18. Juni, 2025

Wirtschaft

Ost-West-Vergleich: Lohngefälle trotz Fortschritten weiter spürbar

Ost-West-Vergleich: Lohngefälle trotz Fortschritten weiter spürbar

Die wirtschaftliche Angleichung zwischen Ost- und Westdeutschland zeigt Fortschritte, jedoch bleibt eine bedeutende Diskrepanz im Lohnniveau bestehen. Einer Analyse der Bertelsmann Stiftung zufolge, die kürzlich in Gütersloh vorgestellt wurde, fühlen sich viele Ostdeutsche im Vergleich zu ihren westdeutschen Mitbürgern weiterhin benachteiligt, wenn es um den Lebensstandard geht.

Der aktuelle mittlere Lohn im Osten Deutschlands liegt bei 3.157 Euro, während er im Westen bei 3.752 Euro rangiert. Trotz einer deutlichen Annäherung der Löhne seit der Wiedervereinigung, als die Differenz noch bei 26 Prozent lag, verdienen Ostdeutsche heute immer noch 15,9 Prozent weniger als Westdeutsche. Die Gründe dafür liegen laut den Autoren des Berichts im unterschiedlichen Produktivitätsniveau.

Zwar hat sich die Produktivität in den Bereichen Bau, Handel und Dienstleistungen stark angenähert, im verarbeitenden Gewerbe jedoch erreicht der Osten auch 35 Jahre nach der Wiedervereinigung nur 76 Prozent des westdeutschen Niveaus. Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt daher gezielte Ansiedlungen großer Unternehmen, um die Innovationskraft und die regionalen Wirtschaftskreisläufe zu stärken. 'Großunternehmen schaffen Platz für Forschung, regionale Zulieferer und unternehmensnahe Dienstleistungen', so die Autoren des Papiers. Dies würde zu besser bezahlten Arbeitsplätzen in zukunftsträchtigen Berufen führen.

Positiver fällt die Bilanz bei der Erwerbstätigenquote aus, die sich mit 76,7 Prozent im Osten und 77,3 Prozent im Westen nahezu angleicht. Auch die Arbeitslosenquote im Osten zeigt sich mit 7,2 Prozent deutlich verbessert im Vergleich zu knapp 19 Prozent nach den 2000er-Jahren. Allerdings liegt sie immer noch über der westdeutschen Quote von 5,3 Prozent. Auch im Anteil der Langzeitarbeitslosen gibt es mit 34 Prozent in beiden Landesteilen Gleichstand.

Die historischen Erfahrungen der hohen Arbeitslosigkeit und der Abwanderung junger Menschen nach der Wende haben laut der Bertelsmann Stiftung tiefgreifende Spuren hinterlassen. 'Die Auswirkungen sind auch heute noch spürbar, wenn die öffentliche Daseinsvorsorge in ländlichen Regionen weiter ausdünnt und viele Arbeitslose von damals nun der Altersarmut entgegensehen', erklärt Eric Thode, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung. Dies trage zur Wahrnehmung einer anhaltenden Benachteiligung bei, auch wenn sich der ostdeutsche Arbeitsmarkt wesentlich verbessert habe.