Ein Sprung über die Erwartungen
Der europäische Airline-Konzern IAG, Muttergesellschaft von British Airways, Iberia und Aer Lingus, hat im zweiten Quartal 2025 mit einem operativen Gewinn von 1,68 Milliarden Euro alle Erwartungen übertroffen. Analysten hatten dem Konzern lediglich 1,4 Milliarden Euro zugetraut.
Die überraschend starke Bilanz kommt in einem Umfeld, das alles andere als auf Rückenwind hindeutete: Teure Kerosinpreise, geopolitische Unsicherheit und stagnierende Reallöhne setzen der Luftfahrt weltweit zu. Doch IAG fliegt auf einer Sonderroute.
Transatlantik als Goldader
„Wir profitieren weiterhin von dem strukturellen Wandel bei den Verbraucherausgaben hin zu Reisen“, sagte CEO Luis Gallego nüchtern – und bringt damit einen fundamentalen Trend auf den Punkt.
Die Reiselust nach der Pandemie bleibt ungebrochen, insbesondere auf der Nordatlantik-Strecke. Ob Geschäftsreisen oder Fernurlaub: Transatlantikflüge sind derzeit gefragt wie selten. Für IAG ist das ein Geschenk des Marktes – zumal British Airways und Iberia in diesen Segmenten historisch stark positioniert sind.
Mehr Marge in der Luft
Bemerkenswert: Der Umsatz kletterte nicht nur, sondern die operative Marge ebenfalls. Während viele Airlines mit steigenden Kosten kämpfen, profitiert IAG von frühzeitig geschlossenen Kerosinverträgen, besseren Flugzeugauslastungen und einem klugen Netzmanagement.
Dazu kommen Premiumprodukte wie Business- und First-Class, die bei IAG traditionell stark sind und hohe Deckungsbeiträge bringen. Ein Blick auf die Auslastung zeigt: Die Flieger sind voll – und die teuersten Sitze besonders gefragt.
Wachstum ohne Übermut?
Trotz des Höhenflugs bleibt IAGs Management vorsichtig. Die Prognose für das Gesamtjahr wird nicht angehoben, sondern nur bestätigt – ein Signal, dass die Führung Risiken durchaus einkalkuliert.
Inflation, geopolitische Spannungen und das zunehmend angespannte Verhältnis zu Klimaschützern, die Flugreisen als klimaschädliches Luxusverhalten brandmarken, könnten den Kurs stören.
Risikozone Regulierung
In Brüssel und Berlin diskutiert man längst über höhere Ticketsteuern, EU-Emissionshandel für Airlines und eine stärkere Verpflichtung zu synthetischem Kerosin – alles Faktoren, die in den kommenden Jahren erhebliche Kosten verursachen könnten.
Während IAGs CEO Gallego an der bisherigen Wachstumsstrategie festhält, könnten neue Vorschriften bald Investitionen in nachhaltige Flugzeugflotten und neue Kraftstoffe erzwingen. Das wird teuer – auch wenn sich IAG bislang noch wenig davon beeindrucken lässt.
Konsolidierer im Hintergrund
Nicht zu unterschätzen ist auch die strategische Rolle, die IAG im europäischen Luftfahrtmarkt einnimmt. Mit Beteiligungen und Übernahmeversuchen – etwa um Air Europa – versucht der Konzern, seine Stellung als europäischer Luftfahrtriese weiter auszubauen. Kritiker sehen hier ein wachsendes Oligopol. Kunden dürfte das weniger freuen: Weniger Wettbewerb bedeutet oft höhere Preise.
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