22. Mai, 2025

Politik

Migration in Großbritannien: Der Spagat zwischen politischer Strategie und praktischen Gegebenheiten

Großbritannien verzeichnet derzeit eine signifikante Reduktion seines Einwanderungssaldos. Eine bemerkenswerte Halbierung der Nettoeinwanderung im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr unterstreicht diesen Trend. Die Nettozuwanderung belief sich auf lediglich 431.000 Personen, im Vergleich zu den noch 860.000 im Jahr 2023. Die Anzahl der neuen Einwanderer sank auf 948.000, womit zum ersten Mal seit 2022 die Grenze von einer Million unterschritten wurde. Parallel dazu stieg die Anzahl der Menschen, die das Vereinigte Königreich verließen, um rund 50.000.

Diese Entwicklungen sind besonders im Kontext des Brexits von Interesse. Trotz der politischen Kontroversen, die das Thema Migration nach dem EU-Ausstieg begleiten, stiegen die Einwanderungszahlen zunächst an, angetrieben durch einen starken Zufluss aus Nicht-EU-Ländern. Diese Verschiebung in der Migrationsdynamik hat nicht nur die öffentliche Debatte belebt, sondern auch politischen Einfluss. Nigel Farage, eine Schlüsselfigur im Pro-Brexit-Lager, zieht politischen Vorteil aus der Situation und seine Partei, die Reform UK, führt Umfragen zufolge aktuell in der Wählergunst an.

Die gegenwärtige Labour-Regierung unter der Führung von Keir Starmer zeigt sich entschlossen, eine restriktivere Einwanderungspolitik zu implementieren. Ein zentrales Element dieser Politik ist die geplante Abschaffung des "Care Worker Visa", das ursprünglich zur Bewältigung des Fachkräftemangels im Pflegesektor eingeführt wurde. Ebenso sind für das "Skilled Worker Visa" strengere Voraussetzungen vorgesehen, wie die Wiedereinführung der Pflicht eines Hochschulabschlusses.

Schon die vorherige konservative Regierung hatte verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Einwanderung aus Nicht-EU-Ländern zu reduzieren. Zu diesen Maßnahmen gehörten Beschränkungen im Bereich des Familiennachzugs sowie gestiegene Einkommensanforderungen für qualifizierte Arbeitskräfte. Die aktuellen Statistiken deuten darauf hin, dass solche Maßnahmen allmählich Wirkung zeigen, da die Einwanderung über Arbeits- und Studienvisa abnimmt. Des Weiteren verlassen nach der Pandemie mehr ehemalige Studenten das Land, was ebenfalls zur Stabilisierung der Zahlen beiträgt.