Grand City Properties legt Zahlen vor, die in normalen Zeiten für ein erleichtertes Aufatmen an der Börse sorgen würden: höhere Mieten, ein leicht verbessertes operatives Ergebnis und eine bestätigte Jahresprognose. Doch am Markt reichte das nicht einmal für eine neutrale Kursreaktion.
Während in Luxemburg die Finanzabteilung des Unternehmens den Investoren Zuverlässigkeit signalisierte, fiel die Aktie am Donnerstagvormittag auf Xetra zwischenzeitlich um gut ein Prozent – und setzte damit einen Trend fort, der die gesamte Branche betrifft.

Stabil im Kerngeschäft – trotz Verkaufsprogramm
Der Wohnungsanbieter, eine Tochter des Immobilienkonzerns Aroundtown, gehört zu jenen Unternehmen, die in den vergangenen zwei Jahren ihren Bestand verkleinert haben, um Schulden zu reduzieren und Bilanzrisiken zu senken. Trotz dieser Verkäufe konnten die Nettomieteinnahmen in den ersten neun Monaten um rund ein Prozent auf 320 Millionen Euro steigen. Das bereinigte Ebitda legte ebenfalls um ein Prozent zu – auf 253,5 Millionen Euro.
Für einen Immobilienkonzern, der in einem der härtesten Finanzierungsumfelder seit der Finanzkrise agiert, ist das mehr als eine Fußnote. Grand City Properties zeigt damit, dass die operative Basis robuster ist, als es der gedrückte Aktienkurs nahelegt.
Prognose steht – und das ist nicht selbstverständlich
Bemerkenswert ist, dass das Unternehmen seine Prognose für das Gesamtjahr bestätigt. In einem Markt, in dem viele Wettbewerber ihre Ausblicke einkassieren mussten, ist eine solche Aussage ein wichtiges Signal an Kreditgeber und Investoren. Sie deutet auf stabile Nachfrage, verlässliche Zahlungsströme und eine funktionierende Vermietungspolitik hin.
Gerade in Ballungsräumen, wo Grand City Properties stark vertreten ist, bleibt die strukturelle Wohnungsnot ein entscheidender Preistreiber – unabhängig vom Zinsumfeld.
Warum fällt die Aktie trotzdem?
Dass sich die Börse unbeeindruckt zeigt, hat weniger mit Grand City Properties selbst zu tun als mit dem übergeordneten Misstrauen gegenüber der Branche. Steigende Finanzierungskosten, politischer Druck beim Mietrecht und Unsicherheiten rund um die Neubauförderung belasten alle börsennotierten Wohnungsvermieter.
Grand City Properties wird von Investoren als Teil eines Sektors gesehen, dessen Risiken derzeit schneller wachsen als seine Gewinne. Die leichte Ergebnisverbesserung wird an der Börse entsprechend nicht als Trendwende interpretiert, sondern als Stabilisierung – und Stabilität reicht aktuell nicht für steigende Kurse.
Grand City Properties steht beispielhaft für eine Branche, die operativ solide arbeitet, aber im Kapitalmarktmodus „Misstrauen“ feststeckt. Die Zahlen zeigen ein Unternehmen, das tut, was es versprochen hat: Schulden abbauen, Mieten steigern, Ertrag stabilisieren. Der Markt hingegen zeigt, wie sensibel er auf jedes Zinsgerücht reagiert.
Für Investoren bleibt Grand City damit ein Testfall – nicht für Wachstum, sondern für Geduld.


