27. Juni, 2025

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Krieg, Profit, Präzision – So investieren Anleger in Israels Waffenindustrie

Drei börsennotierte Konzerne machen das israelische Militär so effektiv wie gefürchtet. Auch deutsche Anleger können investieren – in ein Geschäftsfeld zwischen Hightech, Kriegsprofit und moralischer Grauzone.

Krieg, Profit, Präzision – So investieren Anleger in Israels Waffenindustrie
Israels Militärstrategie basiert auf Prävention durch Angriff – moralisch umstritten, wirtschaftlich profitabel. Anleger müssen abwägen: Rüstungswachstum oder ethische Grenzen?

Die Raketen schlugen in der Nacht ein, präzise, zerstörerisch, kalkuliert. Innerhalb weniger Minuten war ein iranisches Waffenlager Geschichte – ausgelöscht von einer Streitkraft, deren Effizienz und technologischer Vorsprung weltweit für Respekt sorgt.

Hinter den präzisen Schlägen der Israel Defence Forces (IDF) stehen auch Konzerne, die an der Börse notiert sind. Elbit Systems, Gilat Satellite Networks und TAT Technologies entwickeln, was Israels Militär in der Praxis einsetzen kann – und was Anlegern in Deutschland Rendite verspricht. Oder zumindest versprechen soll.

Doch der Krieg zwischen Israel und dem Iran bringt nicht nur geopolitische Unruhe – er wirft auch die Frage auf: Wie legitim ist es, am Geschäft mit dem Krieg zu verdienen?

Elbit Systems: Technologischer Platzhirsch mit globalem Apparat

Mit einer Marktkapitalisierung von 20 Milliarden US-Dollar ist Elbit Systems der Titan des israelischen Rüstungssektors. Das Unternehmen liefert Drohnen, Radartechnologie, Haubitzen, Kommunikationssysteme – kurzum: fast alles, was eine moderne Armee zur asymmetrischen Kriegsführung benötigt.

Allein 80 % der von Israel eingesetzten Drohnen sollen von Elbit stammen. Der Umsatz wuchs 2024 um mehr als acht Prozent auf sechs Milliarden Dollar, der Gewinn um satte 50 % auf 321 Millionen Dollar.

Doch das Geschäft floriert nicht nur im Inland. Rund zwei Drittel der Erlöse stammen aus dem Ausland – darunter 1,8 Milliarden Dollar allein aus Europa. Angesichts steigender Verteidigungsetats in der EU könnte Elbit einer der großen Profiteure der europäischen Aufrüstung werden.

Trotzdem ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 55 hoch bewertet. Anleger zahlen also für erwartete, nicht garantierte Erfolge. Auch ethisch ist die Aktie umstritten: Menschenrechtsorganisationen werfen Israel wiederholt den unverhältnismäßigen Einsatz seiner Waffen vor – auch jener, die Elbit liefert.

Gilat: Kommunikation für den Krieg – und darüber hinaus?

Gilat Satellite Networks produziert satellitengestützte Kommunikationstechnologie – für Verteidigung, Telekommunikation und sogar Supermärkte.

Im militärischen Bereich liefert Gilat tragbare Satellitensysteme, etwa den „SatTrooper“: ein Rucksack, mit dem sich Soldaten auch im Krisengebiet vernetzen können. Die neue „Defense Division“ des Unternehmens richtet sich explizit an US-Kunden.

Gilat stellt mobile Funkgeräte und Satellitensysteme für Kriegszonen her. Trotzdem bleibt die Aktie schwankungsanfällig – nicht jeder Rüstungswert bringt stabile Rendite.

Trotz des Hightech-Fokus ist Gilat mit 380 Millionen Dollar Börsenwert ein Leichtgewicht. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase taumelte die Aktie jahrzehntelang seitwärts. Zwar schrieb das Unternehmen zuletzt wieder schwarze Zahlen – der Gewinn stieg 2024 leicht auf rund 25 Millionen Dollar –, doch Analystenerwartungen wurden zuletzt verfehlt.

Wer investiert, setzt auf eine Comeback-Story mit langen Atemzügen – oder auf Kurssprünge durch neue Rüstungsaufträge. Für langfristig orientierte Anleger mit hohem Sicherheitsbedürfnis ist Gilat hingegen kaum geeignet.

TAT Technologies: Der unterschätzte Ausrüster aus dem Hintergrund

TAT Technologies ist Spezialist für die unsichtbare, aber unverzichtbare Technik in Kampfflugzeugen, Helikoptern und gepanzerten Fahrzeugen: Wärmetauscher, Kühlsysteme, Pumpen. Auch große Namen wie Lockheed Martin, Boeing oder Embraer stehen auf der Kundenliste.

Mit rund 340 Millionen Dollar Börsenwert ist TAT zwar klein, aber profitabel. 2024 erwirtschaftete das Unternehmen 11 Millionen Dollar Gewinn – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Die Umsatzentwicklung ist ebenfalls solide: plus 34 % auf 152 Millionen Dollar.

Die Aktie ist mit einem KGV von 24 günstiger bewertet als Elbit – aber eben auch weniger liquide und anfälliger für Schwankungen. Das Kursbild ist volatil. Wer investiert, setzt auf Nischenkompetenz mit globaler Kundschaft. Für konservative Anleger bleibt das Papier jedoch ein Wagnis.

Krieg als Geschäftsmodell?

Die moralische Debatte bleibt: Sollten Anleger vom Krieg profitieren? Der Konflikt zwischen Israel und Iran forderte laut Human Rights Activists über 950 zivile Todesopfer im Iran – ein Teil der eingesetzten Technik stammt aus den Werkshallen der oben genannten Unternehmen.

Rüstungsaktien haben in Europa an Akzeptanz gewonnen, spätestens seit dem russischen Überfall auf die Ukraine. Doch Israels Militärstrategie, die oft auf präventiven Angriffen basiert, ist hoch umstritten. Während Rheinmetall und Co. als Verteidiger westlicher Werte gelten, geraten israelische Konzerne vermehrt in die Kritik.

Zugleich ist der Rüstungssektor wirtschaftlich gesehen ein stabiler Wachstumsmarkt – auch weil Regierungen weltweit aufrüsten. Wer in Rüstung investiert, investiert in einen Trend, der sich vermutlich nicht so schnell umkehren wird.

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