Ein Milliardenspiel auf Zeit
Es ist eine Ansage mit Wucht: Uber, Lucid Motors und das kalifornische Robotikunternehmen Nuro haben ein gemeinsames Robotaxi-Programm angekündigt, das ab Ende 2026 in einer US-Metropole starten soll.
Der Clou: Uber will in den nächsten sechs Jahren mehr als 20.000 Lucid-Fahrzeuge mit Nuro-Technologie auf die Straßen bringen – vollautonom, Level 4, exklusiv auf der Uber-Plattform.
Für Uber ist das ein großer Wurf. Der Fahrdienstvermittler zielt auf eine Zeit nach dem Fahrer: kostensparend, skalierbar, 24/7 einsatzbereit. Und für Lucid, bislang vor allem als Premium-Elektroautobauer mit chronischem Finanzbedarf bekannt, könnte der Deal die Überlebensfrage entscheiden.
Uber investiert mehrere Hundert Millionen Dollar in Lucid und Nuro. Der Markt reagierte prompt: Lucid-Aktien schossen an der NASDAQ um über 36 Prozent nach oben.
Die Schwächen der Stärken
Doch der Hype kaschiert Schwächen. Weder Lucid noch Nuro haben bisher nachgewiesen, dass sie autonomes Fahren im großen Stil beherrschen. Nuro ist zwar für Lieferroboter bekannt, hat aber keine Erfahrung mit Personentransport. Und Lucid? Das Unternehmen steckt tief in den roten Zahlen, lieferte zuletzt weniger als 2.000 Fahrzeuge pro Quartal aus.
Die technischen Herausforderungen sind enorm. Autonomes Fahren auf Level 4 bedeutet: Kein Mensch am Steuer, auch nicht im Notfall. Das erfordert nicht nur hochkomplexe Sensorik und KI-Systeme, sondern auch eine rechtliche Genehmigung in jedem Bundesstaat. Noch gibt es keinen Zeitplan für die Marktzulassung.

Tesla unter Zugzwang
Besonders brisant: Der Lucid-Deal setzt Tesla unter Druck. Elon Musk hatte für August 2024 ein eigenes Robotaxi vorgestellt, doch es gibt bislang nur vage Ankündigungen. Die Kooperation von Uber, Lucid und Nuro ist konkreter – zumindest auf dem Papier. Teslas Aktie gab nach der Nachricht um 0,7 Prozent nach.
Analysten sehen den Deal gespalten: Während einige das Potenzial betonen, mahnen andere zur Vorsicht. "Das ist eine Wette auf Technologie, die es so noch nicht gibt – von Firmen, die sie noch nicht geliefert haben", schrieb die US-Börsenplattform Seeking Alpha.
Eine Revolution mit vielen Wenns
Ob die 20.000 Robotaxis jemals rollen, ist offen. Der erste Prototyp testet aktuell in Las Vegas auf einem geschlossenen Gelände. Doch bis zum flächendeckenden Einsatz fehlt es an vielem: Hardware, Genehmigungen, Infrastruktur. Uber selbst weiß das. Der Konzern spricht von einem "mehrjährigen Projekt", das "Schritt für Schritt" umgesetzt werde.
Für Lucid ist der Deal dennoch ein Hoffnungsschimmer. Die Partnerschaft könnte dem darbenden Hersteller neue Skalierungschancen eröffnen und die Abhängigkeit vom schrumpfenden Luxussegment reduzieren. Uber wiederum sichert sich den Zugang zu einem exklusiven Fahrzeugpool, sollte die Autonomieversprechen tatsächlich eingelöst werden.
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