14. November, 2025

Quartalszahlen

Rabatte ohne Rendite – JD.com wächst schneller, verdient aber kaum noch

Der chinesische E-Commerce-Riese steigert seine Umsätze deutlich, bezahlt dafür jedoch mit einem Gewinneinbruch. Staatliche Subventionen, aggressive Preissenkungen und milliardenschwere Expansionen prägen ein Geschäftsmodell am Limit.

Rabatte ohne Rendite – JD.com wächst schneller, verdient aber kaum noch
JD.com steigert den Umsatz deutlich, doch hohe Ausgaben für Expansion und Preiskämpfe drücken den Gewinn auf ein Mehrjahrestief.

JD.com steigt im dritten Quartal kräftig im Umsatz – und verliert gleichzeitig massiv an Profitabilität. Kaum ein anderes Unternehmen verkörpert derzeit so eindrücklich das Grundproblem des chinesischen Onlinehandels: Wachstum lässt sich kaufen, Marge nicht.

Umsatz explodiert, Gewinn implodiert

Die Zahlen sprechen für sich. Der Konzern meldet einen Umsatzsprung von 14,9 Prozent auf 299,1 Milliarden Yuan, rund 40 Milliarden Euro. Das liegt komfortabel über den Erwartungen der Analysten. Möglich wurde das durch aggressive Preissenkungen und staatliche Subventionen, die JD.com schon seit Monaten nutzt, um Kundschaft von Alibaba und Pinduoduo abzuwerben.

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Doch die Rechnung dafür fällt eindeutig aus: Der den Aktionären zurechenbare Nettogewinn stürzt um mehr als die Hälfte auf 5,3 Milliarden Yuan ab. Der Konzern investiert massiv – in Logistik, internationale Expansionsprojekte und neue Geschäftsfelder, die erst in einigen Jahren nennenswerten Cashflow liefern sollen.

Der internationale Hunger kostet – sofort

JD.com will sich nicht länger mit 1,4 Milliarden Kunden im Heimatmarkt zufriedengeben. Mit der Übernahme von Ceconomy, der Mutter von MediaMarkt und Saturn, hat das Unternehmen endgültig gezeigt, dass es Europa ernst meint. Doch der Preis dafür ist hoch. Die Integration eines etablierten Elektronikriesen kostet Kapital, Managementkapazität und zwingt JD.com zu parallelen Logistikinvestitionen auf beiden Kontinenten.

In den Büchern schlägt sich das sofort nieder. Der Gewinn halbiert sich – ein Warnsignal für Anleger, die gehofft hatten, JD könne seine internationale Expansion ähnlich effizient skalieren wie das heimische Kerngeschäft.

Stripe bereitet Mega-Börsengang vor – erstmals erhalten auch Privatanleger Zugang
Der geplante Börsengang des Zahlungsdienstleisters Stripe könnte einer der größten Tech-IPOs der vergangenen Jahre werden. Das 2010 gegründete Fintech gilt als zentrale Infrastruktur im globalen Online-Zahlungsverkehr und verarbeitet Zahlungen für Konzerne wie Amazon, Shopify oder Spotify. Vor dem Börsendebüt wird Stripe aktuell mit 80 bis 90 Milliarden US-Dollar bewertet – ein Volumen, das in eine Liga mit Meta, Alphabet oder Airbnb führt.

Preiskampf als Wachstumsmodell

Der chinesische E-Commerce-Markt ist ein Schlachtfeld. JD.com setzt voll auf Rabatte, Blitzverkäufe und staatlich geförderte Preisaktionen. Diese Strategie wirkt – mehr Kundschaft, höhere Bestellvolumina, wachsende Marktanteile. Doch nachhaltig ist das Modell nicht. Ohne massive Preiszugeständnisse würde das Wachstum sofort einbrechen. Und in einem Umfeld, in dem Konsumenten sparen und die Konkurrenz nicht nachlässt, bleiben die Margen auf der Strecke.

Der Preiskampf ist längst strukturell. Vor allem PDD Holdings mit seinem Billigportal Temu treibt die Preise in Europa und den USA nach unten. JD.com will verhindern, dass die eigenen Marken verwässern – und nimmt dafür bewusst sinkende Gewinne in Kauf.

Dennoch steigt die Aktie – warum?

Im vorbörslichen US-Handel legt die JD.com-Aktie über drei Prozent zu. Das wirkt widersprüchlich. Doch Anleger hatten Schlimmeres erwartet. Entscheidend ist: Der Umsatz übertrifft die Analystenschätzungen deutlich, und der Konzern signalisiert, dass er die Expansion bewusst vorantreibt – nicht aus Not, sondern aus strategischem Kalkül. Der Markt honoriert Wachstum und interpretiert sinkende Gewinne als temporären Effekt.

Hinzu kommt die politische Komponente: Staatliche Subventionen für den Onlinehandel bleiben in China ein wichtiges Instrument zur Konjunkturstützung. Solange diese Gelder fließen, bleiben Unternehmen wie JD.com nach unten abgesichert.

Der große Test steht erst bevor

Die wahre Bewährungsprobe liegt noch vor JD.com: Kann der Konzern im Ausland jene Effizienz erreichen, die ihn im Heimatmarkt großgemacht hat? Kann ein Geschäftsmodell, das auf extrem kurzer Lieferzeit, hoher Automatisierung und Markenkontrolle basiert, in Europa langfristig bestehen? Und vor allem: Wann kehrt JD.com wieder zur Ertragsstärke zurück?

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