29. Juni, 2025

Quartalszahlen

Micron liefert, Anleger verkaufen: Warum starke Zahlen diesmal nicht reichen

Trotz glänzender Quartalszahlen und KI-Euphorie rutscht der Kurs des Speicherchip-Giganten ab – ein Blick hinter die Kulissen eines paradoxen Börsentags.

Micron liefert, Anleger verkaufen: Warum starke Zahlen diesmal nicht reichen
Glänzende Fassade, schwankender Kurs – Trotz Rekordumsatz und starker Marge verliert die Micron-Aktie nach Zahlen rund 3 % an Wert.

Der Turbo zündet, doch die Aktie bremst

Micron wächst, Micron liefert, Micron überrascht – und trotzdem verliert die Aktie an Wert. Nach einem Plus von rund 37 Prozent allein im Juni gönnen sich Anleger eine Pause.

Quelle: Eulerpool

Gewinnmitnahmen setzen ein, ausgerechnet am Tag, an dem das Unternehmen seinen besten Quartalsumsatz aller Zeiten meldet. Es ist eine paradoxe Momentaufnahme, die exemplarisch zeigt, wie irrational Börsen manchmal ticken – und wie viel Erwartung bereits eingepreist ist.

Der KI-Hunger ist real

Die Nachfrage nach Microns DRAM- und NAND-Speicherchips ist enorm. Vor allem der High Bandwidth Memory (HBM), eine Schlüsselkomponente für KI-Beschleuniger, geht weg wie warme Semmeln.

Die Zahlen sprechen für sich: Im dritten Quartal setzte das Unternehmen 6,81 Milliarden US-Dollar um – ein Rekordwert. Auch die operative Marge zog kräftig an, genauso wie der Gewinn je Aktie.

Für das Schlussquartal rechnet Micron mit noch höheren Erlösen – und trifft damit einen Nerv im Markt, der auf Wachstum um (fast) jeden Preis giert.

Quelle: Eulerpool

Analysten feiern – doch der Markt zuckt nur kurz

JPMorgan, UBS, Barclays – sie alle reagieren euphorisch. Die Kursziele wandern deutlich nach oben: 140, 155, sogar 165 Dollar. Die Begründung: stabile Margen, starker Ausblick, überzeugende Nachfrage im KI-Segment.

Doch am Markt dominiert das Prinzip „buy the rumour, sell the news“. Anleger hatten offenbar schon vor Wochen auf ein starkes Quartal gesetzt – und sich nun für den Ausstieg entschieden.

Gewinnmitnahmen oder Wachstumsgrenze?

Micron hat den Rückenwind der KI-Revolution clever genutzt, aber auch hart erarbeitet. Das Unternehmen investiert Milliarden in neue Fertigungskapazitäten, insbesondere in den USA, und will mit Nvidia, AMD und Co. technologisch Schritt halten.

Quelle: Eulerpool

Doch die Bewertung ist mittlerweile ambitioniert. Mit einem KGV von über 35 preist die Aktie bereits eine rosige Zukunft ein – und das bei einem Geschäft, das traditionell konjunktursensibel und schwankungsanfällig ist.

Der Nvidia-Effekt bleibt

So gut Micron performt – der Platzhirsch im KI-Geschäft bleibt Nvidia. Wer auf langfristiges, defensives Wachstum im Halbleitermarkt setzt, greift weiter zu den Kaliforniern.

Micron dagegen ist und bleibt volatiler, zyklischer – und für viele Anleger eher ein Satellit als ein Basisinvestment. Die heutige Kursreaktion zeigt: Wer in diesem Markt glänzen will, muss nicht nur Erwartungen erfüllen, sondern übertreffen. Und zwar immer wieder.

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