20. Mai, 2024

Finanzen

Nebenkosten: Milliardenverlust durch systematische Fehler

Über 90 Prozent der Nebenkostenabrechnungen sind fehlerhaft, was Mieter und den Staat jährlich Milliarden kostet.

Nebenkosten: Milliardenverlust durch systematische Fehler
Über 90% der deutschen Nebenkostenabrechnungen weisen Fehler auf, was die Mieter und den Staat jährlich Milliarden kostet und die Notwendigkeit einer systematischen Überprüfung verdeutlicht.

Eine erschreckend hohe Fehlerquote von über 90 Prozent bei den Nebenkostenabrechnungen bringt nicht nur deutsche Mieter in Bedrängnis, sondern kostet auch den Staat erheblich.

Chris Möller, Gründer des Unternehmens Mineko, das sich auf die Prüfung dieser Abrechnungen spezialisiert hat, beleuchtet ein Problem, das weitreichende finanzielle Folgen hat.

Ein tief verwurzeltes Problem

Die Nebenkosten, oft als „zweite Miete“ bezeichnet, steigen kontinuierlich und belasten das Budget der deutschen Haushalte erheblich.

Besonders sticht hervor, dass die Deutschen im Durchschnitt 3,05 Euro pro Quadratmeter monatlich für Nebenkosten zahlen, was bei einer 90-Quadratmeter-Wohnung fast 3000 Euro jährlich entspricht. Möller betont, dass rund zehn Prozent dieser Kosten aufgrund von Fehlern in den Abrechnungen entstehen.

Die Rolle des Staates

Besonders brisant wird die Situation, da der Staat als einer der größten „Mieter“ fungiert, indem er für 2,61 Millionen Bedarfsgemeinschaften, die Bürgergeld empfangen, die Miete und Nebenkosten übernimmt.

„Gerade heutzutage, wo die Inflation viele Menschen belastet, ist es auch für öffentliche Stellen wichtig, auf fehlerhafte Abrechnungen zu achten und lieber zu kontrollieren als zu vertrauen.“
Ohne ausreichende Kontrolle zahlt der deutsche Staat durch die Jobcenter jährlich etwa 570 Millionen Euro zu viel für Miet- und Nebenkostenabrechnungen, eine deutliche Verschwendung von Steuergeldern.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales konfrontiert hier jährlich einen Fehlbetrag von 570 Millionen Euro durch überhöhte Abrechnungen. Möller kritisiert, dass die Jobcenter die Abrechnungen nicht ausreichend prüfen, was zu einer Verschwendung von Steuergeldern führt.

Vermieter nutzen Systemlücken

Die Expertise von Möller, der bereits 120.000 Nebenkostenabrechnungen überprüft hat, zeigt, dass viele Vermieter die mangelnde Kontrolle ausnutzen, um überhöhte Beträge zu berechnen. Dies gilt besonders für Mieter, deren Kosten vom Staat übernommen werden.

Diese Praxis führt nicht nur zu einer direkten finanziellen Belastung für den Staat, sondern schädigt auch das Vertrauen in das System.

Ein Aufruf zur Aktion

Angesichts der drastischen Zahlen fordert Möller eine strengere Kontrolle und regelmäßige Überprüfungen der Nebenkostenabrechnungen. Er vergleicht dies mit der Notwendigkeit regelmäßiger TÜV-Prüfungen für Fahrzeuge und argumentiert, dass stichprobenhafte Überprüfungen bei einer so hohen Fehlerquote nicht ausreichen.

Die unzureichende Prüfung der Nebenkostenabrechnungen durch die zuständigen Behörden ermöglicht es Vermietern, systematisch überhöhte Kosten zu berechnen, besonders bei Mietern, deren Betriebskosten vom Staat übernommen werden.

Die Inflation und die steigenden Lebenshaltungskosten machen es zudem umso wichtiger, dass sowohl private als auch öffentliche Stellen wachsam bleiben und ihre Ausgaben prüfen.

Fazit

Eine Reform des Systems mit verbesserten Kontrollmechanismen könnte nicht nur finanzielle Ressourcen schonen, sondern auch das Vertrauen in die Verwaltung und Gerechtigkeit des Mietmarktes stärken. Die Zeit für eine grundlegende Überprüfung und Änderung der Praktiken ist überfällig.