20. September, 2025

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Goldmacht-Ranking: Wer seit 2010 die Welt beliefert – und was das für Anleger bedeutet

Die Goldrally rollt, die Nachfrage bleibt hoch: Wir zeigen, welche Länder zwischen 2010 und 2024 am meisten gefördert haben – und warum Minenländer jetzt wieder zum Hebel auf den Preis werden.

Goldmacht-Ranking: Wer seit 2010 die Welt beliefert – und was das für Anleger bedeutet
China dominiert den Markt: Mit über 6.000 Tonnen zwischen 2010 und 2024 bleibt die Volksrepublik unangefochten an der Spitze – Transparenz und Umweltschutz spielen dabei nur Nebenrollen.

Der Goldpreis markiert neue Höhen, Zentralbanken füllen ihre Tresore, Minenaktien ziehen an. Hinter der Preisbewegung steht eine simple Frage: Wer kann liefern?

Die Antwort entscheidet über Kostenkurven, politische Risiken – und die Richtung der nächsten Kursbewegung. Die vergangenen 15 Jahre zeichnen ein klares Bild: Der Löwenanteil kommt aus wenigen, rohstoffstarken Staaten. Europa spielt nur in Nischen mit.

Die weltweite Spitze – zehn Länder prägen das Angebot

  • Platz 1: China6.010 t gesamt (2010–2024), 380 t in 2024.
    China bleibt der Anker des Angebots: staatlich flankierte Industrie, breites Lagerstättenportfolio, konsequente Prozessoptimierung. Für den Weltmarkt heißt das: planbares Volumen, aber wenig Transparenz.
  • Platz 2: Australien4.326 t gesamt, 284 t in 2024.
    Politisch stabil, kapitalmarktfreundlich, hohe Explorationsdichte. Australiens Kostenkurve ist wettbewerbsfähig – und reagiert schnell auf Preissignale.
  • Platz 3: Russland4.215 t gesamt, 330 t in 2024.
    Hohe Gehalte, starke Geologie – und Sanktionen als Preistreiber. Der Absatz findet Wege, aber die Finanzierung ist teurer geworden. Risikoaufschlag inklusive.
  • Platz 4: USA3.126 t gesamt, 158 t in 2024.
    Industriestaat mit strengen Standards. Projekte dauern länger, sind dafür planbarer. Hebelwirkung auf Börsen-Multiplies eher moderat, dafür verlässliche Governance.
  • Platz 5: Kanada2.417 t gesamt, 202 t in 2024.
    Explorationsmotor des Westens: starke Juniorminen-Szene, tiefe Kapitalmärkte. Pipeline gut gefüllt, aber Genehmigungen bleiben Nadelöhr.
  • Platz 6: Peru2.341 t gesamt, 137 t in 2024.
    Zyklischer Top-Produzent mit politischem Rauschen. Projektqualität hoch, soziale Lizenz der Schlüssel.
  • Platz 7: Ghana1.824 t gesamt, 141 t in 2024.
    Stabiler Afrikaproduzent mit Reformwillen. Infrastruktur verbessert sich, Stromkosten bleiben Hebel.
  • Platz 8: Mexiko1.739 t gesamt, 140 t in 2024.
    Silbergigant mit Goldkraft. Fiskalregeln und Community-Relations bestimmen den Takt.
  • Platz 9: Indonesien1.721 t gesamt, 140 t in 2024.
    Großprojekte dominieren, staatliche Beteiligungen nehmen zu. Exportregeln können schnell drehen – Polit-Risiko einpreisen.
  • Platz 10: Usbekistan1.381 t gesamt, 129 t in 2024.
    Alte Lagerstätten, modernisierte Werke. Reformtempo hoch, Datenlage besser – aber weiter staatsnah.
Australien als stabiler Gegenspieler: Mehr als 4.300 Tonnen Gold in 15 Jahren – politisch verlässlich, kapitalmarktnah und damit einer der wenigen Produzenten mit klarer Investorenfreundlichkeit.

Europa im Rückspiegel: Klein, aber nicht irrelevant

Die Fördermengen bleiben überschaubar: Finnland 121 t, Schweden 104 t, Bulgarien 99 t (2010–2024). 2024 kamen zusammen nur 37 t aus diesen drei Ländern, plus 13 t aus „anderen europäischen Ländern“.

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Europas Stärke liegt nicht im Volumen, sondern in Technologie, Effizienz und ESG-Standards. Für Investoren heißt das: Weniger Hebel, mehr Qualität – und Exposure eher über Ausrüster als über große Produzenten.

Warum gerade jetzt? Drei Kräfte treiben den Zyklus

  1. Zentralbanken als Preisanker: Die offiziellen Sektoren haben ihre Nettokäufe in den letzten Jahren deutlich hochgefahren. Das schafft eine robuste Nachfrageseite, die Schwächen bei Schmuck oder Industrie kompensiert.
  2. Makroumfeld: Erwartete niedrigere US-Zinsen, ein weicherer Dollar und geopolitische Unsicherheiten vergrößern den Sicherheitsaufschlag.
  3. Angebotsdisziplin: Nach Jahren knapper Budgets sind neue Großminen rar. Kapitalkosten, ESG-Auflagen und Genehmigungszeiten halten das Angebot strukturell enger – ein Nährboden für Preisausschläge.

Länderrisiken, die direkt in die Kosten laufen

  • Politik & Rohstoffnationalismus: Russland (Sanktionen), Indonesien (Exportregeln), Mexiko (Regulierung) – Eingriffe verteuern Projekte oder bremsen Volumina.
  • Energie & Wasser: Ghana, Peru und Teile Australiens spüren Energiepreis- und Wasserstress – direkte Effekte auf AISC (All-in Sustaining Costs).
  • Soziale Lizenz: Ohne belastbare Vereinbarungen mit Gemeinden wird jeder Projektplan zur Lotterie – Peru liefert regelmäßig Lehrstücke.
  • Devisen & Kapitalzugang: Starker Dollar hilft Produzenten (Erlöse), schadet aber Investorenrenditen außerhalb der USA. Finanzierungsfenster bleiben selektiv.
Russlands Paradox: Trotz Sanktionen förderte Moskau 330 Tonnen Gold allein 2024 – Absatz findet statt, aber über Umwege mit steigenden politischen Risiken.

Was das Ranking für Portfolios bedeutet

  • China/Australien als Stabilitätsanker: Hohe Sichtbarkeit bei Volumen, gute Kostenposition. Der Hebel auf den Preis ist kleiner – dafür geringer Projektausfall.
  • Peru/Ghana/Mexiko für Beta: Mehr Schwankung, mehr Potenzial – aktive Titelauswahl Pflicht.
  • Kanada/USA für Governance: Saubere Bilanzen, strengere Aufsicht – dafür weniger kurzfristige Explosivität.
  • Europa als ESG-Spiel: Kleine Volumina, aber über Ausrüster, Metallurgie, Minensoftware lässt sich an operativer Effizienz verdienen.

Der Blick hinter die Kurve: Angebot bleibt knapp

Selbst bei hohen Preisen entstehen Großprojekte nicht über Nacht. Explorationszyklen, Studien, Genehmigungen, Bau – das dauert Jahre. Parallel erhöhen Umweltauflagen und Community-Standards die Kapitalintensität je Unze.

Ergebnis: Die Kostenuntergrenze steigt, die Reaktionsgeschwindigkeit des Angebots sinkt. Das hält den Preis empfindlich für Nachfrageschocks – ob aus Notenbankkäufen, ETFs oder Geopolitik.

Methodik & Hinweis

Die hier gezeigten Fördermengen (2010–2024) basieren auf den Angaben des Branchenverbands World Gold Council (WGC). Die Werte sind auf- bzw. abgerundet und dienen der Einordnung von Trends, nicht als kaufmännische Abrechnungsbasis.

Gold bleibt ein politisches Metall: Wenige Länder, viel Macht. Wer die Landkarte des Angebots versteht, versteht den Zyklus. Für Anleger heißt das: Nicht nur den Preis handeln – die Herkunft der Unze entscheidet über Rendite und Risiko. Wer jetzt blind auf „Gold“ setzt, spielt nur die halbe Partie. Wer die Produzentenkarte mitdenkt, spielt die ganze.

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