30. Juli, 2025

Quartalszahlen

Milliardenschmerz im Depot – Worldline zieht SIX tiefer in die Verlustzone

Der Schweizer Börsenbetreiber SIX muss erneut eine schmerzhafte Wertberichtigung auf seine Beteiligung am französischen Zahlungsdienstleister Worldline vornehmen. Der Gewinn bricht drastisch ein – und wirft Fragen zur Beteiligungsstrategie der Zürcher auf.

Milliardenschmerz im Depot – Worldline zieht SIX tiefer in die Verlustzone
Die Worldline-Aktie hat seit Anfang 2022 über 80 % an Wert verloren – und reißt nun auch den Gewinn von SIX tief ins Minus.

Nur noch 42 Millionen Franken – ein Ergebnis mit Ansage

Was sich bereits in den vergangenen Quartalen abzeichnete, ist nun offiziell: Die Schweizer Börsengesellschaft SIX hat im ersten Halbjahr mehr als 60 Prozent ihres Gewinns eingebüßt.

SIX Reports Higher Operating Income and Improved Margin in First Half of 2025
SIX delivered robust financial results, supported by strong organic growth, and made good strategic progress in the first half (H1) of 2025.

Hauptursache ist einmal mehr die Beteiligung am französischen Zahlungsdienstleister Worldline. Der Konzern musste eine erneute Wertberichtigung auf seine Aktienposition vornehmen – und das mit Wirkung auf das Konzernergebnis.

Konkret sank der Halbjahresgewinn von zuvor 112,5 auf nur noch 42,2 Millionen Schweizer Franken. Ohne die Worldline-Abschreibung hätte SIX ein solides Ergebnis erzielt – das zeigt, wie stark die Beteiligung inzwischen wie ein Klotz am Bein wirkt.

Quelle: Eulerpool

Ein Risiko, das sich in die Bilanz gefressen hat

Die Worldline-Aktie war einst ein Prestige-Investment. Als der Schweizer Börsenbetreiber bei dem französischen Zahlungsdienstleister einstieg, schien der Deal strategisch sinnvoll: Digitalisierung, Kartenzahlungen, skalierbare Plattformlogik – das passte zum Zukunftsbild der Branche.

Doch seither ist die Worldline-Aktie tief gefallen. Allein im Jahr 2023 verlor sie mehr als 70 Prozent an Wert, auch 2024 setzte sich der Abwärtstrend fort. Die Folge: wiederholte Wertberichtigungen auf das Beteiligungspaket, zuletzt in Höhe von 10,5 Prozent. Die aktuelle Abschreibung trifft nicht zum ersten Mal – sie reiht sich ein in eine Serie.

Quelle: Eulerpool

Ohne die Beteiligung stünde SIX besser da

Betrachtet man das operative Geschäft von SIX isoliert, ergibt sich ein deutlich freundlicheres Bild: Ohne die Wertkorrektur blieb ein Gewinn von 111,5 Millionen Franken, ein Rückgang um 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – angesichts des Marktumfelds solide.

Die Gruppe verdient weiterhin Geld mit dem Handel an der Schweizer Börse, mit Wertpapierdienstleistungen und der Bereitstellung von Finanzdaten. Vor allem im Bereich Post-Trade-Services läuft das Geschäft stabil. Doch das wird von der Beteiligung an Worldline überschattet – eine strategische Beteiligung, die zunehmend wie ein Investmentfehler aussieht.

Quelle: Eulerpool

Kritische Fragen zur Beteiligungsstrategie

Dass Beteiligungen Risiken bergen, ist bekannt. Doch die Frage stellt sich, wie viel Risikotragfähigkeit sich ein systemrelevanter Infrastrukturbetreiber leisten sollte – insbesondere, wenn dieser zu 100 Prozent im Besitz von Schweizer Banken steht. Rund 120 Institute halten Anteile an SIX, darunter Großbanken, Kantonalbanken, Genossenschaftsbanken.

Die Investmentpolitik wirkt vor diesem Hintergrund erklärungsbedürftig. Schließlich ist SIX nicht irgendein börsennotiertes Unternehmen, sondern der Betreiber der Schweizer Finanzmarktinfrastruktur.

Ein Engagement in einem börsennotierten, volatilen Zahlungsdienstleister – und die wiederholten Abschreibungen darauf – werfen daher nicht nur betriebswirtschaftliche, sondern auch ordnungspolitische Fragen auf.

Trotzdem: Die 2027-Ziele stehen

Trotz des Ergebniseinbruchs hält SIX an ihrer mittelfristigen Prognose fest. Die strategischen Ziele bis 2027 sollen weiter erreicht werden. Dazu zählen unter anderem eine stärkere Diversifikation des Geschäftsmodells, der Ausbau digitaler Finanzdienstleistungen und der Erhalt der operativen Marge.

Ob sich das Vertrauen der Eigner dauerhaft halten lässt, wenn die Bilanz regelmäßig durch externe Abschreibungen belastet wird, bleibt abzuwarten. Klar ist: Der Druck auf das Management, die Beteiligungsstrategie zu überprüfen – oder zumindest transparenter zu machen – wächst.

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