Kalte Dusche für Anleger
Noch im Frühjahr schien HelloFresh auf Kurs: Kosten runter, Margen rauf, klare Strategie. Doch die Q2-Zahlen offenbaren eine empfindliche Lücke zwischen operativer Verbesserung und Umsatzentwicklung.
Währungsbereinigt schrumpften die Erlöse um 9,5 % auf 1,7 Mrd. Euro – vor allem, weil das Unternehmen bewusst weniger, dafür zahlungskräftigere Kunden anvisiert. Der Markt honoriert diese Disziplin nicht: Die Aktie verlor am Donnerstag zeitweise fast 16 % und fiel auf 7,32 Euro.
Margen besser, Umsatz schwächer
Operativ kann CEO Dominik Richter Erfolge vorweisen: Die Deckungsbeitragsmarge stieg von 26,0 % auf 27,3 %, das bereinigte EBITDA legte um 8,2 % auf 158,5 Mio. Euro zu, das EBIT sogar um 20,8 % auf 101,4 Mio. Euro.
In der Kernmarke Kochboxen liegt die AEBITDA-Marge mittlerweile bei über 15 %. Für Richter der Beweis, dass die „Margen vor Wachstum“-Strategie greift. Langfristig will HelloFresh so jährlich 300 Mio. Euro einsparen – 200 Mio. davon für die Gewinnsteigerung, 100 Mio. für Produktverbesserungen.
Prognose rasiert – Wechselkurse im Fokus
Trotz besserer Profitabilität musste das Management die Jahresziele senken. Grund sind vor allem ungünstige Wechselkurse und schwaches Wachstum im Fertiggericht-Segment „Factor“.
Für 2025 rechnet HelloFresh nun mit einem EBITDA von 415 bis 465 Mio. Euro (vorher 450 bis 500 Mio.) und einem EBIT von 175 bis 225 Mio. Euro (vorher 200 bis 250 Mio.). Auch die Umsatzprognose wird enger gefasst: minus 6 bis 8 % statt minus 3 bis 8 %.
Effizienzoffensive läuft – Wirkung kommt spät
Das „ReFresh“-Programm mit Standortschließungen, Personalabbau und KI-gestützter Automatisierung zeigt erste Wirkung, wird aber nach Unternehmensangaben erst Ende 2026 voll in der GuV sichtbar.
Bereits jetzt sind Fixkosten gesunken, die Organisation verschlankt und der freie Cashflow pro Aktie gestiegen. In Märkten wie Kanada, Großbritannien und der DACH-Region wurden Angebot und Qualität ausgebaut, in den USA stehen Produkterweiterungen im Herbst an.
Aktienrückkauf als Signal – aber reicht das?
Um Vertrauen zu stützen, stockt HelloFresh das laufende Rückkaufprogramm um 100 Mio. Euro auf – insgesamt bis zu 175 Mio. Euro bis Ende 2026. Das entspricht maximal 25 Mio. eigenen Aktien.
Analysten bleiben verhalten: JPMorgan sieht die Umsatzentwicklung als Warnsignal, UBS belässt die Aktie trotz solider Margen auf „Neutral“.
Das Dilemma
HelloFresh hat bewiesen, dass es Kosten im Griff hat. Doch die Börse bewertet Zukunft, nicht Vergangenheit. Ohne klares Umsatzwachstum – insbesondere im margenschwächeren Fertiggericht-Segment – dürfte jeder Quartalsbericht zum Belastungstest für die Aktie werden.
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