22. Oktober, 2024

Märkte

Goldman Sachs überarbeitet Sektorempfehlungen: Defensive Werte im Fokus

Goldman Sachs überarbeitet Sektorempfehlungen: Defensive Werte im Fokus

In Reaktion auf das verlangsamte Wirtschaftswachstum in Europa und zunehmende politische Unsicherheiten hat die US-Investmentbank Goldman Sachs ihre Sektorempfehlungen angepasst. Portfoliostrategin Lilia Peytavin warnte vor Risiken durch die anstehenden Wahlen in den USA und Frankreich sowie wirtschaftliche Entwicklungen in China und Zollstreitigkeiten mit dem asiatischen Land.

Peytavin betont in ihrer aktuellen Strategie-Studie eine verstärkte Ausrichtung auf defensive Werte. Vor allem der Telekomsektor wurde von "Underweight" auf "Overweight" hochgestuft, da er als einer der defensivsten Sektoren bei politischen und handelspolitischen Risiken angesehen wird. Trotz seiner hohen Verschuldung hebt Peytavin hervor, dass diese langfristiger Natur ist und der Telekomsektor weniger stark auf Änderungen der Anleiherenditen reagiert.

Für britische Hausbauer und europäische Verlage und Rüstungsunternehmen zeigte sich Peytavin ebenfalls optimistisch. Die große Mehrheit der Labour-Partei im britischen Parlament und das Engagement der Verlagsbranche in den USA bieten Potenzial für langfristige Investitionen. Zudem könnten sich die Aktienkurse von Verlagen angesichts zunehmender Unsicherheiten in der Handelspolitik besonders gut entwickeln. Im Rüstungssektor erwartet Goldman Sachs eine Erholung, da eine erneute Präsidentschaft Donald Trumps höhere Verteidigungsausgaben in Europa nach sich ziehen könnte.

Zyklische Werte und konjunkturanfällige Branchen wie Auto und Bau hingegen wurden auf "Underweight" abgestuft. Peytavin warnt vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen Chinas auf die jüngste Zollerhöhung der Europäischen Union gegenüber chinesischen Elektrofahrzeugen. Der Sektor Konsumgüter- und Konsumdienstleistungen wurde auf "Neutral" gesenkt, da er stark vom China-Geschäft abhängig ist und konjunkturellen Schwankungen unterliegt. Auch der Bereich Unternehmensdienstleistungen wurde herabgestuft, aufgrund der anhaltenden Abschwächung des Wirtschaftswachstums und möglichen weiteren Zollerhöhungen.

Für europäische Unternehmen mit starkem Engagement in China empfiehlt Peytavin sogar Short-Positionen, da der Konsum in China seit Anfang des Jahres träge ist und die chinesische Regierung eine Luxussteuer angekündigt hat. Im Gegenzug rät Goldman Sachs zu längerfristigen Investments in europäische Unternehmen, die in den USA engagiert sind, da sie von einer möglichen Aufwertung des US-Dollars bei einem Sieg Trumps profitieren könnten.