31. Oktober, 2025

Märkte

M&A-Markt am Boden, aber nicht gebrochen – Warum die große Erholung erst 2026 kommt

Nach zwei Jahren Stillstand zeigt der deutsche Transaktionsmarkt erste Lebenszeichen. Doch während Käufer auf Schnäppchen hoffen, halten Verkäufer weiter an alten Preisfantasien fest. Ein neuer Dealcircle-Bericht offenbart, wie tief der Markt wirklich steckt – und warum die Wende noch dauert.

M&A-Markt am Boden, aber nicht gebrochen – Warum die große Erholung erst 2026 kommt
M&A-Realität 2025: 21 % aller Deals scheitern laut Dealcircle an überzogenen Preisvorstellungen – so viele wie noch nie seit Beginn der Erhebung.

Der deutsche M&A-Markt bleibt im Wartemodus

Nach dem Absturz der vergangenen Jahre hat sich der deutsche Small- und Midcap-M&A-Markt stabilisiert – allerdings auf niedrigem Niveau. Laut einer Umfrage des Beratungshauses Dealcircle, an der über 1.000 M&A-Experten, Investoren und Strategen teilnahmen, pendelt sich das Geschehen zwischen Hoffnung und Ernüchterung ein.

„Käufer agieren vorsichtig, Verkäufer halten ihre Unternehmen oft zurück – in der Hoffnung auf bessere Preise“, sagt Kai Hesselmann, Mitgründer und Managing Partner von Dealcircle.

Rund 89 Prozent der Befragten erwarten stabile Bewertungen, nur 12 Prozent glauben an steigende Preise. Die Stimmung hat sich beruhigt, aber Euphorie ist nicht in Sicht. Nach Monaten der Rückgänge zeichnet sich eine Seitwärtsbewegung ab – ein Boden, aber kein Aufschwung.

Überzogene Erwartungen bremsen den Markt

Viele Transaktionen scheitern nicht an der Idee, sondern an der Realität. Laut Dealcircle platzen derzeit jeder fünfte Deal an unrealistischen Preisvorstellungen. Weitere Gründe: rückläufige Unternehmenszahlen, verlorenes Vertrauen in der Due Diligence oder schlicht fehlende Finanzierung.

21 Prozent der abgebrochenen Deals enden an überzogenen Preisforderungen, 20 Prozent wegen schlechter Geschäftszahlen. Selbst bei stabilen Firmen schrecken Banken zunehmend vor höheren Risiken zurück. „Die Finanzierung bleibt ein Nadelöhr“, heißt es im Bericht.

Auch die Nachfolgewelle der Mittelständler staut sich: Jährlich stehen 200.000 Unternehmen vor einer Übergabe, doch viele Eigentümer warten auf ein besseres Bewertungsumfeld. Wer heute verkauft, tut das meist aus Zwang – und oft mit durchschnittlichen Betrieben, die kaum Premiumpreise erzielen.

Private Equity: Geld genug, aber keine Ausgänge

Während strategische Käufer selektiv Chancen nutzen, steckt die Private-Equity-Branche im Exit-Stau. Rund 500 Beteiligungen liegen in deutschen Fondsportfolios seit über fünf Jahren – zu lange für klassische Investmentzyklen.

„Private Equity sitzt auf Beteiligungen, die eigentlich verkauft werden müssten“, so Hesselmann.

Der Markt für lukrative Exits ist ausgetrocknet. Nur kleinere Add-on-Akquisitionen laufen noch, während große Deals warten müssen.

Das Problem verschärft sich durch die Kreditklemme: Selbst mit leicht sinkenden Zinsen finanzieren Banken meist nur bis zum 3,5- bis 4-fachen EBITDA. Private-Debt-Anbieter springen ein, sind aber teurer. Die Hoffnung auf Entlastung ruht auf 2026 – dann sollen Zinsen, Bewertungen und Exit-Aktivität wieder steigen.

Branchen im Fokus – und am Abgrund

Trotz Flaute zeigt sich eine klare Branchenspreizung. Käufer konzentrieren sich auf Technologie, Healthcare, Energie und Business Services – Bereiche mit planbaren Erträgen und strukturellem Wachstum.

Verlierer sind zyklische Industrien: Bau, Logistik und Automotive. Dort schrecken Investoren vor unsicheren Margen und unklaren Perspektiven zurück. Themen wie Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit werden nicht mehr als Bonus, sondern als Grundvoraussetzung gesehen.

Politik als Unsicherheitsfaktor

Auch die politische Lage drückt auf die Stimmung. 38 Prozent der Befragten nennen Handelskonflikte und Zollrisiken als größte Belastung, 28 Prozent die restriktiven Finanzierungsbedingungen.

Die Regierung kommt in der Studie schlecht weg: Eine Mehrheit bescheinigt ihr geringen Einfluss auf die Wirtschaft, die Hauptforderungen an die Politik bleiben altbekannt – Bürokratieabbau, Digitalisierung und steuerliche Entlastung. Themen wie KI oder ESG spielen dagegen kaum eine Rolle bei der Dealbewertung.

Hoffnung auf 2026 – und ein realistischer Blick

Die Branche blickt nüchtern nach vorn. 2025 bleibt das Jahr der Konsolidierung und Vorbereitung. Verkäufer professionalisieren ihre Unterlagen, Käufer warten ab – die große Bewegung soll 2026 kommen.

Sinkende Zinsen, wachsender Exit-Druck bei Fonds und steigende Bewertungsmultiples könnten dann für ein Wiederanziehen sorgen. Doch bis dahin gilt: Realismus schlägt Optimismus.

Denn wer heute überhöhte Erwartungen hat, riskiert, morgen gar nicht mehr im Spiel zu sein.

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