27. Juli, 2024

Wirtschaft

Neue Süße-Leitlinie: Weniger Zucker reicht für Limonaden

Neue Süße-Leitlinie: Weniger Zucker reicht für Limonaden

Die Zuckerdebatte in der Limonadenbranche findet nach intensiven Diskussionen ein Ende. Wie aus aktuellen Beschlüssen der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission (DLMBK) hervorgeht, wird die Determinante für die Bezeichnung einer Limonade neu definiert. Bisher musste ein Mindestgehalt von sieben Prozent Zucker vorliegen, um das Getränk als Limonade zu klassifizieren. Diese Vorgabe wurde nun aufgehoben. Zukünftig genügt es, wenn Erfrischungsgetränke "Zutaten zur Erzielung eines süßen Geschmacks" aufweisen, wobei die genaue Zuckermenge nicht mehr festgelegt ist. Somit kann nun auch eine geringere Süßstoffkonzentration den Ansprüchen einer Limonade genügen.

Die Anpassung der Regelungen bildet den Schlusspunkt einer über fünfjährigen Kontroverse, ausgelöst durch den Hamburger Getränkehersteller Lemonaid. Mit einem Zuckeranteil von lediglich sechs Prozent erfüllte deren Bio-Zitronen-Limonade nicht die alten Anforderungen, was zu behördlichen Differenzen führte. 2019 erhielt das Unternehmen von den Lebensmittelkontrolleuren des Bezirksamts Hamburg-Mitte einen Mahnbescheid mit der Forderung, das Getränk umzubenennen oder den Zuckergehalt zu erhöhen. Lemonaid verteidigte sich gegen diese Auflagen und fand Rückhalt bei der Hamburger Gesundheitsbehörde, die bereits damals ein Plädoyer für zuckerreduzierte Lebensmittel hielt. Trotz der Rechtsunsicherheit blieb das Getränk im Handel verfügbar.

Paul Bethke, der Geschäftsführer von Lemonaid, zeigte sich im Gespräch mit dem "Stern" erfreut über die Änderung, merkte aber auch die Ironie in der langwierigen Prozedur an.

Obwohl das Lebensmittelbuch nicht den Rang eines Gesetzes einnimmt, richtet sich die Branche üblicherweise nach seinen Vorgaben, um Verbraucher zu schützen und irreführende Bezeichnungen zu vermeiden. Die Kommission, die aus Vertretern des Verbraucherschutzes, der Wissenschaft und der Wirtschaft besteht, gibt Leitlinien für die Beschaffenheit einer breiten Palette an Lebensmitteln vor und soll damit "Klarheit und Wahrheit bei Lebensmitteln" gewährleisten, wie es auf ihrer Website heißt.