21. September, 2025

Wirtschaft

Indiens IT-Sektor steht aufgrund erhöhter Visa-Gebühren von Trump vor erheblichen Herausforderungen

Der indische IT-Sektor, dessen jährliches Umsatzvolumen beeindruckende 283 Milliarden Dollar erreicht, steht vor einer signifikanten Neuausrichtung seiner globalen Geschäftsstrategien. Diese Umorientierung ist auf die jüngste politische Entscheidung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump zurückzuführen, eine Gebühr in Höhe von 100.000 Dollar auf die Ausstellung neuer H-1B-Visa zu erheben. Diese Entwicklung erfordert von indischen IT-Dienstleistern, die bisher erheblich von der Verlagerung ihrer Fachkräfte in die Vereinigten Staaten profitiert haben, ein grundlegendes Umdenken.

Ein bedeutsamer Teil der Einnahmen der indischen IT-Branche, über 57 Prozent, wird aus dem US-amerikanischen Markt generiert. Indien war im letzten Jahr mit 71 Prozent der bewilligten H-1B-Visa der dominierende Nutznießer dieses Programms. Gleichzeitig hat diese Abhängigkeit in den USA regelmäßig für Spannungen gesorgt, da der Verlust von Arbeitsplätzen die öffentliche Debatte über Outsourcing belebt hat.

Multinationale Konzerne wie Apple, JPMorgan Chase, Walmart, Microsoft, Meta und Google sehen sich nun gezwungen, ihre Onshore-Projekte neu zu bewerten und verstärkt auf Offshore-Dienstleistungen zu setzen. Es wird prognostiziert, dass der zukünftige Schwerpunkt vorrangig auf der Anstellung von US-Bürgern und Green Card-Inhabern liegen wird. Diese Umstellung könnte zu einer umfassenden Neugestaltung der Personalstrategien führen.

Die Entscheidung von Trump könnte auch eine Beschleunigung des Wachstums globaler Kompetenzzentren der US-Unternehmen nach sich ziehen. Diese Einrichtungen haben sich von kostengünstigen Offshore-Büros zu innovativen Zentren entwickelt, die wesentliche Funktionen in Forschung und Entwicklung sowie im Finanz- und operativen Bereich unterstützen. Länder wie Kanada, Mexiko und andere in Lateinamerika scheinen verstärkt in den Fokus von Investitionen zu rücken, während Indiens Rolle als Standort für Kompetenz weiterhin gefestigt sein dürfte und möglicherweise noch an Bedeutung gewinnt.

Branchenexperten warnen davor, dass diese umfassende Umstrukturierung die Berufsaussichten vieler qualifizierter ausländischer Fachkräfte erheblich einschränken könnte. Infolgedessen wird eine Umgestaltung des Angebots an hochspezialisierten Arbeitsplätzen erwartet, was zu weitreichenden Konsequenzen für den Arbeitsmarkt führen dürfte.

Während die Reaktion von Unternehmen wie Tata Consultancy Services, Infosys, HCLTech, Wipro und Tech Mahindra bisher aussteht, steht fest, dass der indische IT-Sektor vor einer herausfordernden Phase steht. Diese Veränderungen treten zu einem Zeitpunkt auf, an dem der Sektor auch mit anderen wirtschaftlichen Unsicherheiten konfrontiert ist, wie beispielsweise potenziell neuen Steuern auf Outsourcing, die den strategischen Spielraum zusätzlich einschränken könnten.