Das neue Flaggschiff aus dem Silicon Valley
Am Donnerstagabend war es so weit: OpenAI stellte GPT-5 vor – und öffnete den Zugang nicht nur für zahlende Kunden, sondern auch für Gratisnutzer. Altman selbst spricht von einem „bedeutenden Upgrade“ und zieht den Vergleich zu Apples Retina-Displays: Wer es einmal gesehen habe, wolle nie wieder zurück.
Für die KI-Branche steht mehr auf dem Spiel als nur ein Versionssprung. Seit Monaten wird diskutiert, ob große Sprachmodelle an ihre Leistungsgrenzen stoßen.
Statt immer präziser zu werden, häufen sich Berichte über fehlerhafte Antworten und erfundene Fakten. Ein Plateau würde nicht nur die Erwartungen an KI-Agenten dämpfen, sondern auch Milliardeninvestitionen von Google, Microsoft, Meta & Co. infrage stellen.
Vom Abiturienten zum promovierten Experten
Altman ordnet die Entwicklung von GPT in Bildungsmetaphern ein: GPT-3 sei wie ein Abiturient gewesen, GPT-4 wie ein Student – GPT-5 fühle sich erstmals an wie ein promovierter Experte. Für Produktchef Nick Turley ist es das „nützlichste Modell“ bisher.
Weniger Halluzinationen, mehr Präzision – das verspricht OpenAI. Zum ersten Mal soll ChatGPT auch klar sagen, wenn es etwas nicht weiß. Damit will man die Gefahr verringern, Nutzer in die Irre zu führen.

Sicherer, ehrlicher – und schneller
Neben der Genauigkeit hebt OpenAI die neue Sicherheitsarchitektur hervor. Bei sensiblen oder potenziell gefährlichen Fragen gibt GPT-5 nur noch allgemeine Hinweise.
Wochenlange Tests mit Start-ups, Kanzleien, Banken und Softwarefirmen hätten gezeigt, dass das Modell nicht nur hilfreicher, sondern auch verlässlicher sei.
Ein besonderer Stolzpunkt: „Software on demand“. Mit wenigen Anweisungen erstellt GPT-5 in Sekunden webbasierte Anwendungen – Aufgaben, für die ein erfahrener Entwickler Stunden bräuchte.
Milliarden für Marktanteile
Trotz gewaltiger Betriebskosten bietet OpenAI GPT-5 auch in der Gratisversion an. Die Strategie: möglichst viele Nutzer binden, bevor Konkurrenten aufholen. Laut PitchBook beschäftigt OpenAI rund 4.500 Mitarbeiter, hat mehr als 32 Milliarden Dollar an Wagniskapital eingesammelt und könnte 2025 trotz 13 Milliarden Dollar Umsatz bis zu acht Milliarden Verlust schreiben.
Optimismus trifft Skepsis
Der KI-Kritiker Gary Marcus bleibt bei seiner Einschätzung, dass mehr Rechenleistung allein keine Superintelligenz erzeugt. Altman widerspricht: Bessere Daten und mehr Rechenleistung würden die Modelle deutlich weiterbringen.
Die „digitale Superintelligenz“ – eines seiner Lieblingsmotive – sei allerdings auch mit GPT-5 noch nicht erreicht.
Zwischen Meilenstein und Marketing
Ob GPT-5 tatsächlich der große Wurf ist oder nur eine gelungene Feinjustierung, wird sich im Alltag zeigen. Es ist präziser, ehrlicher und vielseitiger – und wird trotzdem skeptisch beäugt. Für OpenAI ist es ein Prestigeprojekt. Für die Branche könnte es zum Lackmustest werden, ob der nächste große Sprung schon hinter uns liegt.
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