Ein Deal, der Geschichte schreiben soll
Es war kurz nach 17 Uhr in Washington, als Donald Trump die Nachricht bekam, auf die er wohl seit Monaten hinarbeitete. Während einer Rede beugte sich sein Sicherheitsberater Marco Rubio zu ihm und flüsterte, dass es eine Einigung zwischen Israel und der Hamas gebe. Minuten später veröffentlichte Trump die Botschaft auf Truth Social:
„Hamas und Israel haben sich geeinigt.“
Damit beginnt die erste Phase von Trumps neuem Friedensplan – ein Projekt, das Kritiker schon jetzt als riskanter bezeichnen als jedes andere in der jüngeren Nahost-Geschichte. Nach fast zwei Jahren seit dem Angriff der Hamas auf Israel sollen nun alle Geiseln freikommen. Doch wie stabil der Deal wirklich ist, bleibt offen.
Was vereinbart wurde
Laut Trump haben sich beide Seiten – vermittelt durch Katar, Ägypten und die Türkei – auf eine erste Umsetzung geeinigt. Die Hamas soll sämtliche Geiseln freilassen, Israel im Gegenzug seine Truppen auf eine „vereinbarte Linie“ zurückziehen. Zudem sollen rund 1.900 palästinensische Häftlinge freikommen, darunter 250, die wegen Terroranschlägen verurteilt wurden.
Humanitäre Hilfe soll wieder in den Gaza-Streifen gelangen. Israels Premier Benjamin Netanjahu sprach von einem „großen Tag für Israel“ und dankte Trump für seine Rolle. Hamas wiederum warnte, man werde Israel „nicht gestatten, sich den Verpflichtungen zu entziehen“.
Der offizielle Vertrag soll in Ägypten unterzeichnet werden – ein symbolträchtiger Ort, an dem schon frühere Friedensverhandlungen stattfanden.
Alte Gegner, neue Unsicherheiten
Der Deal bringt Bewegung in einen Konflikt, der seit Jahrzehnten festgefahren ist. Doch viele Punkte sind ungeklärt. Wann genau die Geiseln freikommen, ob in Etappen oder auf einmal, ist ebenso offen wie die Frage, wer in Gaza künftig das Sagen haben soll.

Trumps Plan sieht vor, dass dTrumps Friedensplan sieht eine internationale Schutztruppe und den Wiederaufbau Gazas vor – Kritiker warnen, das Abkommen könne ohne stabile Umsetzung schnell in Chaos enden.ie Hamas entwaffnet wird – und im Gegenzug Amnestie erhält. Ein Vorschlag, der in Israel auf heftigen Widerstand stößt. „Wer Terroristen Amnestie gewährt, schafft keinen Frieden, sondern neue Gewalt“, kritisierte Oppositionsführer Yair Lapid.
Auch über den Rückzugsbereich der israelischen Armee herrscht Unklarheit. Der Plan beruht auf gegenseitigem Vertrauen – und genau das ist im Nahen Osten Mangelware.

Phase zwei: Ein Friedensrat unter US-Regie
Die zweite Phase des Plans soll weit mehr verändern. Trump will einen internationalen „Friedensrat“ gründen, den er selbst leiten will – gemeinsam mit dem früheren britischen Premier Tony Blair und Vertretern muslimischer Staaten wie Indonesien oder Pakistan.
Diese Koalition soll den Wiederaufbau Gazas organisieren und eine Schutztruppe stellen. Im besten Fall entsteht daraus ein Weg zu palästinensischer Selbstverwaltung – oder sogar Staatlichkeit. Doch die Realität dürfte komplizierter werden: Gaza ist zerstört, die Bevölkerung traumatisiert, das Vertrauen auf beiden Seiten zerbrochen.
Machtpolitik statt Diplomatie
Wie Trump die Einigung durchsetzte, ist typisch für seinen Stil. Laut Verhandlungskreisen soll er Netanjahu in einem Telefonat unmissverständlich gedroht haben: Akzeptiere den Plan – oder verliere die Unterstützung der USA.
Diese Härte zeigte Wirkung. Auch die arabischen Vermittlerstaaten, allen voran Katar, drängten die Hamas zur Zustimmung. Washington nutzte den Moment, um Druck und Diplomatie zu verbinden – ein riskantes Spiel, das diesmal aufzugehen scheint.
Doch es bleibt ein Deal zwischen Misstrauen und Zwang. Eine dauerhafte Lösung kann daraus nur entstehen, wenn beide Seiten das Abkommen tatsächlich umsetzen.
Eine andere Welt – oder dieselbe mit neuem Anstrich?
Trump selbst gab sich gewohnt selbstbewusst. „Es wird eine andere Welt sein“, sagte er im Interview mit Fox News. Doch wie „anders“ sie wirklich wird, hängt davon ab, ob die Vereinbarungen halten – oder ob alte Feindschaften wieder aufbrechen.
Noch nie war die Chance auf einen Waffenstillstand so greifbar. Noch nie war die Gefahr eines Rückfalls so groß. Trump hat geschafft, was niemandem vor ihm gelang: Israel und die Hamas an einen Tisch zu bringen. Ob daraus echter Frieden wächst oder nur ein Moment der Ruhe – das entscheidet sich jetzt, in Gaza.
