18. Juli, 2025

Börse

Rasanter Aufstieg, wacklige Basis - die Aktie CoreWave

Die Aktie von CoreWeave vervierfachte sich nach holprigem Börsenstart – jetzt mehren sich die Warnsignale. Analysten hinterfragen die Bewertung, die Abhängigkeit von Großkunden und die bald endende Sperrfrist.

Rasanter Aufstieg, wacklige Basis - die Aktie CoreWave
Von 40 auf 187 Dollar – doch Analysten warnen: CoreWeave erzielt 72 % seines Umsatzes mit Microsoft und schreibt tiefrote Zahlen.

Von 40 auf 187 Dollar – und zurück

Noch im März galt CoreWeave als ein weiterer KI-Kandidat mit ambitionierter Vision, aber durchwachsenem IPO. Die Aktie startete unter Ausgabepreis, wurde belächelt – und überraschte dann alle.

Binnen weniger Wochen vervierfachte sich der Kurs auf zeitweise 187 Dollar. Doch der Rausch ist vorbei: Inzwischen notiert das Papier bei rund 143 Dollar, ein Rückgang von etwa 25 Prozent zum Allzeithoch. Die Luft wird dünner.

Quelle: Eulerpool

Abhängigkeit im Milliardenformat

CoreWeave inszeniert sich als Infrastrukturanbieter der neuen KI-Ökonomie – mit NVIDIA als strategischem Partner und Microsoft als Hauptkunde.

Doch genau diese Partnerschaften sind Fluch und Segen zugleich: 72 Prozent des Umsatzes im ersten Quartal stammten allein von Microsoft, wie aus den jüngsten Zahlen hervorgeht.

NVIDIA hält zudem einen erheblichen Aktienanteil und ist zugleich Lieferant. Die Abhängigkeit von zwei Kunden ist enorm – und ein Klumpenrisiko, das immer mehr Analysten kritisch einstufen.

Quelle: Eulerpool

Wachstum mit Nebenwirkungen

Die Umsätze wuchsen zuletzt rasant: Von 188 Millionen auf knapp 982 Millionen US-Dollar im ersten Quartal 2025 – ein Plus von über 400 Prozent. Gleichzeitig explodierten die Ausgaben: Die operativen Kosten stiegen von rund 172 Millionen auf über eine Milliarde Dollar.

Der Verlust verdoppelte sich auf 314 Millionen Dollar. CoreWeave investiert aggressiv – in Infrastruktur, Kapazitäten und Marktmacht. Doch das Wachstum ist teuer erkauft und bislang nicht profitabel.

Quelle: Eulerpool

Analysten werden vorsichtiger

Die Stimmung unter Analysten hat sich deutlich abgekühlt. Mizuho-Analyst Gregg Moskowitz senkte seine Bewertung von „Outperform“ auf „Neutral“, trotz Anhebung des Kursziels.

Die Bewertung sei angesichts der Kursentwicklung kaum noch zu rechtfertigen, auch wenn strategische Schritte wie die Übernahme von Core Scientific (für neun Milliarden US-Dollar in Aktien) grundsätzlich positiv gesehen werden. Auch CFRA-Analyst Angelo Zino sieht in der Transaktion finanzielle Flexibilität – bleibt aber bei „Halten“.

Sperrfrist als Risiko

Ein potenzieller Kursdämpfer lauert im September: Dann läuft die Lock-up-Periode für Insider ab. Wer beim IPO eingestiegen ist, darf dann erstmals verkaufen – und dürfte angesichts der bisherigen Performance genau das tun.

Die Shortquote liegt bei rund 10 Prozent, was bedeutet: Viele Wetten laufen bereits auf fallende Kurse. Ein größerer Abverkauf könnte die Dynamik weiter verschärfen.

Bewertung überholt Realität

Trotz der KI-Fantasie und prominenter Partnerschaften: Viele Analysten sehen den Kurs inzwischen als überzogen. Auf der Plattform TipRanks liegt das durchschnittliche Kursziel bei 99,39 US-Dollar – rund 30 Prozent unter dem aktuellen Niveau. Die Kernfrage lautet: Wie viel Zukunft ist im aktuellen Kurs eigentlich schon eingepreist?

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