27. Juli, 2024

Wirtschaft

Hafer im Höhenflug: Nachfrageboom trifft auf sinkende Anbauflächen in Deutschland

Hafer im Höhenflug: Nachfrageboom trifft auf sinkende Anbauflächen in Deutschland

Der Trend zu einer bewussten Ernährung hat in Deutschland eine regelrechte Hafer-Renaissance ausgelöst. Während Müsli-Liebhaber und Veganer Hafer als Zutat oder Milchersatz schätzen, ringen die Mühlen des Landes mit einer Versorgungslücke. Die Sprecherin des Verbandes der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft hebt hervor, dass die inländische Produktion die gesteigerte Nachfrage nicht zu decken vermag.

Die Verarbeitungsmenge in deutschen Hafermühlen ist eindrucksvoll gestiegen: Im Vergleich zu 290.000 Tonnen im Jahr 2008 wurden 2023 etwa 675.000 Tonnen zu Haferprodukten verarbeitet. Ein beachtlicher Teil dieser Menge stammt aus Importen vornehmlich aus Polen, Tschechien und skandinavischen Ländern. Dies ist einer rückläufigen Anbaufläche im eigenen Land geschuldet, die gemäß dem Bundesamt für Statistik eine deutliche Abnahme von 2021 bis zum Vorjahr von 177.300 Hektar auf 139.500 Hektar verzeichnete. Zum Vergleich wuchert Weizen auf fast drei Millionen Hektar.

Trotz des Trends zum Haferanbau bleibt die Lage für Landwirte finanziell angespannt. Wie Katharina Geiger vom Deutschen Bauernverband feststellt, sind die Preise für Hafer vergleichsweise niedrig, was den Anreiz für Landwirte senkt. Zudem fehlt es an geeigneter Lagerinfrastruktur für die kleineren Hafermengen. Johann Meierhöfer, Fachbereichsleiter Pflanzliche Produktion beim DBV, verweist auf laufende Gespräche, um Lösungen für diese Herausforderung zu finden.

In Bayern, dem Bundesland mit der größten Hafer-Anbaufläche, kam es zu einem Rückgang von 13 Prozent im Jahresvergleich. Fachmann Anton Huber vom Bayerischen Bauernverband kommentiert, dass neben mangelnder Wertschöpfung auch die Frühjahrstrockenheit der Vorjahre dem Haferanbau zusetzte. Jedoch sieht Huber Chancen für Zukunft: Er appelliert an die Verbraucher, auf regionale Produkte – etwa beim Kauf von Haferdrinks – zu achten und verspricht bei stabileren Preisen und mehr lokaler Verarbeitung eine Trendwende hin zum heimischen Haferanbau.

Es zeichnet sich eine komplexe Lage im deutschen Hafermarkt ab, die eine Balance zwischen Verbrauchernachfrage, Anbaubedingungen und -infrastruktur sowie angemessener Vergütung für die landwirtschaftlichen Erzeuger fordert.