Der Schulterschluss zweier Gegensätze
Intel galt lange als Dinosaurier der Branche: Marktanteile eingebüßt, Milliardenverluste bei den Foundries, politische Dauerbaustellen. Nun bekommt der Chipriese Schützenhilfe ausgerechnet von Nvidia, dem Überflieger der KI-Ökonomie.
Für 5 Milliarden Dollar kauft Nvidia sich ein und verspricht zugleich, künftig Großkunde von Intels x86-Prozessoren zu werden. Huang inszeniert den Schritt als Win-Win. Doch Branchenanalysten erinnern: Kooperationen auf dem Papier sind leichter als funktionierende Lieferketten.
Politische Hintergründe
Die Allianz kommt zu einem brisanten Zeitpunkt. Erst kürzlich hatte Donald Trump den Rücktritt von Intel-Chef Lip-Bu Tan gefordert, um die Nähe des Managers zu China zu problematisieren – nur um Tage später zurückzurudern.
Seither häufen sich milliardenschwere Stützungsankündigungen: SoftBank legte 2 Milliarden nach, die US-Regierung übernahm 9,9 Prozent. Nvidia schließt sich dieser Riege nun an und verleiht Intel das, was kein Regierungsprogramm ersetzen kann: Marktreputation.
Verdrängungseffekte im Markt
Für AMD ist der Schulterschluss ein Schlag. Bisher lieferte das Unternehmen die CPUs für Nvidias Rechenzentren. Künftig soll Intel übernehmen. Auch ARM dürfte Einbußen hinnehmen müssen, wenn auch in geringerem Maße.
Intels Aktien schossen nach der Ankündigung um 23 Prozent nach oben – der größte Tagesgewinn seit fast vier Jahrzehnten. Doch ob der Kursrausch Substanz hat, ist offen.
Foundry-Frage bleibt ungelöst
Bemerkenswert ist, was Jensen Huang nicht sagte: Ob Nvidia künftig auch Intels Foundries nutzen wird, ließ er offen. Gerade diese Fabriken gelten als das Herzstück von Intels Turnaround-Strategie – und als größtes Risiko.
Analysten verweisen auf notorische Terminüberschreitungen, hohe Kosten und mangelnde Wettbewerbsfähigkeit. „Fünf Milliarden Dollar lösen Intels Foundry-Problem nicht“, notierte Bernstein nüchtern.
Mehr als Symbolpolitik?
Nvidia dürfte mit dem Schritt nicht nur den Zugang zu Intels CPUs sichern, sondern auch geopolitisch profitieren. Wer eng mit einem US-staatlich gestützten Konzern kooperiert, entzieht sich leichter dem Argwohn Washingtons wegen China-Geschäften.
Für Huang ist das ein doppelter Hebel: politischer Rückhalt und mehr Einfluss auf Intels Produktlinien. Für Intel hingegen ist es die vielleicht letzte Chance, sich vom Image des strauchelnden Traditionsunternehmens zu befreien.
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