Alte Marke, neues Selbstvertrauen
Heidelberger Druckmaschinen galt lange als Symbol deutscher Ingenieurskunst – und als Sorgenkind der Industrie. Nach Jahren der Umstrukturierung zeigt das Unternehmen nun, dass es mehr kann als klassische Druckmaschinen. Im ersten Halbjahr 2025/26 steigerte der Konzern den Umsatz um acht Prozent auf 985 Millionen Euro und verdoppelte das operative Ergebnis auf 63 Millionen Euro.
Trotz des global schwierigen Marktumfelds und schwächerer Investitionslaune in der Druckbranche bleibt Heidelberg auf Kurs. „Unsere Strategie greift“, sagte Technologievorstand David Schmedding am Mittwoch. „Der Verpackungs- und Etikettendruck ist der Motor unseres Kerngeschäfts.“ Besonders stark liefen die Geschäfte rund um Verpackungslösungen für Konsumgüter – ein Bereich, in dem Heidelberg international Marktanteile gewonnen hat.

Vom Druckmaschinenbauer zum Verpackungsspezialisten
Der Konzern profitiert von einer klaren strategischen Neuausrichtung: weniger klassische Offsetdrucksysteme, mehr Anwendungen für wachsende Märkte wie Lebensmittelverpackungen, Etiketten und Digitaldruck. Auf der Branchenmesse Labelexpo in Barcelona konnte Heidelberg nach eigenen Angaben zahlreiche Großaufträge verbuchen, darunter eine millionenschwere Bestellung eines chinesischen Industriekunden.
Das operative Ergebnis (Ebitda) zeigt, dass sich der Umbau auszahlt. Die bereinigte Marge stieg auf 6,4 Prozent, Tendenz steigend. Für das Gesamtjahr erwartet der Vorstand einen Umsatz von rund 2,35 Milliarden Euro und eine operative Marge von bis zu acht Prozent – ein Niveau, das Heidelberg seit Jahren nicht mehr erreicht hat.
Sparen, wo es wirkt
Neben dem wachsenden Auftragsvolumen tragen vor allem Effizienzmaßnahmen zum Ergebnis bei. Verwaltung und Produktion wurden in den vergangenen Quartalen verschlankt, Prozesse digitalisiert und Lieferketten neu organisiert. Schon im ersten Halbjahr konnten die Kosten deutlich reduziert werden – ein Trend, der laut Unternehmen anhalten soll.

Diese Maßnahmen zeigen Wirkung: Der Cashflow verbesserte sich spürbar, und die Liquiditätsreserve gibt dem Konzern Luft für weitere Investitionen. Besonders im Digitaldruck, wo Heidelberg seit Jahren den Rückstand auf die internationale Konkurrenz aufholt, will das Unternehmen jetzt wieder angreifen.
Börse reagiert mit Optimismus
Die Zahlen kamen am Markt gut an. Im Frühhandel stieg die SDax-Aktie um knapp vier Prozent. Seit Jahresbeginn hat der Kurs über 30 Prozent zugelegt – ein Signal, dass Investoren die Neuausrichtung honorieren. Dennoch bleibt der Weg kein Selbstläufer: Der globale Druckmaschinenmarkt schrumpft, und die Konkurrenz aus Asien ist weiterhin stark.
Heidelberg setzt deshalb verstärkt auf margenstärkere Geschäftsbereiche wie Services, Software und Verbrauchsmaterialien. Diese wiederkehrenden Umsätze sollen langfristig Schwankungen im Maschinenverkauf abfedern.
Aufbruch mit Geschichte
Was früher als Schwergewicht der Druckindustrie galt, präsentiert sich heute als fokussierter Technologiekonzern mit neuen Wachstumsnischen. Heidelberg nutzt seine Ingenieurstradition – aber mit modernem Geschäftsmodell. Die strategische Wende hin zum Verpackungsdruck und zur Digitalisierung könnte das Unternehmen langfristig stabiler machen als je zuvor.



