Ein schwächeres Quartal – mit Wirkung
Die ING Groep, eine der größten Banken Europas, ist mit einem Gewinnrückgang ins Jahr gestartet. 1,46 Milliarden Euro blieben am Ende des ersten Quartals übrig – rund acht Prozent weniger als im Vorjahr.
Das ist kein Grund zum Jubeln. Und doch: Es hätte schlimmer kommen können. Analysten hatten weniger erwartet. Das allein war der erste kleine Sieg für die Niederländer.
Zinswende drückt aufs Geschäft
Was das Ergebnis drückt, ist schnell erklärt: Die Europäische Zentralbank hat in den vergangenen Monaten die Zinsen gleich sieben Mal gesenkt. Die Zeit des Zinsbooms ist vorbei – für Banken, die mit klassischen Krediten und Einlagen ihr Geld verdienen, ist das ein Problem.
Auch bei der ING. Die Nettozinserträge sanken im ersten Quartal um 2,6 Prozent auf 3,79 Milliarden Euro. Für ein Institut, das auf Zinsgeschäft gebaut ist, ist das spürbar.
Wo Zinsen fehlen, helfen Gebühren
Doch ING zeigt, dass sie vorbereitet war. Während das Zinsgeschäft schrumpfte, legten die Gebühren- und Kommissionseinnahmen deutlich zu – um 9,6 Prozent auf 1,09 Milliarden Euro.
Vor allem mit Investmentprodukten verdient die Bank inzwischen mehr. Kunden investieren, handeln, bauen Vermögen auf – und ING kassiert mit. Das ist kein Zufall, sondern Teil der Strategie: Weg vom reinen Zinsgeschäft, hin zu digitalen Finanzdienstleistungen.
Aktionäre bekommen ein Geschenk
Trotz Gewinnrückgang bleibt Geld übrig – und das nutzt ING, um Aktionäre zu belohnen. Zwei Milliarden Euro will die Bank in den Rückkauf eigener Aktien stecken.
Ein starkes Signal in einem schwächeren Umfeld. Rückkäufe steigern nicht nur den Aktienkurs, sie zeigen auch: Wir vertrauen unserer eigenen Bilanz. Für viele Investoren ist das wichtiger als jede Prognose.
Die Zahlen im Überblick
Insgesamt legten die Gesamterträge der Bank leicht zu – um ein Prozent auf 5,64 Milliarden Euro. Kein großes Wachstum, aber auch kein Rückschritt. Die Kosten blieben stabil, größere Risiken traten nicht auf.
Alles in allem ein Quartal, das ruhiger verlaufen ist, als es die geopolitische und geldpolitische Lage vermuten ließe.
Eine Bank, die sich anpasst
Die ING macht das, was viele Banken derzeit versuchen: Sie stellt sich um. Weg vom klassischen Zinsmodell, hin zu mehr Provisionsgeschäft. Dass das funktioniert, zeigen die Zahlen. Und dass die Bank selbst daran glaubt, zeigt der Rückkauf. Das ist keine Euphorie – aber ein selbstbewusster Schritt.
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