Der Präsident fordert Zinssenkungen
Donald Trump weiß, was er will – und er will niedrige Zinsen. Möglichst sofort. Doch Fed-Chef Jerome Powell denkt gar nicht daran, ihm diesen Wunsch zu erfüllen.
Bei ihrer jüngsten Sitzung lässt die Federal Reserve den Leitzins unverändert bei 4,25 bis 4,50 Prozent. Der Markt hatte ohnehin nicht mit einer Senkung gerechnet – und doch ist die Entscheidung mehr als Routine. Sie ist ein Affront gegen den Präsidenten.

Denn Trumps Forderungen waren laut. Zuletzt hatte er Powell öffentlich gedrängt, den Kurs zu lockern, um die angeschlagene Konjunktur zu stützen. Die Antwort der Fed: Abwarten.
Man wolle zunächst besser verstehen, wie sich Trumps eigene Politik – insbesondere der massive Zollkurs – auf Inflation und Wachstum auswirkt.
Powell bleibt hart – doch die Märkte zittern
Powells Entscheidung zeigt: Die Fed will sich nicht treiben lassen. Nicht von Politik. Nicht von Märkten. Nicht vom Weißen Haus.
„Wir orientieren uns an Daten, nicht an Druck“, ließ Powell verlautbaren – ein Satz, der ebenso nüchtern klingt, wie er mutig ist. Denn der politische Gegenwind wird schärfer.
An den Märkten reagierten die Anleger mit Zurückhaltung. Der S&P 500 gab leicht nach, ebenso der Nasdaq. Der Dollar behauptete sich stabil. An den Anleihemärkten hingegen griffen Investoren zu – ein Zeichen, dass das Vertrauen in die Fed noch nicht erschüttert ist. Noch.

Zölle drücken auf Stimmung – und Preise
Trump hat in den vergangenen Wochen eine neue Zollwelle ausgelöst. 25 Prozent auf Aluminium, 25 Prozent auf Autos, 145 Prozent auf China-Importe – und das ist nur der Anfang.
Die Folgen zeigen sich bereits: Laut der Universität Michigan erwarten US-Haushalte eine Inflationsrate von 6,5 Prozent binnen Jahresfrist – der höchste Wert seit über 40 Jahren.
Für die Fed ist das eine heikle Lage. Senkt sie jetzt die Zinsen, könnte dies als politisches Einknicken gewertet werden. Wartet sie zu lange, droht eine Rezession – und damit die Schuldfrage. Die Ökonomin Lena Dräger vom IfW bringt es auf den Punkt: „Die Fed steckt im Dilemma. Ihre Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel.“
Ein Präsident, der drückt – eine Notenbank, die standhält
Dass Trump die Unabhängigkeit der Fed untergräbt, ist kein neues Phänomen. Schon in seiner ersten Amtszeit beschimpfte er Powell öffentlich – als „größte Bedrohung der US-Wirtschaft“. Jetzt macht er da weiter, wo er aufgehört hat. Der Unterschied: Diesmal ist der wirtschaftliche Boden wackliger.
Die US-Wirtschaft schwächelt spürbar. Die Effekte der Zölle schlagen auf Verbraucherpreise durch, Investitionen geraten ins Stocken. Und doch hält die Fed dagegen – noch. Denn eine zu frühe Lockerung könnte als Schulterschluss mit dem Weißen Haus missverstanden werden. Für Powell ein No-Go.
Geldpolitik unter politischer Dauerbeobachtung
Wie lange die Fed diese Linie durchhalten kann, ist offen. Denn im Hintergrund läuft längst der Machtkampf um die Deutungshoheit: Wer steuert die US-Wirtschaft? Die unabhängige Notenbank – oder ein Präsident, der keine Geduld kennt? Der Druck wächst. Auch, weil Trump deutlich gemacht hat, dass er Powell nicht vorzeitig entlassen will – zumindest vorerst.
Doch Ökonomen wie Michael Heise warnen: Eine nachhaltige Lockerung sei nur möglich, wenn Trumps Zollpolitik entschärft werde. Ansonsten bliebe die Inflation hoch – und die Spielräume der Fed eng.
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