27. Juli, 2024

Wirtschaft

IG Metall kritisiert Thyssenkrupp wegen Stahlgeschäft-Verkauf

IG Metall kritisiert Thyssenkrupp wegen Stahlgeschäft-Verkauf

Der Verkauf eines Anteils an der Thyssenkrupp-Stahlsparte an das Energieunternehmen EPCG des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky sorgt für heftige Kritik seitens der IG Metall. Die Gewerkschaft beschuldigt das Management der Thyssenkrupp AG, sich aus der Verantwortung zu stehlen und die Belegschaft zu benachteiligen.

Vor einer Woche stimmte der Aufsichtsrat der Muttergesellschaft für den Anteilsverkauf, trotz des Widerstands der Arbeitnehmervertreter. Mit 27.000 Beschäftigten handelt es sich bei der Thyssenkrupp-Stahlsparte um das größte Stahlunternehmen Deutschlands.

Laut der IG Metall geht damit auch der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag (BGAV) zwischen der AG und der Thyssenkrupp Steel Europe zu Ende. Dieser Schritt bedeutet die Verselbstständigung der Stahlsparte, was erhebliche finanzielle Folgen habe. Die Gewerkschaft schätzt die Kosten hierfür auf etwa vier Milliarden Euro, wovon allein eine Milliarde für den Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen aufgebracht werden müsste. Weitere drei Milliarden wären nötig, um die Sparte wettbewerbsfähig zu machen.

Im Gegensatz dazu betont die Konzernholding, dass die 20-Prozent-Beteiligung von EPCG keinerlei Auswirkungen auf die Finanzlage der Stahlsparte habe. Ziel sei es, dass sich das Stahlgeschäft durch eigene operative Kraft finanziert und seine Kapitalmarktfähigkeit weiter ausbaut. Die Neuausrichtung von Thyssenkrupp Steel sowie ein neuer Businessplan sollen die wirtschaftliche Basis dafür liefern.

Betriebsbedingte Kündigungen habe es bisher nicht gegeben und sollen auch künftig vermieden werden, so ein Unternehmenssprecher. Thyssenkrupp halte sich an alle Tarifverträge, betonte er, und ein erfolgreiches und profitables Unternehmen sei die Voraussetzung für langfristig sichere Arbeitsplätze.

Der BGAV zwischen der AG und dem Stahlsegment endet kraft Gesetzes automatisch mit dem Eintritt eines neuen Gesellschafters. Danach werde das Stahlgeschäft vorerst weiterhin von Thyssenkrupp finanziert. Sollte es zu einem 50/50-Joint Venture kommen, werde eine eigenständige Finanzierung durch die Partner angestrebt.

Die IG Metall kritisiert das Management der AG für dessen angebliche Konzeptlosigkeit und unterstellt das Ziel, den Konzern zu zerschlagen und den Anteilseignern maximale Vorteile zu sichern.