Zurück in der Spur
Softbank ist zurück – zumindest auf dem Papier. Nach einer langen Durststrecke mit teuren Fehlinvestitionen und viel Spott für das hochriskante Wetten auf die Zukunft, hat der japanische Tech-Investor im ersten Quartal seines Geschäftsjahres eindrucksvoll die Kurve bekommen.

421,8 Milliarden Yen Nettogewinn (rund 2,46 Milliarden Euro) meldete das Unternehmen am Donnerstag – ein Turnaround, der aufhorchen lässt. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres stand noch ein Minus von 174,3 Milliarden Yen in den Büchern.
Getrieben wurde das Ergebnis vor allem von einer alten Wette, die sich nun doch auszahlt: der südkoreanischen E-Commerce-Plattform Coupang. Ihr Aktienkurs ist in den vergangenen Monaten stark gestiegen – und hat Softbanks Vision Fund nun wieder Leben eingehaucht.
Der Vision Fund lebt – vorerst
Lange war Softbanks Prestigeprojekt Vision Fund in der Defensive. Der Milliardenverlust in der Ära WeWork, der gescheiterte Börsengang von ARM und die Turbulenzen an den Tech-Börsen hatten die hochfliegenden Ambitionen der Japaner auf den Boden geholt. Doch nun meldet sich der Fonds mit Wucht zurück: 726,8 Milliarden Yen Gewinn im Quartal – das entspricht fast fünf Milliarden Euro.
Etwa die Hälfte davon stammt allein aus dem Bewertungsanstieg von Coupang. Für Softbank ein Befreiungsschlag, für den Markt ein Signal: Nicht jede Wette war falsch gesetzt.
Coupang als Hoffnungsträger
Die Plattform, die in Südkorea Marktführer im Onlinehandel ist, wurde einst mit Amazon verglichen – und litt lange unter diesem Vergleich. Nun dreht sich das Bild. Anleger setzen auf das robuste Wachstum des asiatischen Onlinehandels und die zunehmende Marktmacht Coupangs. Der Aktienkurs zog an, Softbank profitierte.
Die Beteiligung an Coupang ist ein Paradebeispiel dafür, wie stark der Vision Fund an einzelnen Investments hängt. Und wie volatil das gesamte Geschäftsmodell bleibt. Dass ein einziger positiver Ausreißer einen Milliardenumschwung auslösen kann, zeigt: Die Risiken sind nicht verschwunden, nur vertagt.
Analysten überrascht – aber nicht überzeugt
Dass der Gewinn deutlich über den Erwartungen lag – Analysten hatten im Schnitt mit 127,6 Milliarden Yen gerechnet –, ist ein Achtungserfolg. Doch an der Börse bleibt man vorsichtig. Denn so stark das Quartal auf dem Papier aussieht, so abhängig ist es von Marktbewegungen, auf die Softbank wenig Einfluss hat.
Die grundsätzliche Frage bleibt: Kann der Vision Fund dauerhaft Renditen liefern – oder bleibt er ein hochvolatiles Vehikel, das von wenigen Glückstreffern lebt? Die Antwort darauf steht weiter aus.
Son bleibt offensiv
Konzernchef Masayoshi Son, bekannt für seine visionären Auftritte und vollmundigen Ankündigungen, dürfte sich durch das Ergebnis bestätigt fühlen. Für ihn ist die Zukunft klar: Künstliche Intelligenz, Automatisierung, Robotik – hier soll Softbank weiter investieren. Dass der Markt aktuell viele dieser Themen euphorisch bewertet, spielt ihm in die Karten.
Doch die Geschichte des Konzerns zeigt: Zwischen Vision und Wirklichkeit liegt oft ein tiefer Graben. WeWork, Oyo, Katerra – die Liste der spektakulär gescheiterten Investments ist lang. Die nun gemeldeten Gewinne sind da eher Verschnaufpause als Triumph.
Strategie mit Schattenseiten
Was Softbank derzeit erfolgreich macht, ist zugleich ihr strukturelles Risiko: der Fokus auf wachstumsstarke, aber verlustreiche Tech-Unternehmen. In einem Bullenmarkt mag das funktionieren – in einer Phase der Zinswende und des geopolitischen Risikos wird es gefährlich.
Auch bleibt offen, wie es mit dem geplanten Börsengang von ARM weitergeht – einem weiteren Schlüsselinvestment des Hauses. Der IPO soll Milliarden bringen, doch der Zeitpunkt ist ungewiss. Son setzt auf Rückenwind durch den KI-Hype. Doch das Fenster dafür könnte sich schneller schließen, als es sich geöffnet hat.
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