Intel steht vor der wohl größten Herausforderung seiner Unternehmensgeschichte. Als Produzent des ersten kommerziell verfügbaren Mikroprozessors hielt Intel über Jahrzehnte hinweg die Spitzenposition als weltweit größtes Halbleiterunternehmen. Doch in den 2010er-Jahren verlor der Konzern seine technologische Führungsposition an Konkurrenten wie Nvidia und Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC).
CEO Pat Gelsinger unternimmt derzeit enorme Anstrengungen, um Intel wieder an die Spitze der Branche zu führen. Trotz der ambitionierten Maßnahmen sollten Investoren keine kurzfristigen Wunder erwarten. Gleichwohl scheint die gegenwärtige Skepsis überzogen, und die Dynamik der Halbleiterindustrie könnte Intel zu einem Comeback verhelfen.
Obwohl Intel derzeit nicht in der Lage ist, die führende Rolle im Chipsektor zurückzugewinnen, bleibt das Unternehmen eine bedeutende Größe. Trotz eines leichten Umsatzanstiegs von 4% im ersten Halbjahr 2024 auf knapp 26 Milliarden Dollar, verblasst diese Zahl im Vergleich zu den 40 Milliarden Dollar Umsatz von TSMC und den 26 Milliarden Dollar Umsatz von Nvidia allein im ersten Quartal 2024.
Mit einem Nettoverlust von 2 Milliarden Dollar und Investitionen von fast 12 Milliarden Dollar in die Infrastruktur sorgte Intel außerdem für Verunsicherung, als das Unternehmen die Dividende aussetzte und Entlassungen von über 15% der Belegschaft ankündigte. Der Börsenkurs sank daraufhin in den Keller und verlor in diesem Jahr 60%. Prognosen deuten auf einen Umsatzrückgang von 14% für das Jahr hin, während der Aktienkurs weiter unter Druck steht.
Das Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,76 zeigt jedoch, dass die pessimistische Einschätzung übertrieben ist. Zudem bleibt Intel der viertgrößte Chipproduzent nach Samsung, Nvidia und TSMC. Die Gründung von Intel Foundry, das Verträge mit Microsoft, Ericsson und MediaTek abschloss, lässt darauf schließen, dass dieses Segment zukünftig eine bedeutende Einnahmequelle darstellen wird.
Darüber hinaus haben die USA und Europa Milliarden an Subventionen bereitgestellt, damit Intel fortschrittliche Fabriken baut, was geopolitische Gründe hat. Der Erwerb der modernsten Fertigungsanlagen von ASML könnte Intel zu einem der technologisch führenden Produzenten machen, auch wenn es technisch nicht zu TSMC aufschließen kann.
Für Anleger stellt sich die Frage, ob Intel eine lohnende Investition darstellt. Trotz der Herausforderungen bleibt das Unternehmen ein Schwergewicht in der Chipindustrie. Die Investitionen in Intel Foundry könnten Intel außerhalb Taiwans zum bedeutendsten Hersteller machen. Es könnte daher sinnvoll sein, erwägt man eine spekulative Position in Intel-Aktien.
Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass Intel in absehbarer Zeit die Branche dominiert, stellt die aktuelle Bewertung des Unternehmens möglicherweise eine attraktive Gelegenheit dar.