31. Juli, 2025

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Microsoft-Boni und Bioabfall-Ziele – So kurios verdienen Berlins Top-Manager

Ein vertraulicher Regierungsbericht offenbart erstmals, wofür die Chefs der Berliner Landesbetriebe ihre dicken Boni kassieren. Das Ergebnis: Politik statt Profit, Cloud-Speicher statt Kostendisziplin – bezahlt von den Steuerzahlern.

Microsoft-Boni und Bioabfall-Ziele – So kurios verdienen Berlins Top-Manager
15.000 Euro Prämie für zwei Netzwerktreffen: Beim Klinikriesen Charité hängt der Bonus des Vorstands teils an Treffen ohne klar messbaren Output – während das medizinische Personal unter Dauerbelastung steht.

Charité trifft sich selbst

Woran verdient ein Klinikchef mit über 18.000 Mitarbeitenden seinen Jahresbonus? Bei der Charité reichen dafür zwei Netzwerktreffen mit „interdisziplinären Akteuren“.

15 Prozent des Bonus von CEO Heyo Kroemer – immerhin rund 15.000 Euro – hängen allein an dieser Aufgabe. Weitere 20 Prozent gibt’s, wenn bis Jahresende eine neue Software eingeführt ist. Weder Patientenzahlen noch Behandlungsqualität spielen eine Rolle. Willkommen im öffentlichen Dienst 2.0.

OneDrive für 140.000 Euro

Bei den Berliner Wasserbetrieben hängt der Bonus der Personalvorständin Kerstin Oster zu einem Fünftel daran, ob sie das Microsoft-365-Paket vollständig ausrollt – inklusive persönlichem Cloud-Speicher.

Für 2023 kassierte sie insgesamt 388.000 Euro. Die Einführung eines Standard-Tools aus dem Büroalltag wird damit zur sechsstelligen Belohnung. Es geht nicht um Ergebniszahlen – sondern um symbolische Modernisierungsschritte, scheinbar für jeden Preis.

Schwimmbäder als Planungsbonanza

Noch absurder wird es bei den Berliner Bäder-Betrieben. Dort hängen 50 Prozent der Bonuszahlungen – bei einem Geschäftsführer immerhin 58.000 Euro – daran, ob Planungsaufträge für Außenbecken erteilt werden.

Charité-CEO Heyo Kroemer kassiert bis zu 15.000 Euro Bonus dafür, zwei interdisziplinäre Treffen zu organisieren – während Patienten monatelang auf Operationen warten und Pfleger Stellen fliehen.

Nicht deren Umsetzung, nicht der Bau, nicht der Betrieb. Allein das Abschicken von Ausschreibungen für ein Becken bringt den halben Bonus. Und: Nur wenn der Aufsichtsrat zuvor zustimmt. Verwaltungsprosa auf dem Gipfel ihrer Ironie.

Sozialstunden fürs Vorstandsgeld

Bei der Gesobau AG, einer der großen städtischen Wohnungsbaugesellschaften mit über 52.000 Wohnungen, zählt auch das ehrenamtliche Engagement der Belegschaft zur Bonusgrundlage. 1400 Stunden soziales Engagement durch die Mitarbeitenden bringen dem Vorstand fünf Prozent Bonus.

Das klingt nobel – ist aber schwer messbar, kaum beeinflussbar und bringt bei 70.000 Euro Bonus immerhin 3.500 Euro obendrauf. Die Frage, wer sich da eigentlich für wen engagiert, bleibt offen.

Reinigungsprämien für saubere Straßen

Die Chefin der Berliner Stadtreinigung bekommt jährlich 163.000 Euro Bonus – 15 Prozent davon für die Entwicklung eines Bioabfallkonzepts. Ziel ist es, „möglichst mehr, aber nicht schlechteren Müll“ zu sammeln.

Kein Scherz. Auch das Sauberkeitsniveau Berlins spielt mit hinein – allerdings nicht gemessen am Stadtbild, sondern an der Erstellung von Empfehlungen für 2026. Zukunftsfähige Strategie? Eher Zukunft als Fiktion.

Ein System ohne Leistungsmessung

Was all diese Fälle verbindet, ist nicht nur die kreative Bonusdefinition. Es ist der bemerkenswerte Verzicht auf betriebswirtschaftliche Kennzahlen. Keine Rede von EBIT, Cashflow oder Produktivität.

Stattdessen zählen Checklisten, politische Wunschprojekte oder symbolische Digitalisierungsschritte – alles kurzzyklisch, kaum skalierbar, selten überprüfbar. Und das alles bei Unternehmen mit Milliardenumsätzen – querfinanziert durch die Allgemeinheit.

Kopfschütteln statt Kontrolle

In der freien Wirtschaft wären solche Zielvorgaben undenkbar. Boni sollen Leistung honorieren, nicht Wohlverhalten gegenüber der Verwaltung. Doch in Berlin wird die Bonus-Logik auf den Kopf gestellt. Die größte Belohnung erhalten nicht diejenigen, die Mehrwert schaffen, sondern jene, die Checklisten abhaken. Dass dies ausgerechnet mit Steuergeld geschieht, macht es nicht nur fragwürdig – sondern politisch brisant.

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