Erst Verluste, dann Rekordhoch
IONOS hat geliefert – wieder einmal. Nach einem schwachen Start in den Handelstag drehte die Aktie des Internetdienstleisters am Donnerstagvormittag deutlich ins Plus und erreichte mit 43 Euro ein neues Allzeithoch.
Der Grund: eine erneute Anhebung der Prognose – die zweite innerhalb weniger Monate. Analysten wurden überrascht, Anleger belohnt.
Das Unternehmen erwartet nun für das Gesamtjahr 2025 ein bereinigtes Ebitda von rund 530 Millionen Euro. Das wären 17 Prozent mehr als im Vorjahr – und mehr, als viele Analysten auf dem Zettel hatten. Auch das erste Halbjahr kann sich sehen lassen: Mit 269 Millionen Euro legte der operative Gewinn um mehr als 23 Prozent zu.
Solides Cloud-Geschäft, Fantasie bei KI
IONOS verdient sein Geld vor allem mit dem Geschäft rund um Webhosting, IT-Infrastruktur und Cloud-Lösungen für den Mittelstand. Die Digitalsparte „Solutions & Cloud“ bleibt das Rückgrat – hier erwartet das Unternehmen weiterhin ein Umsatzwachstum von rund 8 Prozent.
Der Margenausblick ist noch ehrgeiziger: Die bereinigte Ebitda-Marge soll von derzeit 32,9 auf etwa 35 Prozent steigen. Für den Domainhandel und das AdTech-Geschäft erwartet das Unternehmen ein stabiles Ergebnis – wobei die Fantasie an anderer Stelle sitzt.
Denn seit IONOS im Juni zusammen mit Hochtief bei der EU-Kommission ein Projekt für eine europäische KI-Gigafactory angemeldet hat, steigt das Interesse. Die Aktie profitiert vom wachsenden Vertrauen, dass der Anbieter mehr sein könnte als nur ein „Web-Baukasten für Handwerkerseiten“.
Die Tochter überflügelt die Mutter
Auffällig ist dabei der Blick auf den Konzernkontext: Die Marktkapitalisierung von IONOS liegt mit knapp 6 Milliarden Euro inzwischen über jener der Konzernmutter United Internet – diese bringt gerade einmal 4,8 Milliarden auf die Waage. Und das, obwohl United noch rund 64 Prozent der IONOS-Anteile hält.
United Internet selbst hat derweil mit Problemen zu kämpfen. Die Investitionen in das eigene Glasfaser- und Mobilfunknetz bei 1&1 drücken auf die Bilanz, ebenso wie hohe Abschreibungen. Das operative Ergebnis enttäuschte im ersten Halbjahr – obwohl der Umsatz leicht über den Erwartungen lag. Die Aktie fiel zwischenzeitlich auf ein neues Monatstief.
Kapitalmarkt-Logik: Klarer Fokus schlägt Konzernbreite
Was sich am Beispiel IONOS und United Internet beobachten lässt, ist ein typisches Kapitalmarktphänomen: Während der Konzern mit mehreren Großprojekten kämpft, profitiert die fokussierte Tochter vom klaren Wachstumsnarrativ.
IONOS steht für Digitalisierung, Cloud und Mittelstands-IT – Themen, die politisch gewollt und wirtschaftlich relevant sind. Die Fantasie rund um künstliche Intelligenz verstärkt die Aufbruchsstimmung. Und auch die Ergebniszahlen liefern inzwischen eine klare Sprache.
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