichen, könnte der Shutdown als chaotischer Machtkampf in Erinnerung bleiben – und am Ende den Republikanern nutzen.
Jeffrey Rathke bringt es auf den Punkt: „Dieser Shutdown wird zentral dafür sein, wie die Amerikaner die Demokraten in den nächsten Monaten wahrnehmen: Wirkt die Partei, als hätte sie eine Strategie, oder nicht?“
Fazit: Alles oder nichts
Was in Washington derzeit läuft, ist weit mehr als ein Haushaltsstreit. Es ist ein politischer Machtkampf, der über Trumps Image als starker Präsident und über die strategische Handlungsfähigkeit der Demokraten entscheiden könnte. Gewinnen sie den Schlagabtausch, wäre es die erste große Niederlage für Trump seit Beginn seiner zweiten Amtszeit. Verlieren sie – droht ein Desaster, das sie bis in die Kongresswahlen 2026 verfolgen wird.
