Halbleitergeschäft schwächelt – Margen schrumpfen
Es ist ein Rückschlag, den Jenoptik lange vermeiden wollte. Nach einem soliden Start ins Jahr geriet der Thüringer Technologiekonzern im Sommer unter Druck: Die Nachfrage aus der Halbleiterausrüstungsindustrie – lange Zeit einer der wichtigsten Wachstumstreiber – brach deutlich ein. In den ersten neun Monaten sank der Umsatz um 7,6 Prozent auf 753,2 Millionen Euro, das operative Ergebnis (Ebitda) fiel sogar um 18 Prozent auf 131,8 Millionen Euro.
Damit muss Jenoptik seine bisher ambitionierten Ziele zurücknehmen. Der Konzern rechnet nun damit, dass Umsatz und operative Marge am unteren Ende der bisherigen Spanne liegen werden. Die operative Umsatzrendite dürfte folglich bei etwa 17 Prozent verharren, während der Umsatz das Niveau von 1 Milliarde Euro voraussichtlich knapp verfehlt.
Chipflaute trifft Hightech-Produzenten
Der Hauptgrund für die Eintrübung liegt in der Halbleiterindustrie, die sich nach dem Boom der Corona-Jahre in einer Phase der Überkapazitäten befindet. Viele Chip-Hersteller haben ihre Investitionen verschoben, Anlagenbauer ihre Bestellungen reduziert – und das trifft Zulieferer wie Jenoptik unmittelbar. Der Bereich Advanced Photonic Solutions, zu dem Präzisionsoptiken und Laser für die Halbleiterfertigung gehören, musste zweistellige Einbußen hinnehmen.
„Das Marktumfeld bleibt herausfordernd“, heißt es aus Unternehmenskreisen.
Die Erholung im Halbleitermarkt verzögere sich, gleichzeitig steigen die Material- und Energiekosten. Jenoptik reagiert darauf mit einem Sparprogramm, das interne Prozesse verschlanken und die Kostenbasis anpassen soll.
Biophotonik und Verkehrsüberwachung stützen das Geschäft
Ganz im Schatten steht das Unternehmen dennoch nicht. In den Bereichen Biophotonik – also der Kombination von Lichttechnik und Medizintechnologie – sowie Verkehrsüberwachung verzeichnet Jenoptik weiterhin kräftiges Wachstum. Die Nachfrage nach bildgebenden Systemen in der Diagnostik und Laseranwendungen für therapeutische Zwecke bleibt hoch. Auch die Geschäfte mit Geschwindigkeitsmesssystemen und Verkehrsüberwachung laufen stabil, angetrieben von internationalen Infrastrukturprogrammen.
Diese beiden Segmente kompensieren einen Teil der Halbleiterschwäche, reichen aber nicht aus, um den Rückgang insgesamt zu stoppen. Dennoch zeigen sie, wo Jenoptik künftig stärker investieren könnte: in Anwendungen, die weniger konjunkturabhängig sind und eine langfristig stabile Nachfrage bieten.

Auftragseingang stabilisiert sich – Hoffnung auf 2026
Ein kleiner Lichtblick: Der Auftragseingang hat sich nach einem schwachen Jahresstart spürbar erholt und liegt nach neun Monaten nur noch knapp unter Vorjahresniveau. Das könnte ein Zeichen sein, dass die Talsohle im Halbleitergeschäft langsam erreicht ist. Branchenanalysten rechnen mit einer schrittweisen Erholung ab Mitte 2026 – dann, wenn neue Investitionszyklen in der Chipproduktion anlaufen und die Nachfrage nach Präzisionsoptiken wieder steigt.
Bis dahin bleibt der Druck auf Margen und Kosten hoch. Das Management setzt auf Effizienzprogramme, Prozessoptimierungen und eine disziplinierte Investitionspolitik, um die Profitabilität zu stabilisieren.
Ausblick: Geduld gefragt
Jenoptik befindet sich in einem klassischen Zyklusproblem – die technologische Kompetenz ist unbestritten, die Marktphase aber ungünstig. Der Konzern bleibt solide aufgestellt, muss aber beweisen, dass er auch durch ein schwächeres Halbleiterumfeld navigieren kann.
Die Zukunft hängt davon ab, wie schnell die globale Chipnachfrage zurückkehrt – und ob Jenoptik den Wandel hin zu robusteren Geschäftsbereichen wie MedTech und Smart Mobility beschleunigt. Der Weg aus dem Halbdunkel wird kein Sprint, sondern ein Marathon.


