26. September, 2025

Quartalszahlen

H&M überrascht mit Milliardengewinn – radikaler Sparkurs zeigt Wirkung

Der schwedische Moderiese meldet einen deutlich höheren Betriebsgewinn als von Analysten erwartet. Die Konzentration auf die Kernmarke und harte Kostendisziplin tragen Früchte – doch die Herausforderungen bleiben.

H&M überrascht mit Milliardengewinn – radikaler Sparkurs zeigt Wirkung
H&M übertrifft mit 4,9 Milliarden Kronen Betriebsgewinn die Analystenerwartungen deutlich – bei stagnierendem Umsatz von 57 Milliarden Kronen.

Gewinn über den Erwartungen

Der schwedische Modehändler H&M hat im dritten Quartal 2025 die Prognosen der Analysten übertroffen. Das operative Ergebnis kletterte auf 4,9 Milliarden schwedische Kronen (rund 445 Millionen Euro).

Erwartet worden waren lediglich 3,7 Milliarden. Damit erreichte das Unternehmen eine operative Marge von 8,6 Prozent – ein Wert, den viele Konkurrenten in der hart umkämpften Branche aktuell nicht vorweisen können.

Quelle: Eulerpool

Der Nettoumsatz lag bei 57 Milliarden Kronen (5,17 Milliarden Euro) und entsprach damit in etwa den Erwartungen. Damit zeigt sich: Der Gewinnsprung resultiert weniger aus steigenden Erlösen, sondern vor allem aus konsequenten Einsparungen und interner Neuausrichtung.

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Konzentration aufs Wesentliche

H&M hatte in den vergangenen Jahren mit schwacher Profitabilität und einer unübersichtlichen Markenstruktur zu kämpfen.

Die Entscheidung, sich stärker auf die Kernmarke H&M zu konzentrieren und unrentable Nebenmarken zurückzufahren, zahlt sich nun aus. Parallel dazu setzte der Konzern auf harte Kostensenkungen – von der Logistik über die Filialstruktur bis hin zur Personalplanung.

Quelle: Eulerpool

Auch im Marketing wurde nachgelegt: Höhere Werbeausgaben, gezielt in digitale Kanäle gelenkt, sorgten für eine größere Reichweite. Damit versucht H&M, die Lücke zum schnell wachsenden Online-Wettbewerb wie Shein oder Zalando zu schließen.

Ein hartes Umfeld für Modekonzerne

Die positive Gewinnüberraschung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Rahmenbedingungen schwierig bleiben. Der globale Bekleidungsmarkt steht unter Druck: steigende Einkaufspreise, Konsumzurückhaltung in vielen Märkten und der wachsende Einfluss von Ultra-Fast-Fashion aus Asien.

Quelle: Eulerpool

Während H&M mit konsequenter Kostenkontrolle gegensteuert, bleibt die Frage, wie nachhaltig das Modell ist. Der Umsatz stagniert, und ein Großteil der Profitabilitätssteigerung kommt aus Einsparungen – nicht aus organischem Wachstum.

Investoren blicken auf die Marge

Für Anleger ist die operative Marge das zentrale Signal. Mit 8,6 Prozent liegt H&M wieder in einem Bereich, der Spielraum für Investitionen lässt – in Digitalisierung, Lieferkettenmodernisierung und nachhaltigere Produktion. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Zara-Mutter Inditex erzielt traditionell höhere Margen und kann schneller auf Trends reagieren.

Analysten werden genau beobachten, ob H&M den eingeschlagenen Kurs halten kann – oder ob der jüngste Gewinnsprung nur ein Strohfeuer bleibt.

Ein starker Schlusspunkt

H&M hat geliefert – gegen alle Erwartungen. Der Konzern zeigt, dass Disziplin und Fokussierung kurzfristig Wirkung entfalten können. Doch der Markt für Mode bleibt gnadenlos. Wer langfristig bestehen will, muss mehr können, als Kosten zu streichen.

Für H&M beginnt damit die eigentliche Bewährungsprobe: Wachstum nicht nur aus Einsparungen, sondern aus Innovation, Markenstärke und globaler Schlagkraft zu generieren. Nur dann wird der aktuelle Gewinnsprung mehr sein als eine Momentaufnahme.

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