14. Oktober, 2025

Märkte

Handelskrieg trifft DAX – warum der Rücksetzer keine echte Korrektur ist

Die Eskalation zwischen China und den USA schickt die Börsen auf Talfahrt. Doch hinter dem Minus steckt weniger Panik, als es scheint – und gute Gründe, warum die DAX-Rally schon bald weitergehen dürfte.

Handelskrieg trifft DAX – warum der Rücksetzer keine echte Korrektur ist
DAX mit kurzer Schwächephase: Nach Rekordhoch verliert der Index 0,6 Prozent – die meisten Anleger sehen darin keine Trendwende.

Der Schock kam am Freitagnachmittag: US-Präsident Donald Trump kündigte neue Strafzölle auf chinesische Importe an, nachdem Peking die Ausfuhr mehrerer seltener Erden eingeschränkt hatte. Binnen Minuten kippte die Stimmung an den Märkten. Der DAX, der noch Mitte der Woche ein neues Rekordhoch markiert hatte, drehte ins Minus. Am Ende der Woche stand ein Verlust von 0,6 Prozent – das erste Minus nach einer langen Serie von Gewinnen.

Doch trotz der Schlagzeilen und der schnellen Reaktion vieler Anleger spricht wenig für eine anhaltende Korrekturphase. Das zeigen sowohl Marktanalysen als auch die aktuelle Auswertung des DAX-Sentiments des Analysehauses AnimusX.

Stimmung kippt – aber nicht die Struktur

„Die Anleger waren auf einen Rücksetzer vorbereitet – sie warteten geradezu darauf“, erklärt Marktanalyst Stephan Heibel. Das zeige sich deutlich in den Daten: Schon vor der Eskalation hatten viele Investoren mit Gewinnmitnahmen gerechnet. Als dann die Nachricht aus Washington kam, reichte das als Auslöser.

Heibel wertet wöchentlich die Stimmung von über 9.000 Privatanlegern aus. Das Ergebnis: Der Stimmungswert lag bei 3,7 Punkten, also knapp im euphorischen Bereich. Damit war die Grundhaltung optimistisch – aber nicht überhitzt. Gleichzeitig sank die Investitionsbereitschaft leicht von 2,4 auf 1,6 Punkte. Das spricht dafür, dass viele Anleger zwar weiter an steigende Kurse glauben, aber mit Zurückhaltung agieren.

Auch die Zukunftserwartung fiel moderat – auf 0,8 Punkte nach 1,4 in der Vorwoche. Solche Rückgänge, sagt Heibel, seien typisch nach Rekordständen:

„Wenn die Kurse bereits stark gestiegen sind, sehen viele kurzfristig wenig Luft nach oben.“

Kein Bodenbruch, sondern Verschnaufpause

Auffällig ist, dass die Stimmung nicht ins Negative gekippt ist. Das unterscheidet die aktuelle Situation von Phasen echter Korrekturen. „Vor einer längeren Abwärtsbewegung sind Anleger gleichzeitig euphorisch und überzeugt, dass nichts schiefgehen kann“, so Heibel. „Dann ignorieren sie schlechte Nachrichten – bis es zu spät ist.“

Dieses Muster sei derzeit nicht zu erkennen. Im Gegenteil: Die Marktteilnehmer reagierten schnell, nahmen Gewinne mit – und hielten Cash bereit. Schon am Montag zeigte sich das anziehende Kaufinteresse: Der DAX legte um 0,8 Prozent zu.

„Das spricht für eine gesunde Marktmechanik“, sagt Heibel. „Der Rücksetzer dient der Bereinigung übertriebener Erwartungen – nicht dem Beginn eines Bärenmarkts.“

Handelsstreit bleibt das Damoklesschwert

Unbestritten ist jedoch, dass der erneute Konflikt zwischen China und den USA die Nervosität zurückbringt. Für die exportabhängige deutsche Wirtschaft ist das Thema von zentraler Bedeutung: Jede Verschärfung der Zollpolitik trifft Zulieferer, Maschinenbauer und Chemiekonzerne direkt.

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In den vergangenen Monaten hatten viele Marktteilnehmer darauf gesetzt, dass sich die Beziehungen zwischen Washington und Peking stabilisieren. Nun ist das Gegenteil eingetreten. China reagierte mit Exportbeschränkungen für strategische Rohstoffe, während die USA Strafzölle auf ausgewählte Warengruppen erhoben – eine Eskalation, die an die Handelskonflikte von 2018 erinnert.

Trotzdem: Ökonomen und Analysten sehen bislang keine strukturelle Gefahr für die Weltwirtschaft. Der globale Handel ist zwar angespannt, aber resilient. Vor allem Europa profitiert derzeit von einem stabilen Binnenkonsum und einer robusten Dienstleistungsnachfrage.

Psychologie statt Panik

Die kurzfristige Volatilität hat weniger mit fundamentalen Problemen zu tun als mit Anlegerpsychologie. Nach einer langen Rally suchen Märkte regelmäßig nach einem „Anlass“ zur Korrektur. Der aktuelle Handelsstreit liefert diesen Vorwand – mehr aber auch nicht.

Zudem bleiben die geldpolitischen Rahmenbedingungen günstig: Die EZB signalisiert Geduld bei Zinserhöhungen, die US-Notenbank bewegt sich vorsichtig. Beides stabilisiert die Liquidität an den Märkten. Hinzu kommt: Viele institutionelle Anleger sind weiterhin unterinvestiert – jede Schwächephase wird zum Einstieg genutzt.

Die Rally hat noch Treibstoff

Heibel bringt es auf den Punkt: „Es gibt derzeit kaum euphorische Optimisten, die noch auf den Märkten erwischt werden könnten.“ Das Risiko eines Panikverkaufs sei daher gering. Im Gegenteil: Tiefere Kurse wecken das Kaufinteresse jener, die den Aufschwung bislang verpasst haben.

Und die Perspektive bleibt positiv. Trotz geopolitischer Unsicherheiten entwickeln sich Unternehmensgewinne in Europa solide, die Energiepreise sinken, und der globale Inflationsdruck lässt nach. In Summe spricht vieles dafür, dass die DAX-Rally nach einer kurzen Atempause weitergeht.

Der Rücksetzer der vergangenen Woche war kein Warnsignal – sondern ein Reset. Solange Anleger rational reagieren, bleibt der Markt intakt. Eine echte Korrektur braucht mehr als ein paar Zölle.

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