23. November, 2025

Quartalszahlen

Lanxess im freien Fall – warum die Krise der Chemieindustrie den MDAX-Konzern härter trifft als gedacht

Der Spezialchemiekonzern rutscht trotz niedriger Bewertung immer tiefer. Analysten halbieren Kursziele, die Führung warnt vor einer historischen Branchenkrise – und ein Ende ist nicht in Sicht.

Lanxess im freien Fall – warum die Krise der Chemieindustrie den MDAX-Konzern härter trifft als gedacht
Lanxess rutscht trotz bilanziell hoher Substanz immer tiefer ab – Analysten sehen die Branche in einer strukturellen Dauerkrise, in der Energiepreise, Überkapazitäten und schwache Nachfrage selbst ehemals stabile Chemiekonzerne in die Verlustzonen drücken.

Kein Abwarten mehr – der Absturz ist Realität

Die Lanxess-Aktie fällt nicht mehr, sie rutscht. Tag für Tag ein Stück tiefer, begleitet von Kommentaren, die für einen MDAX-Wert selten so vernichtend ausfallen. Spätestens seit Vorstandschef Matthias Zachert Anfang November von einer der „schwersten Krisen der chemischen Industrie seit drei Jahrzehnten“ sprach, hat sich der Kurs vom Rest des Marktes abgekoppelt.

Und anders als viele kurzfristige Dämpfer der Vergangenheit ist dieses Mal klar: Das Problem sitzt tief – strukturell, zyklisch, global.

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Analysten streichen gnadenlos: Kursziele, Ratings, Vertrauen

Kaum ein DAX- oder MDAX-Wert musste in den vergangenen Wochen eine derart brutale Serie an Abstufungen hinnehmen wie Lanxess.

  • JPMorgan senkte das Kursziel von 21 auf 15 Euro und bekräftigte „Underweight“.
  • Goldman Sachs kappte noch schärfer – von 18 auf 10 Euro, Rating: „Sell“.
  • Barclays halbierte ihr Kursziel von 30 auf 15 Euro und stufte ebenfalls auf „Underweight“ ab.

Die Argumentation ähnelt sich auffallend:

  • weiter einbrechende Nachfrage,
  • strukturelle Kostenprobleme,
  • Überkapazitäten im globalen Chemiesektor,
  • und ein Europa-Standort, der durch Energiepreise und Regulierung zu kämpfen hat.

Kurz: Die Risiken sind nicht mehr zyklisch erklärbar.

Zacherts Alarmruf: „Wir haben nicht mehr zehn vor zwölf – wir haben nach zwölf“

Der Satz des Vorstandschefs hallt nach – und er ist ungewöhnlich für einen CEO, der normalerweise versucht, die Stimmung seines Unternehmens zumindest stabil zu halten.

Doch Zachert wählte drastische Worte:

  • Kein Licht am Ende des Tunnels.
  • Eine Krise, wie er sie in 30 Jahren kaum erlebt hat.
  • Und keine Aussicht auf eine Erholung vor 2026.

Im Klartext heißt das: Lanxess produziert in Teilen der Welt zu teuer, verkauft in Märkten, die selbst unter Druck stehen, und ist gleichzeitig von Branchen abhängig, deren Nachfrage sich abgekühlt hat – von Bau bis Elektroauto.

Die Chemieindustrie im Klammergriff – Europa besonders schwach

Die Lanxess-Krise ist nicht isoliert, sondern Symptom einer europäischen Schieflage.
Steigende Energiekosten, schwache industrielle Nachfrage, China-Konkurrenz und hohe Regulierungslasten haben den Sektor in eine Lage gebracht, in der selbst branchenstarke Unternehmen ins Straucheln geraten.

Lanxess ist dabei besonders verletzlich:

  • Viele Produkte sind austauschbar und erzielen kaum Preismacht.
  • Die Fixkosten für Werkstandorte sind hoch.
  • Der Konzern kämpft seit Jahren mit Portfolio- und Schuldenproblemen.

Die Frage, die inzwischen offen im Markt gestellt wird:
Haben sich die strukturellen Belastungen dauerhaft verfestigt?

Extrem niedrige Bewertung – aber kein Kaufargument

Auf dem Papier wirkt Lanxess erschreckend günstig:
Der Börsenwert liegt inzwischen deutlich unter dem bilanziellen Eigenkapital.

Normalerweise wäre das ein klassisches Value-Signal. Doch der Markt winkt ab – aus gutem Grund.
Eine Aktie, die fundamental billig wirkt, aber operativ nach unten durchgereicht wird, ist kein Schnäppchen, sondern ein Risikoasset.

Solange die Perspektiven nicht heller werden, bleibt die Bewertung ein Reflex des Misstrauens – nicht ein Hinweis auf versteckten Wert.

Warum Anleger Abstand halten sollten

Der Rat der meisten Analysten und Branchenkenner ist ungewöhnlich einhellig:
Kein Einstieg, solange die Trendwende nicht sichtbar wird – weder im Chart noch im Geschäft.

Denn bevor der Markt Lanxess wieder zutraut, dass die Gewinne steigen, müssten gleich mehrere Bedingungen erfüllt sein:

  1. Bessere Auslastung in der europäischen Chemieindustrie.
  2. Stabilisierung der globalen Nachfrage.
  3. Klarer Plan für Kosten, Portfolio und Schulden.
  4. Branchenweiter Rebound – nicht nur ein Zwischenzucken.

Aktuell ist keines dieser Signale erkennbar.

Ein Fall, den man nicht antasten sollte

Lanxess steckt tief in einer Industriekrise, die sich nicht kurzfristig lösen lässt. Analysten schwenken reihenweise auf „Sell“ um, das Management warnt vor einem historischen Tiefpunkt – und der Kurs fällt, weil die Perspektiven nicht besser werden.

Es gibt Situationen, in denen Geduld belohnt.
Diese gehört nicht dazu.

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