20. Mai, 2025

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Novo Nordisk feuert CEO

Nach enttäuschenden Studiendaten und dem Verlust der Marktführerschaft zieht der dänische Pharmariese die Reißleine – ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Blockbuster-Strategie.

Novo Nordisk feuert CEO
CEO Lars Fruergaard Jørgensen muss nach acht Jahren überraschend gehen – obwohl Novo Nordisk zuletzt noch als Europas wertvollster Konzern galt. Der Rücktritt fällt mitten in eine Phase enttäuschender Studiendaten und wachsender Konkurrenz aus den USA.

Ein Paukenschlag aus Bagsværd

Es ist ein Satz, der selten ohne Druck entsteht: „Im gegenseitigen Einvernehmen“ trenne man sich von CEO Lars Fruergaard Jørgensen, heißt es in der knappen Mitteilung von Novo Nordisk.

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Der Pharmakonzern, der noch vor wenigen Monaten als wertvollstes Unternehmen Europas galt, stellt damit die Spitze zur Disposition – und das zu einem denkbar heiklen Zeitpunkt.

Denn der Markt für Abnehmspritzen, der Novo Nordisk reich gemacht hat, verändert sich schneller als gedacht. Die Konkurrenz aus den USA wird stärker, neue Studien bleiben hinter den Erwartungen zurück.

Und auch der Kapitalmarkt verliert die Geduld: Die Aktie hat binnen zwölf Monaten mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt – allein am Freitag weitere vier Prozent.

Der Sturz eines Vorreiters

Jørgensen galt lange als Architekt des Aufstiegs. Unter seiner Leitung verwandelte sich das auf Diabetes spezialisierte Unternehmen in einen internationalen Hoffnungsträger im Kampf gegen Adipositas – mit Produkten wie Wegovy und Ozempic.

Der Wirkstoff Semaglutid machte Novo Nordisk zum Vorreiter in einem Milliardenmarkt. Doch diese Führungsrolle scheint verloren zu gehen.

US-Rivale Eli Lilly hat mit dem Konkurrenzpräparat Mounjaro nicht nur Marktanteile gewonnen, sondern auch das Narrativ übernommen. Während Novo mühsam mit der Weiterentwicklung kämpft, punktet Lilly mit überzeugenden Studienergebnissen – und deutlich höherem Tempo.

Ein Abgang mit Überraschung

Jørgensen selbst zeigt sich in einem knappen Statement überrascht: „Ich habe diese Entscheidung nicht kommen sehen.“ Nach acht Jahren an der Spitze wirkt der abrupte Abschied bemerkenswert kalt – zumal noch kein Nachfolger feststeht. Intern dürfte die Suche nach einem neuen CEO längst laufen. Offiziell spricht das Unternehmen von einer „geordneten Übergabe“.

Für Investoren ist das zu wenig. Sie erwarten nun Antworten – nicht nur auf die Personalie, sondern auf die strategische Richtung.

Die Strategie wackelt – nicht nur wegen Eli Lilly

Novo Nordisk hatte zuletzt große Hoffnungen in die nächste Generation von Abnehmmedikamenten gesetzt. Doch ausgerechnet die Daten zur neuen Spritze Cagrisema, die noch wirksamer sein sollte als Wegovy, enttäuschten in der entscheidenden Phase-3-Studie. Für viele Anleger war das der Moment, in dem der Nimbus des dänischen Konzerns zu bröckeln begann.

Ein Hoffnungsträger bleibt: das Mittel Amycretin, das sowohl als Spritze als auch in Tablettenform kommen soll. In ersten Studien wurden vielversprechende Ergebnisse erzielt – doch bis zur Marktreife dürfte es noch dauern.

Was bleibt vom Hype?

Es ist ein Lehrstück über den Boom und Bust eines Megatrends. 2023 und 2024 galten die Abnehmspritzen als Wunderwaffe gegen das globale Gesundheitsproblem Adipositas.

Politiker, Krankenkassen und Tech-Unternehmen – von der FDA bis TikTok – alle sprachen plötzlich über Wegovy. Die Nachfrage explodierte, die Lieferengpässe auch. Der Markt wuchs schneller, als die Forschung nachkam.

Doch der Kurs eines Unternehmens misst sich nicht nur an Nachfrage, sondern an Margen, Innovationstempo und Marktstellung. Und genau hier hat Novo Nordisk zuletzt Federn lassen müssen.

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