07. Juli, 2025

Unternehmen

Meta greift nach den Millionen der eigenen KI-Elite

Der Techriese will sich bei einem Fonds einkaufen, den zwei neue Top-KI-Mitarbeiter einst selbst gründeten. Das sorgt für Unruhe im Valley – und wirft Fragen auf, die Meta nicht beantworten will.

Meta greift nach den Millionen der eigenen KI-Elite
Meta greift nach dem eigenen Netzwerk: Der Tech-Konzern will Anteile am KI-Fonds NFDG übernehmen – gegründet von zwei neuen Meta-Managern. Ein klassischer Fall von Interessenkonflikt?

Ein Deal mit fadem Beigeschmack

Wenn ein Unternehmen beginnt, die Vergangenheit seiner Mitarbeiter aufzukaufen, lohnt ein genauer Blick. Meta Platforms, Mutterkonzern von Facebook, Instagram und WhatsApp, verhandelt laut mehreren übereinstimmenden Quellen über den Einstieg in einen Venture-Fonds – und zwar nicht irgendeinen. Sondern einen, den zwei der derzeit wichtigsten KI-Köpfe des Konzerns selbst aufgebaut haben.

Es geht um den Risikokapitalfonds NFDG, gegründet von Nat Friedman und Daniel Gross. Die beiden gelten in der Szene als Schwergewichte in Sachen Künstliche Intelligenz.

Gross baute bei Apple Siri mit auf, Friedman war CEO von GitHub und ist eng mit OpenAI-Gründer Sam Altman verbunden. Vor Kurzem sind beide bei Meta gelandet, um den Aufbau der hauseigenen KI-Infrastruktur voranzutreiben – genau zu jenem Zeitpunkt, als Meta begann, seine Investitionen in KI massiv zu skalieren.

Interessenkonflikt oder strategischer Schachzug?

Dass Meta nun offenbar Anteile an NFDG-Fonds zurückkaufen möchte – und zwar von externen Investoren, den sogenannten Limited Partners –, wirft gleich mehrere Fragen auf.

Zum einen: Was ist der Grund? Offiziell heißt es, man wolle den Investoren „eine schnelle Auszahlung“ ermöglichen. Doch warum sollte ein Unternehmen wie Meta Interesse daran haben, Dritten beim Exit zu helfen?

Meta schweigt zum geplanten Einstieg bei NFDG – während Kritiker warnen: Wenn Big Tech in Ex-Fonds seiner Führungskräfte einsteigt, verschwimmen die Grenzen zwischen Konzern und Kapitalmarkt.

Branchenbeobachter sehen hinter dem Schritt eher einen Versuch, die Nähe zu strategisch wertvollen Beteiligungen zu sichern – oder heikle Interessenskonflikte im Nachhinein still zu beseitigen.

Denn NFDG hat in zahlreiche KI-Startups investiert, darunter Projekte, die mit Meta konkurrieren oder deren Technologien man nun möglicherweise direkt einbinden möchte. Ein Einstieg verschafft Meta also nicht nur Einfluss, sondern potenziell auch Kontrolle über geistiges Eigentum und personelle Netzwerke.

Ein Angebot, das Fragen aufwirft

Laut Insidern, auf die sich unter anderem finanzen.net beruft, liegt Limited Partners ein konkretes Angebot zur Übernahme einer Minderheitsbeteiligung vor.

Unklar bleibt, wie hoch die Bewertung ist, zu der Meta bereit wäre, einzusteigen – und ob es sich um ein Entgegenkommen oder ein strategisches Manöver handelt, mit dem sich Meta langfristig Wettbewerbsvorteile im KI-Rennen sichern will.

Ein Sprecher von Meta verweigerte gegenüber Medien bislang jede Stellungnahme zu den Fonds oder zum Vorgang. Auch Friedman und Gross äußerten sich nicht. In der Szene sorgt die Nachricht dennoch für Raunen – denn sie offenbart, wie eng Personalentscheidungen, Risikokapital und Konzernstrategie inzwischen verflochten sind.

Silicon Valley unter Beobachtung

Der Fall erinnert an frühere Debatten rund um Sequoia, Andreessen Horowitz und OpenAI: Wo endet die Loyalität von Investoren, wenn sie später in operative Rollen bei Tech-Giganten wechseln?

Und wie lässt sich verhindern, dass Know-how und Beteiligungen aus der Fondswelt unbemerkt in die Balance Sheets der Großkonzerne wandern?

Gerade im Bereich der generativen KI, in dem sich Meta mit LLaMA und anderen Projekten gegen OpenAI, Google DeepMind und Anthropic behaupten will, ist Vertrauen ein fragiles Gut. Wer hier exklusive Zugänge besitzt – zu Talenten, Technologien oder Kapitalstrukturen –, kann langfristig die Spielregeln bestimmen.

Was noch offen bleibt

Wie viel Meta wirklich an NFDG übernimmt, welche strategischen Ziele verfolgt werden und ob Aufsichtsbehörden auf den Deal blicken, ist noch nicht bekannt.

Sicher ist nur: Wenn Konzerne beginnen, systematisch in die Vergangenheit ihrer Mitarbeiter zu investieren, verschwimmen die Grenzen zwischen persönlichem Netzwerk und Unternehmenskontrolle. Und das macht nicht nur Datenschützer nervös, sondern auch den Venture-Capital-Markt insgesamt.

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