27. August, 2025

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Klimastudie als Bumerang – Wie eine fehlerhafte Prognose Politik und Wirtschaft beeinflusste

Eine vielzitierte PIK-Studie über Klimaschäden entpuppt sich als wissenschaftlich fragwürdig. Trotzdem floss sie in OECD-, Weltbank- und EZB-Entscheidungen ein. Der Fall legt ein Geflecht aus Forschung, Politik und Finanzinteressen offen – mit fatalen Folgen für die Glaubwürdigkeit.

Klimastudie als Bumerang – Wie eine fehlerhafte Prognose Politik und Wirtschaft beeinflusste
38-Billionen-Schreckensszenario – Die PIK-Studie sollte den weltweiten Wohlstand bedroht sehen, doch Fachgutachter stuften die Berechnungen von Anfang an als „wissenschaftlich ungültig“ ein.

Schlagzeilen mit Sprengkraft

„Klimakrise kostet 38 Billionen Dollar pro Jahr“ – kaum eine Studie hat 2024 so viele Schlagzeilen ausgelöst wie jene des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

Die mediale Wucht war enorm, selbst die Tagesschau und der Spiegel griffen die Zahlen auf. Doch was als bahnbrechende Klimaforschung verkauft wurde, entpuppt sich nun als wissenschaftlicher Problemfall.

Fachliche Verrisse, verschleppte Korrekturen und verschwiegene Interessenkonflikte werfen Fragen auf, die weit über die Forschung hinausreichen.

Politischer Hebel durch Extremszenarien

Die Folgen der Veröffentlichung waren konkret: OECD, Weltbank und US-Regierung nutzten die PIK-Prognosen als Grundlage, ebenso das Network for Greening the Financial System (NGFS), ein Zusammenschluss von Zentralbanken. Selbst die Europäische Zentralbank baute die Szenarien in Stresstests ein.

Damit erhielt ein methodisch fragwürdiges Modell Einfluss auf Politik und Finanzmärkte – bis hin zu strengeren Eigenkapitalanforderungen für Banken. Kritiker sehen darin einen Hebel, der Wachstum bremst und Deindustrialisierung begünstigt.


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Warnungen ignoriert

Besonders brisant: Schon die Gutachter von Nature äußerten massive Zweifel an Methodik und Aussagekraft. Einer sprach von „keinerlei wissenschaftlicher Grundlage“, ein anderer warnte, die Ergebnisse seien „unintuitiv groß“ und potenziell irreführend.

Dennoch veröffentlichte das renommierte Fachblatt die Arbeit – und hielt kritische Kommentare monatelang zurück. Erst als die Welle der Kritik nicht mehr zu stoppen war, wurden Einwände nachgereicht.

Verflechtungen und Interessenkonflikte

Die Studie ist auch ein Beispiel für undurchsichtige Verflechtungen. Das PIK wird von der Stiftung Climate Works finanziert, die zugleich das NGFS unterstützt – jenes Gremium, das die PIK-Daten für Regulierungsszenarien heranzog.

Die Studienautoren beteuerten zwar, keine Interessenkonflikte zu haben, doch Kritiker sehen genau darin ein systemisches Problem: Wissenschaft, Politik und Finanzinstitute agieren im selben Netzwerk – auf Kosten unabhängiger Forschung.

Schadensbegrenzung oder Verschleierung?

Auf die Kritik reagierte das PIK mit einem neuen Aufsatz, in dem die Ergebnisse „nach Korrekturen im Wesentlichen Bestand“ hätten. Doch Experten wie Roger Pielke Jr. oder Gregory Hopper sprechen von einem Eingeständnis: Das ursprüngliche Modell sei wertlos, die Korrekturen lediglich ein Versuch, die Kernaussagen zu retten.

Pielke nennt das Vorgehen „wissenschaftlich unhaltbar“, Hopper spricht von „herausgepickten Methoden“ für vorgefertigte Schlussfolgerungen.

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