Ein Quartal wie aus dem Lehrbuch
Selten läuft es für einen Rückversicherer so glatt: Naturkatastrophen verursachten bei Munich Re im zweiten Quartal lediglich rund 20 Millionen Euro an Kosten – ein Bruchteil der mehr als 500 Millionen Euro aus dem Vorjahr.

Das Ergebnis: Der Überschuss schnellte um 30 Prozent auf knapp 2,1 Milliarden Euro. CEO Joachim Wenning sieht den Konzern damit klar auf Kurs, den Jahresgewinn von sechs Milliarden Euro zu erreichen.
Auch die kombinierte Schaden-Kosten-Quote im Schaden- und Unfallgeschäft setzte neue Maßstäbe: 77,9 Prozent nach 93,6 Prozent im Vorjahr. In einer Branche, in der Werte um 95 Prozent als solide gelten, ist das außergewöhnlich gut.
Umsatz sinkt – Ausblick gekappt
Während die Gewinnseite glänzt, schwächelt die Umsatzentwicklung. Mit 14,78 Milliarden Euro lag der Versicherungsumsatz leicht unter dem Vorjahreswert von knapp 14,95 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr senkte Munich Re die Prognose von 64 Milliarden auf 62 Milliarden Euro.
Hintergrund ist der Preisdruck im Kerngeschäft: Nach Jahren mit deutlichen Preisanhebungen musste der Rückversicherer bei der jüngsten Vertragserneuerung zum 1. Juli erstmals wieder sinkende risikobereinigte Preise akzeptieren – im Schnitt um 2,5 Prozent.
Rückzug aus unrentablem Geschäft
Der Preisrückgang hat Folgen. Munich Re entschied sich, aus weniger profitablen Vertragssegmenten auszusteigen. Das erneuerte Volumen schrumpfte dadurch um 3,2 Prozent. Seit Jahresbeginn ergibt sich ein durchschnittlicher Preisrückgang um 1,2 Prozent – eine Entwicklung, die Anleger und Analysten aufmerksam beobachten werden.
Anleger zwischen Euphorie und Vorsicht
Die Börse reagierte zunächst verhalten: Vorbörslich verlor die Aktie knapp zwei Prozent. Für langfristig orientierte Investoren bleibt die Grundstory jedoch intakt. Der Gewinnrekord unterstreicht die Ertragskraft des Konzerns – doch die gesenkten Umsatzerwartungen mahnen, dass auch für Branchenführer der Preisdruck zurück ist.
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