16. Juli, 2025

Unternehmen

Nvidia darf wieder nach China liefern: Was wirklich hinter der Chip-Freigabe steckt

Washington lockert, Nvidia profitiert – und China freut sich: Der weltgrößte KI-Chiphersteller bekommt grünes Licht für seine H20-Prozessoren. Doch der Deal hat einen geopolitischen Preis.

Nvidia darf wieder nach China liefern: Was wirklich hinter der Chip-Freigabe steckt
Nvidia erzielt 4,5 Milliarden Dollar Umsatz mit China vor den Sanktionen – jetzt dürfte das Comeback folgen.

Der Chipkrieg zwischen den USA und China macht eine bemerkenswerte Pause. Nach Monaten der Blockade darf Nvidia seine für den chinesischen Markt entwickelten KI-Chips vom Typ H20 wieder nach China exportieren.

Die US-Regierung habe Genehmigungen zur Beantragung entsprechender Lizenzen erteilt, verkündete Nvidia-Chef Jensen Huang am Rande eines Treffens mit Vertretern der chinesischen Regierung. Das Comeback auf dem Milliardenmarkt ist allerdings nicht nur ein technisches, sondern ein hochpolitisches Signal.

Rückkehr mit Einschränkungen

Die Freigabe betrifft zwar nur den H20, die "abgespeckte" China-Version der sonst leistungsstärkeren Nvidia-Hardware, doch allein diese Nachricht trieb die Nvidia-Aktie unmittelbar um mehrere Prozent nach oben.

Huang betonte, dass es technisch kaum noch Spielraum gebe, die Chips weiter zu reduzieren, um den US-Exportauflagen zu genügen. Im Klartext: Die USA haben nachgegeben – zumindest teilweise.

Geopolitischer Kuhhandel hinter verschlossenen Türen

Offiziell schweigen beide Seiten über die genauen Bedingungen des Deals. Doch in politischen Kreisen gilt als sicher: Die USA wollen im Gegenzug, dass China die Ausfuhrkontrollen für seltene Erden lockert, die für westliche Industrie und E-Mobilität essenziell sind.

Die Rhetorik der Handelskonflikte bleibt scharf, doch hinter den Kulissen wird verhandelt – offenbar mit Erfolg.

Huang als diplomatischer Brückenbauer?

Auffällig ist, wie prominent Jensen Huang in den Prozess eingebunden wurde. Der Nvidia-Gründer traf zunächst Donald Trump in Washington, dann hochrangige Regierungsvertreter in Peking.

Jensen Huang als Vermittler zwischen Washington und Peking: Der Nvidia-Chef spielt längst auf dem diplomatischen Spielfeld.

Längst ist Huang nicht mehr nur Tech-Unternehmer, sondern auch geopolitischer Akteur. In einem seltenen Moment der Einigkeit betrachten beide Supermächte Nvidia als strategisch relevant – und Huang als vermittelnden Faktor.

4,5 Milliarden Dollar auf dem Spiel

Vor der Verschärfung der US-Exportregeln verkaufte Nvidia allein mit H20-Chips rund 4,5 Milliarden Dollar in China. Das Einfrieren dieses Marktes hatte spürbare Auswirkungen auf Umsatz und Bewertung.

Umso wichtiger ist die aktuelle Kehrtwende für den Konzern, der zuletzt mit einer Marktkapitalisierung von über vier Billionen Dollar die wertvollste Firma der Welt war.

Was bleibt vom Embargo?

Das Exportverbot hatte von Anfang an Schwächen. China baute in Windeseile neue Lieferketten auf, bezog Nvidia-Chips über Drittländer oder nutzte Cloud-Dienste mit westlicher Hardware.

Gleichzeitig gelang es der chinesischen Halbleiterbranche nicht, technologisch vollständig aufzuschließen. Der H20 war trotz Beschränkungen ein gefragter Kompromiss. Mit der jetzt erlaubten offiziellen Lieferung dürfte er es wieder werden.

Strategisches Kalkül in Washington

Die Freigabe erfolgt nicht aus Gutmenschentum. Vielmehr sehen sich die USA gezwungen, auf dem Weltmarkt präsent zu bleiben.

Die Furcht, Nvidia könne langfristig durch chinesische Alternativen ersetzt werden, ist real. Zugleich wird die Hoffnung genährt, durch selektive Lockerung Kontrolle und politischen Hebel zu behalten.

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