17. Mai, 2025

Marshall-Lerner-Bedingung

Die Marshall-Lerner-Bedingung ist ein wirtschaftlicher Indikator, der die Auswirkungen einer Währungsabwertung auf die Handelsbilanz eines Landes misst. Sie wurde nach den beiden Ökonomen Alfred Marshall und Abba Lerner benannt, die diesen Zusammenhang erstmals analysierten. Im Wesentlichen besagt die Marshall-Lerner-Bedingung, dass eine Abwertung der Inlands- oder Exportwährung nur dann zu einer Verbesserung der Handelsbilanz führt, wenn die Summe der Preiselastizitäten der Importe und Exporte größer als eins ist.

Die Preiselastizität ist ein Maß dafür, wie stark sich die Nachfrage nach einem Produkt oder einer Dienstleistung verändert, wenn sich der Preis ändert. Eine Preiselastizität größer eins deutet darauf hin, dass eine Preiserhöhung die Nachfrage außerordentlich reduziert oder eine Preissenkung die Nachfrage erheblich erhöht. Im Kontext der Marshall-Lerner-Bedingung bedeutet eine Preiselastizität größer als eins, dass die Menge der Exporte und Importe empfindlich auf Preisänderungen reagiert. Wenn nun eine Währungsabwertung die Preise der Exporte und Importe relativ zum Inlandspreisniveau verändert, werden die ausländischen Waren für ausländische Verbraucher günstiger und die inländischen Waren für inländische Verbraucher teurer. Dadurch steigt die Nachfrage nach Exporten und sinkt die Nachfrage nach Importen. Der resultierende Überschuss in der Handelsbilanz verbessert die Wettbewerbsfähigkeit des Landes.

Die Marshall-Lerner-Bedingung ist von großer Bedeutung für Länder, die mit Handelsbilanzdefiziten zu kämpfen haben. Sie liefert Politikern und Ökonomen einen Ansatzpunkt, um die Auswirkungen bestimmter wirtschaftlicher Maßnahmen auf die Handelsbilanz abzuschätzen. Eine Abwertung der Währung kann beispielsweise zu einer Verbesserung der Handelsbilanz führen, aber nur unter der Voraussetzung, dass die Preiselastizitäten der Exporte und Importe ausreichend hoch sind. Wenn die Marshall-Lerner-Bedingung nicht erfüllt ist, kann eine Währungsabwertung sogar zu einer Verschlechterung der Handelsbilanz führen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Marshall-Lerner-Bedingung als theoretisches Modell dient und ihre Anwendung in der Praxis komplexer ist. Die tatsächlichen Auswirkungen von Währungsabwertungen auf die Handelsbilanz werden durch viele andere Faktoren beeinflusst, wie zum Beispiel die Struktur der Wirtschaft, die Elastizität anderer Preisfaktoren und die Reaktionen der Handelspartner. Daher sollte die Marshall-Lerner-Bedingung als Werkzeug zur groben Abschätzung der Auswirkungen von Währungsabwertungen betrachtet werden und nicht als exakte Voraussage.

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