06. Juni, 2025

Startups & VC

Mondlandung statt Zollkrieg – warum Investoren plötzlich auf Raumfahrt setzen

Die Aktien von Intuitive Machines und Rocket Lab schießen nach oben – trotz geopolitischer Risiken. Was dahinter steckt und warum die Raumfahrtindustrie gerade jetzt Anleger anzieht.

Mondlandung statt Zollkrieg – warum Investoren plötzlich auf Raumfahrt setzen
Wieder auf Kurs? Intuitive Machines feierte 2024 die erste erfolgreiche Mondlandung eines privaten Unternehmens – doch die Sonde kippte beim Aufsetzen. Analysten werten den PR-Erfolg höher als die technische Panne.

Zollstreit, Handelsbarrieren, Wachstumsflaute?

Während viele Industriebranchen mit steigenden Unsicherheiten kämpfen, zeigt sich ein Sektor erstaunlich resistent gegen geopolitischen Druck: die Raumfahrt.

Unternehmen wie Intuitive Machines aus Houston oder Rocket Lab aus Long Beach trotzen dem weltweiten Handelschaos und gewinnen Anlegerherzen im Rekordtempo.

Rückendeckung von Analysten

Andres Sheppard, Raumfahrtanalyst beim Investmenthaus Cantor Fitzgerald, bringt es auf den Punkt: Die Branche sei „ein hervorragender Ort, um die Auswirkungen von Zöllen abzumildern“, so der Experte gegenüber MarketWatch.

Tatsächlich verläuft die wirtschaftliche Umlaufbahn der Weltraumfirmen deutlich anders als die vieler klassischer Industriezweige. Ihre Produkte und Dienstleistungen sind weniger direkt von globalen Lieferketten abhängig – und gewinnen zunehmend sicherheits- und verteidigungspolitische Relevanz.

Intuitive Machines: Auf dem Mond, aber aufrecht

Das texanische Unternehmen Intuitive Machines kennt zwar Rückschläge – doch lässt sich davon kaum bremsen. Im Februar 2024 schrieb das Unternehmen Geschichte: Die Mondsonde „Odysseus“ landete erfolgreich – wenn auch leicht schief.

Eine spätere Mission scheiterte, doch dem Aktienkurs schadete das kaum. Die Aktie legte binnen zwölf Monaten satte 126 % zu – von rund 5 auf über 11 US-Dollar. Im gleichen Zeitraum kletterte der S&P 500 gerade einmal um 13 % (Stand: 30.05.2025).

Milliardenverträge trotz Rückschlägen: Intuitive Machines erhält NASA-Zuschläge im Wert von bis zu 4,82 Milliarden US-Dollar – obwohl gleich zwei Mondmissionen 2024 und 2025 scheiterten oder früh abgebrochen wurden.

Warum das so ist? Das Geschäftsmodell von Intuitive Machines hängt weniger vom Erfolg einzelner Landungen ab, sondern fußt auf milliardenschweren Regierungsaufträgen. Dazu zählen:

  • ein bis zu 4,82 Mrd. US-Dollar schwerer Rahmenvertrag im „Near Space Network“ der NASA,
  • ein Omnibus-Vertrag über bis zu 719 Mio. US-Dollar für Engineering-Leistungen,
  • sowie eine 30-Mio.-Dollar-Förderung für ein Mondfahrzeug (Lunar Terrain Vehicle).

Trotz technischer Probleme bekräftigte das Management jüngst die Jahresprognose – ein Signal an Investoren, dass man operativ auf Kurs sei.

Rocket Lab: Der Überflieger aus Kalifornien

Noch stärker als Intuitive Machines performte Rocket Lab USA. Der Aktienkurs explodierte in den letzten zwölf Monaten um 519 % – von rund 4 auf fast 27 US-Dollar. Das Unternehmen glänzt mit einer Kombination aus Technologiefortschritt und wachsender strategischer Bedeutung.

Im Zentrum steht die Entwicklung der „Neutron“-Rakete: ein wiederverwendbarer Träger, der in der zweiten Jahreshälfte 2025 erstmals abheben soll. Hinzu kommt die geplante Teilnahme am milliardenschweren „National Security Space Launch“-Programm der US Space Force. Das Projekt hat ein geschätztes Volumen von bis zu 5,6 Mrd. US-Dollar.

Rocket Lab bietet nicht nur Startdienstleistungen, sondern entwickelt auch komplette Raumfahrtsysteme – ein Alleinstellungsmerkmal, das bei Investoren gut ankommt. Analyst Sheppard sieht in der Firma einen „exzellenten Hafen“, um sich gegen konjunkturelle und zollpolitische Unsicherheiten abzusichern.

Wirtschaftlich schwerelos

In einem wirtschaftlichen Umfeld, das von Unsicherheit und wachsenden Spannungen geprägt ist, wird die Raumfahrtbranche zum unkonventionellen Rückzugsort.

Nicht nur, weil sie von geopolitischen Zöllen bislang weitgehend verschont bleibt – sondern auch, weil sie eine Zukunftsvision verkörpert, die Anleger in Zeiten globaler Verunsicherung dringend brauchen: langfristiges Wachstum, strategische Relevanz und technologische Führerschaft.

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