30. April, 2025

Unternehmen

Millionenschaden bei Aurubis – Urteil im Schrott-Skandal erwartet

Manipulierte Proben, Goldbarren als Bestechung – heute fällt das Urteil im Betrugsprozess gegen Ex-Mitarbeiter und Schrotthändler beim Kupferkonzern Aurubis.

Millionenschaden bei Aurubis – Urteil im Schrott-Skandal erwartet
15 Millionen Euro Schaden – Aurubis wurde jahrelang mit manipuliertem Schrott übervorteilt. Ein Goldstaub-Skandal, der Kontrollversagen offenlegt.

Als am Hamburger Landgericht die Staatsanwaltschaft die Anklageschrift verlas, wurde klar: Der Betrugsfall bei Aurubis ist mehr als nur eine peinliche Fußnote im deutschen Industriekapitel. 15 Millionen Euro Schaden, gefälschte Materialproben, Goldbarren als Schmiergeld – am heutigen Montag will das Gericht das Urteil gegen einen ehemaligen Materialprüfer und zwei Schrotthändler verkünden.

Goldstaub statt Qualität

Im Mittelpunkt des Skandals steht ein ehemaliger Qualitätsprüfer des Kupferkonzerns, der – so der Vorwurf – systematisch Proben manipuliert haben soll. Statt neutral zu analysieren, streute er Gold- und Silberpulver auf Schrottproben, um deren Wert künstlich in die Höhe zu treiben.

Der Schrotthändler, von dem das Material stammte, revanchierte sich großzügig: über 100.000 Euro und zwei Goldbarren wechselten den Besitzer. Ein schmutziges Geschäft, das zwischen 2012 und 2016 still und heimlich lief – auf Kosten von Aurubis.

Milliardenschwerer Konzern, überlistet mit einfachsten Mitteln

Dass ein DAX-nahe Großkonzern wie Aurubis – immerhin einer der weltweit größten Kupferproduzenten – über Jahre hinweg so plump hereingelegt werden konnte, wirft Fragen auf.

Wer kontrollierte die Kontrollen? Wie konnten interne Sicherungsmechanismen derart versagen? Und welche Lehren zieht die Industrie daraus?

Einfacher Trick, teurer Schaden: Durch gestreutes Gold- und Silberpulver auf Schrottproben entging Aurubis laut Staatsanwaltschaft jahrelang der Betrug.

Aurubis verarbeitet Elektroschrott und Industrieabfälle zu Kupfer und Edelmetallen. Die Qualität der angelieferten Materialien ist entscheidend für den Preis – und genau hier setzte der Betrug an.

Während die Staatsanwaltschaft für den Ex-Prüfer fünfeinhalb Jahre Haft fordert, drohen dem Hauptangeklagten unter den Schrotthändlern fünf Jahre Gefängnis. Für dessen Sohn, der als Gehilfe gilt, sind zweieinhalb Jahre im Gespräch. Die Verteidigung hingegen plädierte auf Freispruch.

Eine Branche unter Druck

Der Fall offenbart ein strukturelles Problem: Gerade im lukrativen Recyclinggeschäft sind präzise Prüfverfahren das A und O. Manipulationen können Milliardenschäden verursachen – und das Vertrauen der Industriepartner langfristig erschüttern.

Aurubis selbst kämpft nach mehreren Vorfällen, darunter ein spektakulärer Diebstahl von Edelmetallen im vergangenen Jahr, um sein ramponiertes Image.

Die Zeichen stehen auf Urteil

Die Anspannung im Hamburger Landgericht ist spürbar. In Zeiten, in denen Rohstoffe strategisch wichtiger denn je sind, setzt das Verfahren ein deutliches Zeichen: Compliance ist kein lästiges Anhängsel, sondern Überlebensfrage. Heute fällt das Urteil.

Es wird nicht nur für die Angeklagten Folgen haben – sondern auch für das Vertrauen in eine Branche, die saubere Geschäfte verspricht.