Medios wächst schneller, als es der Markt erwartet hat – und das in einem Umfeld, in dem die deutsche Gesundheitsbranche eher durch Sparrunden als durch Expansion Schlagzeilen macht.
Während die Politik über Kostendeckel und Einsparpotenziale streitet, meldet das Unternehmen ein starkes Quartal, verdoppelt den Gewinn und bestätigt selbstbewusst seine Jahresziele.
Kein Vorgeplänkel: Die Zahlen sprechen für sich.
Umsatz rauf, Gewinn rauf, Prognose bleibt
In den ersten neun Monaten legte der Umsatz um gut neun Prozent auf 1,53 Milliarden Euro zu. Besonders bemerkenswert ist jedoch die Gewinnentwicklung:
Das Konzernergebnis nach Steuern steigt nahezu auf das Doppelte – auf 19,9 Millionen Euro.
Für ein Unternehmen dieser Größenordnung ist das ein ungewöhnlich starker Sprung. Und er kommt nicht aus Bilanztricks, sondern aus dem operativen Geschäft: Nachfrage in der Medikamentenversorgung steigt, besonders in Bereichen wie Onkologie und personalisierte Therapien.
Medios sieht sich als „Pharma-Handelsinfrastruktur für seltene und komplexe Erkrankungen“. Ein Markt, der wächst – aber extrem reguliert ist. Diese Mischung aus stabilem Cashflow und hoher Eintrittshürde ist einer der Gründe, weshalb Investoren das Unternehmen zunehmend auf dem Radar haben.
Rekordergebnis – und trotzdem kein Triumphgeheul
CEO Matthias Gärtner – noch CEO, denn sein Abgang ist bereits beschlossen – ordnet den Zahlen einen nüchternen Kontext zu:
Das Ergebnis liegt nahe am Rekordwert des Vorjahres. Damals gab es einen einmaligen Sondereffekt, der das Resultat zusätzlich nach oben zog.
In der Sprache der Börse heißt das: Die Dynamik ist echt.
Für das Gesamtjahr bleibt das Management bei seinen Zielen:
- Umsatz rund 2 Milliarden Euro
- bereinigtes Ebitda (Ebitda pre1) ca. 96 Millionen Euro
Prognose bestätigen – statt euphorisch erhöhen: Das ist bewusst konservativ. Medios weiß, dass ein übermotiviertes Nachjustieren in der Gesundheitsbranche selten belohnt wird. Investoren honorieren Verlässlichkeit.
Der heikle Moment: Chefwechsel mitten im Hoch
Zum Jahresende endet die Ära Gärtner.
Nachfolger wird Thomas Meier, der am 1. Februar 2026 übernimmt.
Der Zeitpunkt ist pikant:
- Das Unternehmen wächst schnell.
- Die Branche steht vor regulatorischen Eingriffen.
- Die Bewertung an der Börse ist ambitioniert.
Ein Führungswechsel in dieser Phase ist kein Routineakt, sondern ein Risiko.
Meier übernimmt ein Unternehmen, das auf einer dünnen Linie balanciert: zwischen regulatorischem Druck auf der einen und Wachstumschance in der personalisierten Medizin auf der anderen Seite. Er wird beweisen müssen, ob Medios in dieser anspruchsvollen Nische weiter angreifen kann.
Warum Medios genau jetzt strategisch interessant ist
Der Megatrend personalisierte Medizin spielt Medios unmittelbar in die Karten. Immer häufiger ersetzen individualisierte Therapien die klassische Standardbehandlung.

Besonders in der Onkologie, bei seltenen Erkrankungen und bei individuell hergestellten Arzneimischungen wächst die Nachfrage rasant. Genau in diesem hochkomplexen Segment verfügt Medios bereits über eine Logistik- und Produktionsinfrastruktur, die viele Wettbewerber erst mühsam aufbauen müssen. Während die Branche insgesamt in Richtung Effizienz und Kostensenkung gedrängt wird, wird die Versorgung gleichzeitig komplizierter.
Und in einem komplexer werdenden Markt verdienen diejenigen, die Prozesse beherrschen – nicht die mit dem größten Werbebudget. Medios ist kein Pharmariese, doch innerhalb seiner Nische erfüllt das Unternehmen längst eine systemrelevante Funktion.
Medios liefert starke Zahlen, bleibt realistisch und hält Kurs. Umsatzwachstum, Gewinnsprung und die bestätigte Prognose vermitteln Stabilität. Der eigentliche Prüfstein kommt jedoch erst noch: Der neue CEO muss zeigen, dass dieses Wachstum nicht das Ergebnis eines außergewöhnlichen Marktumfelds ist, sondern strukturell verankert bleibt.
Für Anleger wie auch für Gesundheitsökonomen gilt: Medios ist ein kleines Unternehmen mit großem Hebel – und der Markt hat gerade erst begonnen, das zu realisieren.


