05. November, 2025

Quartalszahlen

Novo Nordisk kassiert erneut – der Hype bröckelt

Der dänische Pharmakonzern senkt zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres seine Prognose. Analystenerwartungen verfehlt, Investitionen gekürzt, Blockbuster schwächeln. Was bedeutet das für den Weltmarktführer bei Diabetes- und Abnehmspritzen?

Novo Nordisk kassiert erneut – der Hype bröckelt
Trotz boomender Nachfrage nach Wegovy und Ozempic senkt der Pharmakonzern bereits zum zweiten Mal seine Jahresziele – die Produktion stockt, Investitionen werden gekürzt, gleichzeitig baut Novo Nordisk weltweit rund 9000 Stellen ab.

Der Marktführer stolpert – erneut

Novo Nordisk ist an den Kapitalmärkten der Inbegriff für Wachstum. Gewichtsspritzen wie Ozempic und Wegovy haben das Unternehmen zum wertvollsten Pharmahersteller Europas gemacht, zeitweise sogar zur wertvollsten Firma des Kontinents – noch vor LVMH.

Doch nun steht der Konzern zum zweiten Mal in einem Jahr vor demselben Problem: Zu hohe Erwartungen, zu wenig Ergebnis. Im dritten Quartal verfehlt Novo Nordisk die Prognosen der Analysten. Umsatz und operativer Gewinn bleiben unter den Erwartungen.

Das Management reagiert mit dem, was Unternehmen gewöhnlich vermeiden: einer erneuten Prognosesenkung. Kein PR-Sprech, keine Euphemie – die operative Realität ist härter geworden.

Neue Ziele – deutlich kleiner als zuvor

Noch vor Monaten versprach Novo Nordisk zweistellige Wachstumsraten. Jetzt klingt es vorsichtiger. CEO Maziar Mike Doustdar korrigiert die Erwartungen: Umsatzwachstum nur noch 8 bis 11 Prozent statt zuvor bis zu 14 Prozent, operativer Gewinn nur noch 4 bis 7 Prozent Wachstum – am oberen Ende um drei Prozentpunkte gekappt.

Gleichzeitig streicht Doustdar Investitionen zusammen. Für ein Unternehmen, das sich in einem Milliardenmarkt befindet, wirkt das wie ein Bremsmanöver.

Die Stars verlieren Strahlkraft

Wegovy und Ozempic sind die Blockbuster, wegen denen Anleger gefühlt jede Zahl von Novo Nordisk verzeihen. Diesmal nicht. Beide Medikamente enttäuschen die Analystenerwartungen leicht.

Die Nachfrage ist weiterhin enorm, das Problem ist die Produktion. Manche Apotheken führen Wartelisten. Ein Brancheninsider kommentiert: „Es gibt keine Nachfragekrise, es gibt eine Produktionskrise.“ Für ein Wachstumsunternehmen ist das ein Luxusproblem – aber eben ein Problem.

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Nach neun Monaten steht ein Umsatzplus von 12 Prozent auf rund 230 Milliarden dänische Kronen (etwa 7,5 Milliarden Euro).

Der operative Gewinn steigt um 5 Prozent auf knapp 96 Milliarden Kronen, der Konzerngewinn um 4 Prozent auf 75,5 Milliarden Kronen. Profitabel bleibt Novo Nordisk also ohne Frage. Doch an der Börse zählt nicht nur Gewinn. Sondern Wachstumsgeschwindigkeit. Und dort zeigt der Trend nach unten.

Stellenabbau trotz Rekordnachfrage

Die Bilanz enthält einen unangenehmen Posten: milliardenschwere Abschreibungen für den Abbau von weltweit 9000 Stellen. Das ist keine Routinebereinigung, sondern ein Eingriff ins Geschäftsmodell.

Warum entlässt ein Unternehmen Mitarbeiter, das gleichzeitig Rekordnachfrage hat? Genau an diesem Punkt werden Investoren hellhörig. Denn Unternehmen entlassen nicht, wenn sie über zu viel Arbeit verfügen.

Was bedeutet das für Anleger?

Novo Nordisk bleibt Weltmarktführer. Der Markt für Gewichtsspritzen wird langfristig auf über 100 Milliarden Dollar jährlich geschätzt. Doch drei Risiken rücken näher: Produktionskapazitäten wachsen nicht schnell genug.

Wettbewerber wie Eli Lilly, Pfizer und Amgen drängen in denselben Markt. Gesundheitsbehörden und Krankenkassen beginnen, die Erstattung von Lifestyle-Medikamenten zu hinterfragen. Wer Marktführer ist, wird zuerst reguliert.

Fazit: Jetzt muss Novo liefern

Novo Nordisk ist weiterhin stark. Aber der Erwartungsdruck ist stärker. Die Börse verzeiht keine Verlangsamung, wenn ein Titel zum „Wachstums-Messias“ geworden ist. Der Konzern muss jetzt nicht nur Medikamente liefern – sondern Antworten.

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