Die Baumärkte verkaufen mehr, aber nicht besser. Hornbach hat in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres den Umsatz gesteigert und dennoch weniger verdient. Das ist kein Widerspruch, sondern Ausdruck eines Marktes, der unter Druck steht. Während Verbraucher beim Heimwerken weiter zögern, verteidigt der Konzern seine Position – nüchtern, ohne Euphorie, aber mit klarer Ansage.
Das Konsumumfeld bleibt ein Bremsklotz
„Eine spürbare Trendwende ist bisher nicht eingetreten“, sagt Konzernchef Erich Harsch. Es ist ein Satz ohne Beschönigung. Vor allem in Deutschland bleibt die Nachfrage nach Heimwerkermaterialien verhalten. Steigende Lebenshaltungskosten, hohe Zinsen und Unsicherheit bei größeren Investitionen schlagen direkt auf das Baumarktgeschäft durch.

Hornbach reagiert darauf nicht mit Alarmismus, sondern mit Kontrolle. Der Konzern hält an seinen Jahreszielen fest – ein Signal an den Markt, dass die operative Stabilität höher gewichtet wird als kurzfristige Wachstumsfantasien.
Umsatz wächst, aber nur moderat
In den ersten neun Monaten stieg der Konzernumsatz um 3,8 Prozent auf 5,137 Milliarden Euro. Das ist kein dynamischer Sprung, aber in einem stagnierenden Markt ein respektables Ergebnis. Rund 94 Prozent des Umsatzes entfielen auf den Teilkonzern Hornbach Baumarkt AG, der ein Plus von 4,0 Prozent erzielte.
Besonders wichtig für Hornbach: Die Marktanteile im europäischen Geschäftsgebiet konnten weiter ausgebaut werden. Wachstum kommt damit weniger aus einer Belebung der Nachfrage, sondern aus relativer Stärke gegenüber Wettbewerbern.
Operativ stabil, unter dem Strich schwächer
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern lag mit 299,5 Millionen Euro exakt auf Vorjahresniveau. Operativ hält Hornbach die Linie – trotz Kostensteigerungen, Preisdruck und schwachem Konsum.
Unter dem Strich zeigt sich jedoch die Belastung. Der Jahresüberschuss sank um 9,3 Millionen Euro auf 189,1 Millionen Euro. Das ist kein Einbruch, aber ein klarer Hinweis darauf, dass Margen unter Druck stehen und Effizienzgewinne schwieriger zu realisieren sind als in früheren Jahren.

Marktanteile statt Margenexpansion
Hornbach setzt in der aktuellen Phase sichtbar auf Marktanteile statt auf aggressive Margenoptimierung. In einem Umfeld, in dem Kunden preissensibel agieren und Projekte aufschieben, ist das eine strategische Entscheidung. Sie schützt die Position, kostet aber Ertrag.
Der Konzern nimmt damit bewusst in Kauf, dass Gewinnwachstum hinter dem Umsatz zurückbleibt. Entscheidend ist, dass die operative Basis stabil bleibt – und genau das zeigt das unveränderte Ebit.
Deutschland bleibt das Sorgenkind
Während Hornbach im europäischen Geschäft zulegt, bleibt Deutschland der schwächste Markt. Das ist bemerkenswert, weil der Heimatmarkt traditionell ein Stabilitätsanker war. Die Zurückhaltung der Verbraucher trifft hier besonders stark, größere Renovierungs- und Bauprojekte werden weiter aufgeschoben.
Für Hornbach bedeutet das, dass Impulse kurzfristig eher aus dem Ausland kommen müssen. Die breite europäische Aufstellung erweist sich damit einmal mehr als strategischer Vorteil.
Jahresziele halten – trotz fehlender Trendwende
Dass der Vorstand an den Jahreszielen festhält, ist weniger Optimismus als Disziplin. Hornbach signalisiert, dass die Planung konservativ genug war, um auch ein schwieriges Umfeld zu verkraften. Eine Trendwende wird nicht herbeigeredet, sondern abgewartet.
Für Investoren ist das ein zweischneidiges Signal. Wachstum bleibt begrenzt, Überraschungen nach oben sind kurzfristig unwahrscheinlich. Gleichzeitig zeigt der Konzern, dass er auch in einer Flaute berechenbar bleibt – ein nicht zu unterschätzender Wert.
Stabilität wird zur eigentlichen Leistung
Hornbach liefert kein Wachstumsnarrativ, sondern ein Stabilitätsversprechen. In einem Markt, der von Unsicherheit geprägt ist, kann genau das überzeugen. Der Konzern wächst leicht, verteidigt seine Marktposition und hält operativ das Niveau.
Die Zahlen zeigen keinen Aufschwung, aber auch keine Erosion. Solange die Konsumflaute anhält, dürfte genau das die Messlatte sein, an der Hornbach gemessen wird.

