04. November, 2025

Quartalszahlen

Linde trotzt der Flaute – und zeigt der Industrie, wie Resilienz aussieht

Trotz stagnierender Weltkonjunktur steigert Linde den Gewinn und übertrifft die Erwartungen. Der Konzern setzt auf Preiserhöhungen, Effizienz und Milliardeninvestitionen – während die deutsche Industrie weiter schwächelt.

Linde trotzt der Flaute – und zeigt der Industrie, wie Resilienz aussieht
Nordamerika als Wachstumstreiber: Starke Nachfrage in Metallurgie und Elektronik kompensiert die Schwäche in Europa.

Gewinn in Zeiten der Stagnation

Während viele Industriekonzerne über schleppende Nachfrage, hohe Energiekosten und globale Unsicherheit klagen, liefert Linde stabile Zahlen. Im dritten Quartal stieg der Umsatz des weltgrößten Industriegase-Herstellers um 3 % auf 8,66 Milliarden Dollar, der bereinigte Nettogewinn legte um 5 % auf 1,99 Milliarden Dollar zu.

Damit übertrifft das deutsch-amerikanische Unternehmen nicht nur seine eigenen Prognosen, sondern auch die Erwartungen der Analysten. Der Gewinn je Aktie lag mit 4,21 Dollar leicht über der Schätzung von 4,18 Dollar – ein kleiner, aber symbolträchtiger Vorsprung in einem Jahr, das von konjunktureller Unsicherheit geprägt ist.

Preiserhöhungen statt Wachstum

Das Umsatzplus ist jedoch weniger auf florierende Geschäfte als auf geschickte Preispolitik zurückzuführen. Zwei Prozentpunkte des Wachstums gehen laut Linde auf Preiserhöhungen zurück, ein weiterer Punkt auf Zukäufe. Die reale Nachfrage in vielen Industriesektoren bleibt schwach – gerade in Europa.

„Trotz stagnierender industrieller Aktivität haben die Linde-Mitarbeiter einmal mehr widerstandsfähige Ergebnisse gezeigt“, sagte Vorstandschef Sanjiv Lamba. Das klingt nüchtern, ist aber Ausdruck einer Strategie, die auf operative Disziplin setzt: höhere Margen, weniger Kosten, konsequente Effizienz.

Prognose enger gefasst – aber auf hohem Niveau

Für das Gesamtjahr präzisiert Linde seine Gewinnprognose: Statt einer Spanne von 16,30 bis 16,50 Dollar pro Aktie erwartet der Konzern nun 16,35 bis 16,45 Dollar. Das entspricht einem Plus von fünf bis sechs Prozent. Ein leicht engerer Korridor – aber kein Rückschritt.

Im Schlussquartal sollen 4,10 bis 4,20 Dollar je Aktie verdient werden. Die Investitionspläne bleiben unverändert: Zwischen 5,0 und 5,5 Milliarden Dollar will Linde 2025 in neue Anlagen, Wasserstoffprojekte und CO₂-freie Technologien investieren.

Damit setzt das Unternehmen ein deutliches Signal – Investitionen in Zukunftsfelder bleiben trotz Konjunkturflaute Pflicht.

Amerika zieht, Europa schwächelt

Regional betrachtet läuft es vor allem in den USA rund. In Nord- und Südamerika stieg die Nachfrage in der Elektronik-, Metall- und Bergbauindustrie. Gleichzeitig konnte Linde die Preise um drei Prozent anheben – ein seltener Erfolg in einem von Kosteninflation geprägten Jahr.

Anders das Bild in Europa, Afrika und dem Nahen Osten: Dort blieb die Nachfrage verhalten, Preiserhöhungen konnten das Minus beim Absatz nicht kompensieren. Nur durch Zukäufe stieg der Umsatz um drei Prozent. Immerhin: Die Umsatzrendite kletterte kräftig, was Linde vor allem günstigen Währungseffekten zuschreibt.

In Asien entwickelte sich das Geschäft solide, aber ohne Dynamik – China bleibt ein schwieriger Markt, insbesondere im Industriesektor.

Linde Engineering – das Sorgenkind im Konzern

Während das Kerngeschäft stabil bleibt, schwächelt die Anlagenbau-Sparte Linde Engineering. Der Umsatz sank um 15 % auf 519 Millionen Dollar, der operative Gewinn auf 101 Millionen Dollar.

Die Sparte leidet unter Projektverzögerungen und Zurückhaltung bei Großinvestitionen – ein Spiegelbild der globalen Investitionsflaute im klassischen Anlagenbau. Dennoch hält Linde an der Division fest: Sie bleibt wichtig für Technologieentwicklung und den Einstieg in Wasserstofflösungen.

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Eine stille Stärke in unsicheren Zeiten

Linde zeigt, was in der Industrie derzeit selten ist: stabile Gewinne trotz Flaute. Während deutsche Maschinenbauer und Chemiekonzerne schwächeln, gelingt dem Gase-Riesen ein Kunststück – er wächst, ohne dass die Wirtschaft wächst.

Das Erfolgsrezept ist eine Mischung aus Preissetzungsmacht, globaler Präsenz und striktem Kostenmanagement. Linde verkauft kein Produkt, sondern eine Notwendigkeit: Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff – Stoffe, die jede Industrie braucht, egal in welcher Konjunkturphase.

In einer Welt, die nach grüner Transformation ruft, ist das Unternehmen gut positioniert. Die Milliardeninvestitionen in Wasserstoff und CO₂-neutrale Industrien sind keine Wette auf die Zukunft, sondern längst Teil der Gegenwart.

Stabilität als neue Stärke

Linde bleibt der Beweis, dass auch in einer schwächelnden Weltwirtschaft Wachstum möglich ist – wenn man das richtige Geschäftsmodell hat. Während andere über Rezession sprechen, liefert Linde Zahlen.

Es ist kein spektakulärer Erfolg, aber ein beispielhafter Beweis von industrieller Standhaftigkeit: Ein Unternehmen, das mit klarem Fokus, effizienter Führung und technologischem Vorsprung zeigt, wie man in einer Welt voller Unsicherheiten Stabilität schafft.

Linde ist – nüchtern gesagt – das Gegenteil der aktuellen Wirtschaftslage: sauerstoffreich.

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