07. Juli, 2025

Wirtschaft

Milliardenverlust auf Ansage: Wie Trump Tesla zum Schrumpfen bringt

Mit dem „Big Beautiful Bill“ hat Donald Trump ein Gesetz unterzeichnet, das nicht nur klimapolitisch rückwärtsgewandt ist – es nimmt gezielt den größten Elektroautohersteller der USA ins Visier: Tesla. Elon Musk tobt. Und rechnet.

Milliardenverlust auf Ansage: Wie Trump Tesla zum Schrumpfen bringt
Mit dem „Big Beautiful Bill“ kippt Trump milliardenschwere Förderungen für E-Autos. Für Tesla bedeutet das: ein abruptes Ende der Steuerboni von bis zu 7.500 Dollar pro Neuwagen – gerade in der Mittelklasse ein harter Dämpfer.

Der Bruch der Ex-Verbündeten

Es war keine Liebeshochzeit, aber eine Allianz mit Zweck: Elon Musk, der unberechenbare Unternehmer, half Donald Trump mit Millionenbeträgen im Wahlkampf. Im Gegenzug hoffte er auf günstige industriepolitische Rahmenbedingungen für sein E-Mobilitätsimperium.

Diese Hoffnung ist mit einem Federstrich dahin. Am 4. Juli, ausgerechnet am Unabhängigkeitstag, unterzeichnete Trump das umfangreichste Haushalts- und Steuerpaket seit Jahrzehnten – mit dramatischen Folgen für Tesla.

Wegfall der Kaufprämien: Der Massenmarkt kippt

Die wohl folgenreichste Änderung betrifft die Käufer selbst: Steuervergünstigungen in Höhe von bis zu 7.500 Dollar für neue und 4.000 Dollar für gebrauchte E-Autos werden ersatzlos gestrichen.

Für Tesla bedeutet das: Die wichtigste Zielgruppe, Mittelklassefamilien und preisbewusste Käufer, fällt weg. Neue Elektrofahrzeuge kosten im Schnitt 9.000 Dollar mehr als Verbrenner – ein Unterschied, den sich ohne Steuergutschrift kaum jemand leisten kann.

Die Konsequenz: Ein ohnehin schwächelnder Absatz bricht weiter ein. Tesla müsste über eine Million Fahrzeuge im zweiten Halbjahr absetzen, um die Vorjahreszahlen zu erreichen. Analysten wie Ryan Brinkman von JPMorgan bezweifeln das – und sehen einen Einbruch des Gewinns um bis zu 50 Prozent voraus.

2024 verdiente Tesla über 2,8 Milliarden US-Dollar mit dem Verkauf von Emissionsrechten – vor allem an Autobauer mit hohen Flottenverbräuchen. Das neue Gesetz schwächt dieses Geschäftsmodell massiv.

CO₂-Zertifikate: Teslas geheime Goldgrube versiegt

Weitaus gravierender als der Wegfall der Kaufanreize ist jedoch die Demontage des Systems rund um Emissionszertifikate. Tesla hat jahrelang davon profitiert, dass andere Hersteller Strafzahlungen vermeiden wollten – und bei Tesla CO₂-Gutschriften kauften. 2024 erzielte das Unternehmen allein damit rund 2,8 Milliarden Dollar Umsatz.

Im ersten Quartal 2025 lag der Zertifikateerlös sogar über dem operativen Gewinn. Ohne diese Einnahmen hätte Tesla rote Zahlen geschrieben. Doch Trumps Gesetz kippt die Strafen – und damit die Nachfrage. Ein Insider aus dem Unternehmen spricht davon, dass rund zwei Drittel dieser Einnahmen aus den USA stammen. Der Markt bricht also genau dort weg, wo Tesla am meisten profitiert hat.

Industriepolitik rückwärts: Öl statt Akku

Neben dem CO₂-System fällt auch ein ganzes Bündel an Förderungen für grüne Infrastruktur. Teslas Geschäft mit Solardächern und Heimspeichern wird künftig nicht mehr steuerlich begünstigt.


Lesen Sie auch:

Air France-KLM übernimmt SAS – und greift Lufthansa frontal an
Die französisch-niederländische Airline kauft sich bei SAS zur Mehrheit ein. Hinter dem Schritt steckt mehr als Expansion: Es ist ein Signal an den Wettbewerb, die Politik – und an Europas größte Fluglinie.

Auch direkte Subventionen für den Bau von Batterien oder Ladesäulen laufen aus. Derweil fließen Milliardenbeträge in neue Öl- und Gasprojekte. Wer glaubt, dass diese Politik nur Tesla betrifft, irrt: Die gesamte Branche der Erneuerbaren wird ausgebremst – technologisch wie finanziell.

Kalifornien als letzte Bastion

Einziger Hoffnungsschimmer für Musk: Der Bundesstaat Kalifornien, der eigene Klimaziele verfolgt und Trumps Gesetzgebung juristisch angreift. Doch auch hier ist unklar, wie lange sich lokale Ausnahmeregeln halten können, wenn Washington den Druck erhöht.

Die politische Spaltung der USA droht so auch zur regulatorischen Falle für Unternehmen zu werden, die auf einheitliche Rahmenbedingungen angewiesen sind.

Der Imageverlust: Musk als politischer Sprengsatz

Unterschätzt wird häufig die symbolische Wirkung dieses Konflikts. Musk hatte sich mit seiner Unterstützung Trumps nicht nur politische Vorteile erhofft, sondern auch strategisch positioniert – als wirtschaftsnaher Visionär mit Zugang zur Macht. Jetzt steht er als Enttäuschter da.

Seine Ankündigung, eine neue Partei zu gründen, mag martialisch klingen, doch sie offenbart vor allem eines: Musk hat keinen politischen Rückhalt mehr. Weder im Weißen Haus noch im Kongress.

Subventionskeule als Racheakt

Trumps Gegenschlag ließ nicht lange auf sich warten. In einem Tweet erklärte er, Tesla gehöre zu den „größten Subventionsempfängern überhaupt“. Implizit droht er damit, auch anderen Musk-Firmen wie SpaceX oder Neuralink die staatliche Unterstützung zu entziehen. Was als wirtschaftspolitisches Programm getarnt ist, wirkt zunehmend wie ein persönlicher Rachefeldzug.

Was bleibt, ist Unsicherheit

Für Tesla ist der Schaden nicht nur finanziell, sondern auch strukturell: Das Unternehmen verliert zentrale Wettbewerbsvorteile in seinem wichtigsten Markt. Die einst so großzügige Umweltpolitik wird zur fiskalischen Abrissbirne.

Und der Mann, der einst von Trump hofiert wurde, steht nun als politisch isolierter Einzelkämpfer da. Die Börse hat reagiert: Teslas Aktie verlor seit Bekanntwerden der Gesetzespläne mehr als 15 Prozent.

Das könnte Sie auch interessieren:

Monsanto war erst der Anfang – jetzt steht Bayer mit dem Rücken zur Wand
Der Agrar-Deal von 2018 entwickelt sich zur Existenzfrage für den deutschen Chemieriesen. CEO Bill Anderson reagiert mit dem härtesten Einschnitt der Konzerngeschichte – und Deutschland zahlt den Preis.