27. Juni, 2025

Quartalszahlen

Hornbach blüht auf – doch für Großprojekte fehlt der Mut

Ein sonniger Frühling bringt Hornbachs Baumärkte in Schwung: Mehr Kundschaft, volle Einkaufswagen und ein zweistelliges Ebit-Plus. Doch der Vorstand bleibt vorsichtig – und rechnet nicht mit einem nachhaltigen Boom.

Hornbach blüht auf – doch für Großprojekte fehlt der Mut
Trotz eines zweistelligen Gewinnanstiegs im ersten Quartal warnt der Vorstand vor Unsicherheiten im Jahresverlauf – Hornbachs Boom beruht stark auf saisonalem Rückenwind, nicht auf struktureller Stärke.

Saisonstart mit Rückenwind

Die Sonne kam – und mit ihr die Heimwerker. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2025/26 verzeichnete die Hornbach-Gruppe ein Umsatzplus von 5,7 % auf 1,9 Milliarden Euro.

Die Baumarktsparte allein steigerte ihre Erlöse um 5,8 % auf 1,8 Milliarden Euro. Besonders erfreulich aus Sicht des Managements: Die Kundenfrequenz legte um 4,2 % zu, und auch die durchschnittlichen Warenkörbe wuchsen. Die Konsumenten kauften wieder breiter ein – zumindest bei kleineren Projekten.

Quelle: Eulerpool

Das operative Ergebnis vor Sondereffekten (bereinigtes Ebit) stieg kräftig um 10,4 % auf 161,7 Millionen Euro. Ein beachtlicher Wert, angesichts der zuletzt eher verhaltenen Verbraucherstimmung in Deutschland.

Das Wetter spielt mit – aber nicht alle Verbraucher

Der Umsatztreiber der ersten drei Monate ist schnell identifiziert: das Wetter. Frühlingstemperaturen zur richtigen Zeit haben den Garten- und Outdoorbereich beflügelt – traditionell eine umsatzstarke Kategorie für die DIY-Branche.

Doch hinter dem sonnigen Quartalsbericht versteckt sich auch ein Schatten: Bei großvolumigen Anschaffungen und Sanierungsprojekten bleiben viele Haushalte zurückhaltend. Die Inflation wirkt nach, und steigende Baukosten lassen größere Investitionen oft verschieben.

Quelle: Eulerpool

Hornbach-Vorstand Erich Harsch bringt es auf den Punkt: „Die Konsumzurückhaltung bei größeren Projekten ist weiterhin spürbar.“ Die Verunsicherung in vielen Haushalten lässt sich nicht mit Frühlingslaune vertreiben.

Langfristig solide – kurzfristig vorsichtig

Trotz der starken Zahlen belässt Hornbach den Ausblick für das Gesamtjahr unverändert. Man peile für 2025/26 „einen stagnierenden bis leicht steigenden Umsatz“ an, beim Ebit werde das Niveau des Vorjahres erwartet.

Der Vorstand verweist auf geopolitische und wirtschaftliche Unwägbarkeiten – von den anhaltenden Zinsniveaus über volatile Energiepreise bis zur globalen Lieferkettenlage.

Quelle: Eulerpool

Das klingt nicht nach Euphorie – sondern nach Disziplin. Eine Haltung, die in der aktuellen Marktphase womöglich die klügere ist.

Baumarktbranche unter strukturellem Druck

Der Aufschwung bei Hornbach darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Branche insgesamt vor einem strukturellen Umbruch steht. Nach dem pandemiebedingten Boom im DIY-Bereich ist der Markt deutlich abgekühlt.

Die großen Ketten kämpfen mit veränderten Konsumgewohnheiten, einem verschärften Onlinewettbewerb und sinkenden Margen bei Baustoffen und Energieintensivem Material.

Zudem zeigt sich, dass Verbraucher seltener langfristige Projekte starten – und stattdessen lieber schnell sichtbare Ergebnisse wollen. Für Hornbach bedeutet das: mehr Blumenerde, weniger Badumbauten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die besten 300 gegen den Markt – funktioniert das?
Ein Fonds ohne Fondsmanager, aber mit 65.000 Simulationsspielern im Hintergrund: Der CoIQ Collective Intelligence Fund will den Markt mithilfe privater Top-Investoren schlagen. Was hinter dem unkonventionellen Konzept steckt – und warum es tatsächlich funktioniert.