28. Mai, 2025

Unternehmen

Gröner Group insolvent – Fall für den Insolvenzverwalter

Christoph Gröner hat alles versucht, um die Pleite seiner einstigen Dachholding zu verhindern. Jetzt hat das Amtsgericht Leipzig Fakten geschaffen – und ein Insolvenzverfahren über die einstige Schaltzentrale seines Immobilienimperiums eröffnet.

Gröner Group insolvent – Fall für den Insolvenzverwalter
Die einstige Schaltzentrale von Christoph Gröners Immobilienimperium verwaltete hunderte Millionen Euro an Schulden und Bürgschaften – nun ist sie zahlungsunfähig.

Das Imperium wankt

Bis zuletzt inszenierte sich Christoph Gröner als kontrollierender Macher, als Visionär der Branche. Ein Mann, der lieber in London prozessiert, als in Leipzig ein Verfahren zu akzeptieren.

Doch genau das ist nun passiert: Die frühere Holding der Gröner-Gruppe ist offiziell zahlungsunfähig – das Insolvenzgericht hat die Zahlungsunfähigkeit festgestellt, das Verfahren wurde eröffnet.

Damit fällt die zentrale Struktur, auf der das Immobilienimperium jahrelang ruhte.

Sieben Insolvenzen – und eine, die schwerer wiegt als alle anderen

Es ist nicht der erste Insolvenzantrag aus Gröners Firmenwelt, aber der bislang schwerwiegendste. Denn die Gröner Group war keine Randgesellschaft – sie war die Steuerzentrale.

Wohnungsbau-Unternehmer Christoph Gröner hat seine Gröner Group für zahlungsunfähig erklärt
Einer der schillerndsten Wohnungsbau-Unternehmer Deutschlands hat Insolvenz angemeldet. Christoph Gröner hat seine Gröner Group für zahlungsunfähig erklärt.

Hier liefen Finanzströme zusammen, von hier aus wurden Bauprojekte finanziert, Schulden aufgenommen, Bürgschaften gegeben. 2022 standen rund 500 Millionen Euro Verbindlichkeiten in der Bilanz, dazu über 430 Millionen Euro an internen Garantien. Und das sind nur die bekannten Zahlen.

Gläubiger verlieren Geduld – und das Vertrauen

Die Insolvenz folgt auf einen wachsenden Vertrauensverlust in der Branche. Investoren wie der Marshall-Bridge-Fonds und sein Schwesterfonds Emerald hatten laut Recherchen bereits 2023 auf Rückzahlungen bestanden – erfolglos.

Die Geduld der Geldgeber war offenbar im Frühjahr 2024 endgültig aufgebraucht. Einige Investoren vermuteten hinter der hektischen Umstrukturierung, mit der Gröner sein Reich aufspaltete, nicht den Wunsch nach Effizienz, sondern eine strategische Vorbereitung auf den Absturz.

Umstrukturierung als Manöver? Der Vorwurf steht im Raum

Im Sommer 2024 wurde die Aktiengesellschaft kurzerhand in eine GmbH umgewandelt. Viele Mitarbeiter wechselten zur neu geschaffenen CG Group GmbH. Ronald Pofalla, einst Kanzleramtschef und dann Vorstand in der AG, verabschiedete sich leise in den neuen Firmenzweig.

Christoph Gröner blieb zurück – und steuerte weiter. Dass sich ein Großteil der Managementverantwortung in Richtung neuer Strukturen verlagerte, sehen einige Beobachter inzwischen als Teil eines kalkulierten Rückzugs auf Zeit. Gröner weist das zurück.

Ermittlungen laufen – Verdacht auf Insolvenzverschleppung

Die Leipziger Staatsanwaltschaft ist längst involviert. Seit Sommer 2024 wird gegen Verantwortliche mehrerer Firmen aus Gröners Umfeld ermittelt. Im Fokus: der Verdacht auf Insolvenzverschleppung und die Veruntreuung von Arbeitsentgelt.

Im Dezember folgten Razzien mit über 100 Einsatzkräften. Die Ermittler prüfen, wann tatsächlich Zahlungsunfähigkeit eintrat – und ob sie verschleiert wurde.

Insolvenzverwalter übernimmt – und sieht genau hin

Das Verfahren leitet Philipp Hackländer von der Kanzlei White & Case. Seine Aufgabe: sichten, sichern, prüfen – und dabei auch die jüngste Restrukturierung unter die Lupe nehmen.

Denn der Verdacht, dass hier bewusst Vermögenswerte verschoben wurden, liegt in der Luft. Die Staatsanwaltschaft dürfte ihm dabei indirekt zuarbeiten: Sie hat bereits große Mengen an Aktenmaterial sichergestellt.

Rückzahlung ungewiss – Anleihezeichner im Risiko

Für viele Gläubiger beginnt nun das lange Warten. Vier Anleihen im Gesamtwert von rund 36 Millionen Euro sollten in der zweiten Jahreshälfte 2024 fällig werden. Ob Anleger ihr Geld je wiedersehen, ist völlig offen. Zumindest müssen Forderungen nun bis zum 16. Juli beim Verwalter angemeldet werden. Derzeit ist wenig Hoffnung auf eine nennenswerte Quote.

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