Von 40 auf 187 Dollar – und zurück
Noch im März galt CoreWeave als ein weiterer KI-Kandidat mit ambitionierter Vision, aber durchwachsenem IPO. Die Aktie startete unter Ausgabepreis, wurde belächelt – und überraschte dann alle.
Binnen weniger Wochen vervierfachte sich der Kurs auf zeitweise 187 Dollar. Doch der Rausch ist vorbei: Inzwischen notiert das Papier bei rund 143 Dollar, ein Rückgang von etwa 25 Prozent zum Allzeithoch. Die Luft wird dünner.
Abhängigkeit im Milliardenformat
CoreWeave inszeniert sich als Infrastrukturanbieter der neuen KI-Ökonomie – mit NVIDIA als strategischem Partner und Microsoft als Hauptkunde.
Doch genau diese Partnerschaften sind Fluch und Segen zugleich: 72 Prozent des Umsatzes im ersten Quartal stammten allein von Microsoft, wie aus den jüngsten Zahlen hervorgeht.
NVIDIA hält zudem einen erheblichen Aktienanteil und ist zugleich Lieferant. Die Abhängigkeit von zwei Kunden ist enorm – und ein Klumpenrisiko, das immer mehr Analysten kritisch einstufen.
Wachstum mit Nebenwirkungen
Die Umsätze wuchsen zuletzt rasant: Von 188 Millionen auf knapp 982 Millionen US-Dollar im ersten Quartal 2025 – ein Plus von über 400 Prozent. Gleichzeitig explodierten die Ausgaben: Die operativen Kosten stiegen von rund 172 Millionen auf über eine Milliarde Dollar.
Der Verlust verdoppelte sich auf 314 Millionen Dollar. CoreWeave investiert aggressiv – in Infrastruktur, Kapazitäten und Marktmacht. Doch das Wachstum ist teuer erkauft und bislang nicht profitabel.
Analysten werden vorsichtiger
Die Stimmung unter Analysten hat sich deutlich abgekühlt. Mizuho-Analyst Gregg Moskowitz senkte seine Bewertung von „Outperform“ auf „Neutral“, trotz Anhebung des Kursziels.
Die Bewertung sei angesichts der Kursentwicklung kaum noch zu rechtfertigen, auch wenn strategische Schritte wie die Übernahme von Core Scientific (für neun Milliarden US-Dollar in Aktien) grundsätzlich positiv gesehen werden. Auch CFRA-Analyst Angelo Zino sieht in der Transaktion finanzielle Flexibilität – bleibt aber bei „Halten“.
Sperrfrist als Risiko
Ein potenzieller Kursdämpfer lauert im September: Dann läuft die Lock-up-Periode für Insider ab. Wer beim IPO eingestiegen ist, darf dann erstmals verkaufen – und dürfte angesichts der bisherigen Performance genau das tun.
Die Shortquote liegt bei rund 10 Prozent, was bedeutet: Viele Wetten laufen bereits auf fallende Kurse. Ein größerer Abverkauf könnte die Dynamik weiter verschärfen.
Bewertung überholt Realität
Trotz der KI-Fantasie und prominenter Partnerschaften: Viele Analysten sehen den Kurs inzwischen als überzogen. Auf der Plattform TipRanks liegt das durchschnittliche Kursziel bei 99,39 US-Dollar – rund 30 Prozent unter dem aktuellen Niveau. Die Kernfrage lautet: Wie viel Zukunft ist im aktuellen Kurs eigentlich schon eingepreist?
Das könnte Sie auch interessieren:
