20. August, 2025

Quartalszahlen

iPhone war gestern – Foxconn verdient jetzt mit KI-Servern

Der weltgrößte Elektronikfertiger überrascht mit einem kräftigen Gewinnplus. Nicht Apple, sondern Künstliche Intelligenz sorgt für Rückenwind. Und der könnte gerade erst beginnen.

iPhone war gestern – Foxconn verdient jetzt mit KI-Servern
Der Bereich KI-Server legte im Vergleich zum Vorjahr um 170 % zu – doch Foxconn bleibt stark abhängig von zyklischen Investitionen der Tech-Industrie.

Apple bleibt wichtig – aber nicht mehr entscheidend

Foxconn, weltbekannt als Zulieferer für Apple, überrascht die Märkte mit einem unerwartet starken Quartal. Der Nettogewinn stieg im zweiten Quartal 2025 um satte 27 Prozent auf rund 1,27 Milliarden Euro.

Der Umsatz zog ebenfalls deutlich an: plus 16 Prozent auf über 51 Milliarden Euro – ein Rekord für diese Jahreszeit. Doch die Zahlen erzählen noch etwas anderes: Eine stille Machtverschiebung im Konzern.

Quelle: Eulerpool

Denn zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte überholte der Umsatz der Cloud- und Netzwerksparte den der klassischen Konsumelektronik. Und das heißt im Klartext: KI-Server bringen mehr ein als iPhones.

KI-Server als neuer Wachstumsmotor

Die eigentlichen Stars im Foxconn-Konzern heißen nicht mehr iPhone 15 oder iPad Pro – sondern Nvidia, AMD und Broadcom. Foxconn baut die Server-Infrastruktur, die Tech-Konzerne weltweit für den Einsatz von generativer KI benötigen: Rechenzentren, die für Milliardenparameter optimiert sind.

Quelle: Eulerpool

Für das laufende Quartal stellt Foxconn ein Umsatzwachstum von unglaublichen 170 Prozent im Bereich KI-Server in Aussicht. Zahlen nennt das Unternehmen nicht – wie üblich. Doch das Momentum ist eindeutig.

KI-Server sind das neue Konsumgeschäft, sagt ein Analyst aus Taipeh.

„Die Margen sind besser, der Zyklus länger – und die Kunden sind bereit, tief in die Tasche zu greifen.“

Vom iPhone-Auftragsfertiger zum KI-Zulieferer

Foxconn, offiziell Hon Hai Precision Industry, galt lange als Synonym für niedrige Margen, hohe Stückzahlen und Produktionsstandorte in China. Jetzt zeigt sich ein anderes Bild: Der Konzern nutzt die KI-Welle, um sich neu zu positionieren – als unverzichtbarer Technologiedienstleister im Zeitalter der künstlichen Intelligenz.

Quelle: Eulerpool

Dafür investiert das Unternehmen massiv. Neue Fertigungsstandorte für Servertechnik entstehen in Vietnam, Indien und Mexiko – auch, um sich politisch vom Konflikt zwischen China und den USA unabhängiger zu machen. Der Standortwechsel bringt zusätzliche Komplexität, aber auch mehr strategische Sicherheit.

Apples Macht schwindet – ein bisschen

Natürlich bleibt Apple ein wichtiger Kunde. Die iPhone-Fertigung macht nach wie vor einen großen Teil des Geschäfts aus. Doch dass das Cloud- und Netzwerktechnik-Geschäft nun erstmals die Konsumelektronik überholt hat, ist ein Signal – auch für Cupertino. Foxconn ist nicht länger nur verlängerte Werkbank, sondern mittlerweile systemrelevant für die globale KI-Ökonomie.

Ein Analyst der Citibank formuliert es so: „Apple ist kein Klumpenrisiko mehr. Die strategische Abhängigkeit sinkt – und das ist gesund.“

Quelle: Eulerpool

Ein Gewinner im Chip-Krieg

Während andere Hardwareproduzenten unter der hohen Abhängigkeit vom PC- und Smartphone-Markt leiden, profitiert Foxconn von der Nachfrage nach spezialisierten Hochleistungsrechnern.

Die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China, die Exportbeschränkungen für KI-Chips und der Aufbau nationaler Rechenzentren weltweit – all das spielt Foxconn in die Hände.

Gerade weil die USA chinesischen Anbietern wie Huawei den Zugang zu modernen Chips erschweren, weichen viele Unternehmen auf neutrale Fertiger wie Foxconn aus. Das taiwanesische Unternehmen profitiert damit indirekt von den politischen Grabenkämpfen.

Rückenwind – aber nicht ohne Risiko

So beeindruckend die Zahlen auch sind: Der Umbau des Geschäfts ist noch nicht abgeschlossen. Foxconn ist weiterhin stark von externen Auftraggebern abhängig. Die Zyklik bleibt – trotz wachsender Cloud-Sparte. Und der globale KI-Hype ist zwar intakt, aber hoch bewertet. Sollte das Wachstum hinter den Erwartungen zurückbleiben, wären die Rückschläge spürbar.

Zudem ist der Wettbewerb um lukrative KI-Aufträge intensiv. Neben Foxconn buhlen auch Quanta, Wistron und Pegatron um Marktanteile bei KI-Hardware. Wer am Ende die besten Margen erzielt, entscheidet sich nicht nur im Werk – sondern auch in den Preisverhandlungen mit Nvidia & Co.

Der Konzern steht vor einer strategischen Weichenstellung

Foxconn ist mehr als ein Auftragsfertiger. Das hat dieses Quartal eindrucksvoll gezeigt. Der nächste Schritt könnte der Ausbau des eigenen Produktportfolios sein – etwa durch Beteiligungen an Serverplattformen oder Softwarelösungen. Noch aber konzentriert sich das Management auf den Umbau des Kerngeschäfts.

Und der läuft.

Mit einem KI-Umsatzwachstum von 170 Prozent im Quartalsvergleich gehört Foxconn zu den stillen Profiteuren des größten Tech-Trends seit dem Smartphone. Wer bislang nur auf Apple geblickt hat, blickt jetzt zu kurz.

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